Die Schuldenuhr tickt schon im langsameren Tempo von 2017: Das bedeutet eine sekündliche Neuverschuldung von 68 Euro. Foto: Bund der Steuerzahler

Die bekannte Schuldenuhr vom Bund der Steuerzahler läuft 2017 so langsam wie noch nie, weil der Bund keine neuen Schulden machen will und auch die meisten Länder auf neue Schulden verzichten wollen.

Stuttgart - Pro Sekunde wird die Schuldenuhr nur noch 68 Euro neue Schulden ausweisen, zuvor waren es 129 Euro. Damit wird erstmals in der Geschichte die Schuldenuhr Deutschlands nur noch einen zweistelligen Schuldenzuwachs ausweisen. Denn auch im neuen Jahr will der Bund ohne Nettokreditaufnahme auskommen, was auch für die Gesamtheit aller Kommunen angenommen wird. Somit halten nach Angaben des Bundes der Steuerzahler allein die Bundesländer die Schuldenduhr 2017 am Laufen. „Mit mehr als 2000 Milliarden Euro verharrt der gesamte Schuldenstand Deutschlands immer noch auf einem viel zu hohen Niveau“, sagt der Präsident des Bundes der Steuerzahler, Reiner Holznagel.

Größter Schuldentreiber versus Tilgungsmeister

Insgesamt hat sich aber die finanzielle Lage der Länderhaushalte verbessert. Vor allem aufgrund hoher Steuereinnahmen und weiter sinkender Zinsausgaben planen die 16 Länder mit einer Nettokreditaufnahme von zusammen nur noch knapp 2,2 Milliarden Euro (gegenüber rund vier Milliarden Euro 2016).

Der bundesweit größte Schuldentreiber wird erneut Nordrhein-Westfalen sein; das Land plant eine Nettokreditaufnahme am Kapitalmarkt von knapp 1,8 Milliarden Euro. Neue Schulden machen auch Bremen, das Saarland, Hessen und Rheinland-Pfalz. Dagegen wollen Baden-Württemberg, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen und Thüringen ohne neue Schulden auskommen. Berlin, Hamburg, Sachsen-Anhalt, Sachsen, Schleswig-Holstein und Bayern wollen sogar Schulden tilgen. Tilgungsmeister ist Bayern mit 500 Millionen Euro.

Wie die Schuldenuhr funktioniert

Die Schuldenuhr veranschaulicht, in welchem Umfang die Politik am Schuldenmachen festhält. Beim Schuldenzuwachs je Sekunde werden die geplanten Nettokreditaufnahmen der Kernhaushalte von Bund, Ländern und Kommunen erfasst – diese Haushalte werden direkt von der Politik gesteuert und damit verantwortet. Der ebenfalls auf der Schuldenuhr angezeigte Gesamtschuldenstand umfasst darüber hinaus auch die Schuldenentwicklung bei den so genannten Kassenverstärkungskrediten sowie die Schulden der öffentlichen Schattenhaushalte. Die Schuldenuhr wird regelmäßig aktualisiert, sobald sich Daten der Kernhaushalte ändern und das Statistische Bundesamt neue Zahlen zur Gesamtverschuldung vorlegt.