Gerhard Schröder gab bei Holzmann einst den Volkstribun. Nun tritt Bundeskanzler Olaf Scholz bei der Meyer Werft in Schröders Spuren. Doch Schröders damalige Aktion war um einiges cleverer angelegt, meint Kommentator Klaus Köster.
Bei wohlwollender Betrachtung kann man Bundeskanzler Olaf Scholz für einen großen Optimisten halten. Seine Ampel ist heillos zerstritten, er selbst aber erweckt voller Gleichmut den Eindruck, alles werde gut.
Und in der Tat gib es manchmal magische Momente, die eine Wende herbeiführen können. Gerhard Schröder, Scholz‘ Vorgänger als SPD-Kanzler, hatte einen sicheren Instinkt für Themen, die beim Volk zünden. Ob es sein lautes Nein zum Irakkrieg war oder seine Rolle als gummistiefelnder Retter beim Elbe-Hochwasser in Sachsen – Schröder ließ sich Chancen, seine Beliebtheitswerte zu steigern, nicht entgehen. Bei der Wahl kurz nach dem Hochwasser erreichte seine SPD heute unvorstellbare 38,5 Prozent.
Zu diesen Momenten zählte einst auch die drohende Pleite des Bauunternehmens Holzmann, dessen Rettung sich Schröder vor 25 Jahren publikumswirksam auf die Fahnen schrieb. Scholz verspricht nun ebenfalls die Rettung eines Mittelständlers – der Meyer Werft in Papenburg.
Doch so recht zünden will seine Botschaft nicht. Obwohl Schröder viel mehr aus dem Vollen hätte schöpfen können, verschanzte er sich geschickt hinter den Banken, denen er die Verantwortung zuschob. Am Ende wurden die Staatsgelder, die er in Aussicht stellte, nicht einmal angerührt.
Scholz dagegen sendet schon jetzt die Botschaft aus, dass der Staat bei der Werft einsteigen werde. Was aber ist mit all denen, die sich ebenfalls um ihre Jobs sorgen, ohne dass der Kanzler mit dem Füllhorn vorbeischaut, dessen Inhalt heute für Wichtigeres gebraucht wird als für Wahlgeschenke? Auf seinen magischen Moment wird Scholz weiter warten müssen.