Ist in die Jahre gekommen: der Stirling-Bau an der Konrad-Adenauer-Straße. Foto: © Stuttgart-Marketing GmbH, Werner Dieterich/Werner Dieterich

Der Stirling-Bau der Staatsgalerie Stuttgart muss saniert werden und wird 2028 geschlossen. Baden-Württembergs Kunstministerin Petra Olschowski hat eine Lösung: Die Staatsgalerie zieht ins Kunstgebäude am Schlossplatz.

Es ist ein Paukenschlag: Der Stirling-Bau der Staatsgalerie Stuttgart, 1984 als Neue Staatsgalerie eröffnet, muss geschlossen werden. „2028 beginnt eine mehrjährige Sanierung“, sagt Petra Olschowski (Grüne), Ministerin für Wissenschaft, Forschung und Kunst, unserer Zeitung. In den vergangenen Jahren waren an verschiedenen Stellen des internationalen Architekturdenkmals immer wieder Schäden aufgetreten. Zudem müsse „ energetisch saniert werden“.

 

Christiane Lange ist seit 2013 Direktorin der Staatsgalerie Stuttgart und freut sich auf die Sanierung des Stirlingbaus Foto: dpa/dpa

Die Sammlungsschätze der Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts – darunter die herausragenden Werke des Expressionismus, von Max Beckmann, aber auch von Pablo Picasso – sollen sichtbar bleiben. „Wir haben uns entschieden“, so Olschowski, „für die langjährige Sanierungsphase das Kunstgebäude am Schlossplatz der Staatsgalerie als Interimsfläche zur Verfügung zu stellen.“

Markantes Erkennungsmerkmal des Kunstgebäudes ist die Kuppel Foto: dpa/dpa

Das Kunstgebäude ist in den vergangenen Jahren im historischen Teil für 20,5 Millionen Euro saniert worden und wird mit der Eröffnung der Großen Landesausstellung „The Hidden Länd. Wir im ersten Jahrtausend“ des Archäologischen Landesmuseums am 13. September der Öffentlichkeit offiziell als Ausstellungsgebäude übergeben.

Damit sind frühere Pläne des Staatsministeriums vom Tisch, das Kunstgebäude während der Sanierung des Mitteltraktes des Alten Schlosses für Repräsentationsveranstaltungen des Landes zu nutzen. Ministerin Olschowski: „In Gesprächen mit dem Staatsministerium ist es gelungen, zu erreichen, dass das Gebäude ab sofort und langfristig der Kunst zur Verfügung steht.“ Dabei bleibt der hintere Teil mit Glastrakt und Vierecksaal Bühne des Württembergischen Kunstvereins Stuttgart. Der Stuttgarter Künstlerbund wiederum präsentiert sich weiter im sanierten Obergeschoss. Am Samstag, 14. September, wird unter dem Titel „Auftakt“ eine Mitgliederausstellung mit Werken von 54 Künstlerinnen und Künstlern eröffnet.

Die Staatsgalerie-Flagge weht bereits 2025 vor dem Kunstgebäude, folgt doch auf „The Hidden Länd“ die Große Landesausstellung zum Werk der Malerin Katharina Grosse. Von 2026 an, so Olschowski, „sollen im Kunstgebäude in der Gesamtverantwortung der Staatsgalerie wechselnde Ausstellungen und Veranstaltungen stattfinden“. Mit dabei sein dürfte dann auch das Kunstmuseum Stuttgart. Auch der 2005 eröffnete Komplex am Schlossplatz mit Sammlungsräumen im Erdgeschoss und im Untergeschoss sowie dem markanten Glas-Kubus am Schlossplatz muss saniert werden, bestätigte das Kunstmuseum am Freitag. Christiane Lange, Direktorin der Staatsgalerie Stuttgart sagt, man sei bereits „im Austausch mit dem Kunstmuseum“.

„Very best der Staatsgalerie“

Und was plant die Staatsgalerie im Kunstgebäude für die Zeit von 2028 an? „Wir denken über ein ,very best of Staatsgalerie‘ nach, vom Impressionismus über die Klassische Moderne bis zur Gegenwart“, sagt Lange. Sie sieht nun vor allem Chancen: „Als Direktorin der Staatsgalerie Stuttgart“, so Lange, „bin ich überglücklich, dass die längst überfällige Sanierung konkret wird und freue mich, mit unserem großartigen Team die vor uns liegenden Aufgaben zu meistern.“

Ministerin Olschowski wiederum sieht in der Entwicklung auch neue Impulse für die Weiterentwicklung des mit hochrangigen Einrichtungen bestückten Kulturquartiers im Stuttgarter Zentrum. „Aufgrund der Bespielung des Kunstgebäudes durch die Staatsgalerie, den Württembergischen Kunstverein, den Stuttgarter Künstlerbund sowie weitere Kultureinrichtungen“, so die Ministerin, „wird im Kunstgebäude an einem zentralen Platz in Stuttgart eine vielseitige kulturelle Nutzung für unterschiedliche Zielgruppen ermöglicht.“ Und: „Damit schließen wir eine Achse des Kulturquartiers und bauen eine gedankliche Brücke über die Konrad-Adenauer-Straße hinweg.“ Das erinnert an Überlegungen, das Kunstgebäude zu einer Mehrsparten-Bühne zu entwickeln. Auf mögliche Kooperationen in der neuen Regie-Klarheit darf man gespannt sein.

Café im Kunstgebäude soll Anfang 2025 öffnen

Bleibt für das Kunstgebäude die Frage nach der Gastronomie. Ursprünglich war eine Teilöffnung schon zur Fußball-Europameisterschaft angedacht, jetzt ist die Eröffnung von Restaurant und Café für Anfang 2025 geplant. Petra Olschowski hält einen Moment inne. Dann sagt die Ministerin: „Das Kunstgebäude am schönsten Platz des Landes ist eine große Chance für die Kultur insgesamt.“