Das neue Fußballstadion des Karlsruher SC ist fast fertig – doch der Weiterbau stockt. Foto: imago images/Tim Carmele

In Karlsruhe und Freiburg werden neue Fußballstadien gebaut. Doch wegen der Corona-Pandemie geraten die Zeitpläne ins Rutschen. Manche fragen sich gar, ob angesichts der veränderten Rahmenbedingungen die Neubauten überhaupt noch nötig sind.

Karlsruhe/Freiburg - Es sind ehrgeizige und politisch aufgeladene Vorhaben: In Karlsruhe und Freiburg entstehen neue Sportarenen. Der Karlsruher SC hat sich Ende Juni gerade noch den Verbleib in der Zweiten Bundesliga gesichert. Und doch soll bis Sommer 2022 im Wildpark ein neues Fußballstadion fertig sein. Der SC Freiburg steht sportlich sehr viel besser da – hätte womöglich schon zu Beginn der neuen Saison im „neuen Schwarzwaldstadion“ spielen können. Doch in Zeiten von Corona hat man es nun offenbar gar nicht mehr so eilig.

Dach zu Hälfte fertig

Die Betonfertigteile für das neue Stadionrund in Karlsruhe entstehen in einem Werk im mittelbadischen Raum. Derzeit gibt es keine neuen Anlieferungen. Die neue Osttribüne ist nahezu fertiggestellt, der stelzenartige Aufbau ragt rund 20 Meter in die Höhe. Auch die Dachkonstruktion ist etwa zur Hälfte fertig. „Wir sind froh, dass auch während der Corona-Pandemie ohne Unterbrechung gebaut werden konnte“, sagt ein Sprecher des Eigenbetriebs Fußballstadion im Wildpark.

Noch im März hatte es Schlagzeilen gegeben, der Stadionbau werde zwischen 15 und 30 Millionen Euro teurer. Im Mai war das dann erneut ein Thema im Karlsruher Gemeinderat. Man habe „eine umfassende Risikoanalyse vorgestellt“, sagt Werner Merkel, der Leiter des Eigenbetriebs. Demnach könnten unter gewissen Umständen „durch Nachträge oder den Baupreisindex höhere Kosten entstehen“. Der Gemeinderat habe „berechtigt und vorsorglich das Budget für das Fußballstadion im Wildpark erhöht“.

Man bleibe aber weiter bemüht, das zuvor festgelegte Budget nicht zu überschreiten. Dieses wurde vom Gemeinderat für das Stadion mitsamt der Infrastruktur schon vor längerer Zeit auf 123 Millionen Euro gedeckelt.

Stadionbau als Wahlkampfversprechen

Würde diese Vorgabe gerissen, könnte dies zum neuen Wahlkampfthema werden. Am Nikolaustag, 6. Dezember, wird in Karlsruhe gewählt, für Amtsinhaber Frank Mentrup (SPD) war der Stadionbau ein Wahlkampfversprechen von 2012. Im Sommer 2022 soll das neue Wildparkstadion, zwei Kilometer nördlich vom Marktplatz, fertig sein – im laufenden Betrieb und finanziert durch eine Kreditaufnahme der städtischen Tochtergesellschaft.

Die Voraussetzungen in Freiburg könnten unterschiedlicher kaum sein: Der SC landete in der Bundesliga aktuell auf Platz acht. Ende März 2019 war die Grundsteinlegung im Gewann Wolfsgrund, am Nordwestrand der Stadt – mit Flugplatz und Messegelände in der Nachbarschaft. Vorangegangen waren dem Bau Beschlüsse des Stadtrats und ein Bürgerentscheid im Februar 2015. Und doch klagten Anwohner des benachbarten Stadtteils Mooswald zuletzt gegen den zusätzlichen Lärm.

Der angerufene Verwaltungsgerichtshof wollte zunächst Abend- und Sonntagsspiele verbieten – korrigierte jedoch im Mai dieses Jahres seinen Beschluss vom Vorjahr. Ein Rundgang mit der Presse Mitte Juli zeigte den Baustand: Die Stadionkonstruktion ist nahezu fertig, drei der Tribünen sind bereits überdacht; nur der Gästeblock steht aktuell noch frei. Auch die Trainingsplätze sind fertig, die Parkplätze angelegt, 4000 Fahrradabstellplätze mit Bügeln geschaffen. Rund vier Kilometer sind es vom Standort Wolfsgrund bis Stadtmitte und Hauptbahnhof – etwa genauso weit wie bis zum bisherigen Stadion an der Dreisam am anderen Ende der Stadt. Der Terminplan Neubau war von Anfang an sehr ambitioniert.

Arbeit rund um die Uhr

Mit dem Unterschied zu Karlsruhe: Der Neubau entsteht auf der grünen Wiese, gearbeitet werden kann quasi rund um die Uhr. Auch bei den Kosten gibt es derzeit offenbar keine Abweichungen, so sagt es zumindest die Stadt. „Jetzt ist die Frage, wann wir das Stadion überhaupt brauchen“, so wurde der Freiburger Baubürgermeister Martin Haag jüngst zitiert. Denn in Corona-Zeiten scheint es auch der Verein gar nicht mehr eilig zu haben, in das neue Stadion zu ziehen – das immerhin 10 000 Plätze mehr bietet.

Der Sportclub werde nicht zu Beginn der neuen Saison umziehen, heißt es. Die Rede ist jetzt von Dezember 2020. „Wir setzen weiterhin darauf, dass wir uns gemeinsam mit unseren Fans gebührend vom Schwarzwald-Stadion verabschieden können“, sagt SC-Sportvorstand Oliver Leki. Und das gehe nur mit Zuschauern.