Die designierte Ministerin für Integration: Annette Widmann-Mauz. Foto: dpa

Staatssekretärin Annette Widmann-Mauz aus Tübingen wird von Kanzlerin Merkel zur Bundesministerin für Integration befördert. Die Vorsitzende der Frauen-Union freut sich über die neue Aufgabe.

Berlin - Als Staatssekretärin war Annette Widmann-Mauz (Tübingen) bereits im Bundesgesundheitsministerium tätig – jetzt wird sie selbst Chefin eines Ressorts im Bundeskabinett.

Frau Widmann-Mauz, Sie wurden zuletzt als Gesundheitsministerin gehandelt. Jetzt werden Sie Staatsministerin für Integration. Waren Sie selbst ein bisschen überrascht?
Ich bin lange genug in der Politik um zu wissen, dass es immer anders kommt, als man denkt. Und deshalb war das für mich auch immer nur Spekulation. Es war sicherlich denkbar, aber ich habe mich sehr gefreut, dass die Bundeskanzlerin mir das Angebot gemacht hat, als Staatsministerin für Migration, Flüchtlinge und Integration ins Bundeskanzleramt zu kommen und diese wichtige Aufgabe zu übernehmen. Darüber freue ich mich, weil das Thema unsere Gesellschaft prägt.
Sie werden möglicherweise sehr viel mit einem Innenminister Horst Seehofer zu tun haben. Haben Sie schon überlegt, wie das funktionieren kann mit so einem Alphatier?
Zunächst einmal ist das eine sehr unabhängige Stelle im Bundeskanzleramt. Ich sitze am Kabinettstisch und kann deshalb die grundsätzliche Ausrichtung der Integrationspolitik in der Bundesregierung beeinflussen. Dabei wird natürlich auch die Zusammenarbeit mit dem Innenministerium eine wichtige Rolle spielen – aber auch mit den anderen Ministerien, die mit diesen Fragen beschäftigt sind. Ich selbst habe in meiner Funktion als Staatssekretärin im Gesundheitsministerium mit der damaligen Staatsministerin eng zusammengearbeitet, als es um die gesundheitliche Versorgung von Migranten ging. Abgesehen davon kennen Horst Seehofer und ich uns schon sehr lange. Wir haben schon in unterschiedlichen Rollen und Funktionen miteinander Politik gemacht und verhandelt. Jetzt kommt für uns ein neues Kapitel.
Haben Sie sich schon konkret überlegt, wo Sie Schwerpunkte setzen wollen?
Da bitte ich erst einmal um ein bisschen Geduld. Ich werde dann, wenn ich mich im Amt orientiert habe, meine Schwerpunkte festlegen. Was mir in meiner bisherigen Position als Vorsitzende der Frauenunion sehr am Herzen liegt, ist die Frage, wie uns die Gleichberechtigung von Mann und Frau besser gelingt. Wie können wir in den Teilen der Bevölkerung mit Migrationshintergrund, die aus religiöser oder kultureller Sicht andere Vorstellungen aus ihren Heimatländern mitgebracht haben, unsere Werte verdeutlichen?
Gleichberechtigung könnte in den Integrationskursen stärker Thema werden?
Im Zweifel müssen wir auch über ganz neue Formen diskutieren, wie uns das gelingen kann. Denn unsere Gesellschaft darf nicht zurückfallen, wir wollen ein modern aufgeklärtes Land bleiben.
Für Sie als Vorsitzende der Frauenunion muss es ein denkwürdiger Tag sein. Die Hälfte der CDU-Ministerposten wurde an Frauen vergeben.
Angela Merkel hat ihre Ankündigung aus dem Wahlkampf wahr gemacht. Das zeigt einmal mehr, dass auf ihr Wort Verlass ist. Ich war sicher, dass das so sein wird, da ich sie lang genug kenne. Ich freue mich darüber. Im 21. Jahrhundert dürfen wir nicht nur über Gleichberechtigung reden, sondern müssen sie tatsächlich umsetzen.
Sie sind jetzt die Baden-Württembergerin im Kabinett. Bei den klassischen Ministerposten ist die Landes-CDU aber leer ausgegangen. Ein Wermutstropfen?
Da ich die einzige Vertreterin des Landes am Kabinettstisch sein werde, werde ich mich auch in andere Themen einbringen. Das ist sonnenklar. Aber wir sind auch in anderen Spitzenämtern gut vertreten. Baden-Württemberg hat da eine gute Ausgangsposition.