Die Teilnehmer der Neckarfreude-Aktion im Wasser unter dem Mühlsteg Foto: Iris Frey

Die Menschen zieht’s ans Wasser, nur an den Neckar in Stuttgart zieht es sie kaum. Eine Gruppe von Aktivisten ist jetzt in den Fluss gesprungen, um für die Verbesserung seiner Qualität zu kämpfen – darunter auch ein Stuttgarter Stadtrat.

Stuttgart - Der Neckar steht immer wieder im Mittelpunkt politischer Debatten, vor allem weil er kaum eine Rolle im Leben der meisten Stuttgarter spielt. Ein Problem, das immer wieder auftaucht, ist die Wasserqualität: Weil im Fluss zu viele Bakterien und Keime schwimmen, ist zuletzt etwa die Idee einer künstlichen Surfwelle in Untertürkheim vorläufig gescheitert. Am vergangenen Wochenende nun wollten die Flussfreunde der Gruppe „Mehr Neckarfreude für Stuttgart“ mal wieder ein Zeichen setzen. Zum zweiten Mal nach 2017 sprangen einige Aktivisten beim Mühlsteg in Bad Cannstatt in den Fluss, um die Schönheit der Landschaft zu würdigen, so die Mitinitiatorin Marion Heck, und um Stadt und Land daran zu erinnern, dass sie nicht nachlassen sollen, das Wasser besser zu machen. Unter den neun Schwimmern, die nach Angaben von Augenzeugen nach zehn Minuten fit und fröhlich wieder aus dem Wasser stiegen, war auch Grünen-Stadtrat Björn Peterhoff.

Bußgeld könnte 88,50 betragen

Interessant wird die Aktion auch dadurch, dass das Baden im Neckar in Stuttgart verboten ist, weshalb auf Peterhoff und die Mitstreiter der Neckarfreunde theoretisch auch ein Bußgeld in Höhe von 60 Euro und eine Bearbeitungsgebühr von 28,50 Euro zukommen könnte. „Darüber reden wir aber nur, weil wir hier in Stuttgart sind“, sagte Peterhoff am Dienstag unserer Zeitung, „sowohl neckaraufwärts als auch neckarabwärts ist das Baden nicht verboten.“ Das Landesgesundheitsamt rate wegen der Wasserqualität lediglich davon ab, in dem Fluss zu baden. So stiegen auch am Neckarstrand bei Remseck oder in Heidelberg immer wieder Menschen ins Wasser. „Uns ging es darum, ein Zeichen dafür zu setzen, dass wir den Neckar so sauber bekommen müssen, dass man wieder ganz gefahrlos darin baden kann“, sagte der 33-Jährige. Das wäre auch ein Schritt auf dem Weg zur viel beschworenen Stadt am Fluss. „Es geht darum, den Neckar überhaupt mal erlebbar zu machen.“

Anzeigen gegen zehn Schwimmer

Ob er dafür ein Bußgeld in Kauf nehmen muss, dazu konnte und wollte Peterhoff nichts sagen: „Das warte ich jetzt ab.“ Die Wahrscheinlichkeit erscheint gering. Eine Sprecherin der Stadt bestätigte am späten Nachmittag, dass „uns bisher keine Anzeige vorliegt“ – weder gegen Peterhoff noch gegen andere aus der Gruppe, die am Mühlsteg planschte. Gegen insgesamt zehn andere Neckarschwimmer allerdings sind laut Ann-Kathrin Gehrung allein in diesem Jahr Anzeigen eingegangen. Ob tatsächlich auch Bußgelder verhängt wurden, ließ sich am Dienstag nicht herausbekommen.