Anders als in anderen Museen heißt es in der Staatsgalerie Stuttgart bereits um 17 Uhr Adieu. Foto: dpa

Die reduzierten Öffnungszeiten zeigen, wie schwer sich die Staatsgalerie Stuttgart tut. Offensichtlich ist sie weniger attraktiv als vergleichbare Museen.

Stuttgart - Spricht man mit Museumsmachern, treibt sie vor allem eine Sorge um: Wie lockt man Besucher ins Haus, die bisher nichts mit Kunst am Hut hatten? Und wie können Museen mit ihren Themen in die Stadt hineinwirken? Die Antwort ist simpel: Man muss sich öffnen – in jeder Beziehung. Die Staatsgalerie Stuttgart schlägt nun die Gegenrichtung ein. Seit Jahresbeginn schließt das Museum nicht mehr um 18 Uhr, sondern bereits um 17 Uhr. Der frühe Abend ist fortan Gruppen und Firmen vorbehalten, die das Museum exklusiv und auf Vorbestellung buchen können. Damit will man neue Besuchergruppen gewinnen – und spart ganz nebenbei Personal und Kosten.

Der Anlass für diese Änderung sagt einiges über den Zustand der Staatsgalerie aus. Sie war in den vergangenen Jahren am späten Nachmittag wie leergefegt – und ist damit offensichtlich unattraktiver ist als vergleichbare Museen. Die meisten großen Kunstmuseum halten die späten Stunden für wichtig, um Berufstätige zu erreichen. Deshalb ist 18 Uhr bundesweit Standard.

Es ist heikel, das Angebot selbst einzuschränken

Dass die Staatsgalerie reagiert auf die schlecht besuchte Zeitzone, ist richtig. Dass die neue Sonderöffnung aber auf Kosten der Öffnung für alle geht, ist ein heikles Signal. Denn damit untermauert man, was ja ohnehin viele denken: dass das Museum eine exklusive und elitäre Einrichtung ist, die sich nicht um die breite Öffentlichkeit schert. Genau dieses Bild, das die Museen selbst Jahrzehnte lang kultiviert haben, macht ihnen heute das Leben schwer.

Es ist aber auch durchaus riskant, Angebote aus freien Stücken einzuschränken und Türen zu schließen – statt für mehr Präsenz zu kämpfen. Am Ende könnte es so kommen wie wie mit den Bussen auf dem Land. Wenn die Fahrgastzahlen sinken, bietet man weniger Fahrten an, wodurch wiederum weniger mitfahren – bis es am Ende überhaupt keinen Bus mehr gibt.

adrienne.braun@stz