Felix Vallotton, „La Blanche et la Noire“, 1913 Foto: Hahnloser /Jaeggli-Stiftung, VG Bild-Kunst 2017

Als Finale einer glücklichen Allianz endet am Sonntag in der Staatsgalerie die Schau „Aufbruch Flora. Meister­werke aus der Sammlung Hahnloser-Bühler“. In Winterthur, am angestammten Platz, tut sich derweil Erstaunliches: Die Stadt will die Rückkehr der Sammlung beschleunigen.

Stuttgart - Pierre Bonnard, Henri Matisse, Edouard Manet, Vincent van Gogh, Paul Cézanne, Félix Vallotton oder Odilon Redon – klingender könnten die Namen der Künstler kaum sein, deren Werke die Privatsammlung Arthur und Hedy Hahnloser-Bühler versammelt. Viele Jahrzehnte Anlass, mit der Bühne der Sammlung in einer Privatvilla auch die weiteren Kunstschätze Winterthurs zu entdecken, ist die Sammlung heimatlos geworden, seit man in Winterthur 2013 die dringend notwendige Sanierung der Villa Flora als erhebliches finanzielles Risiko auf dem Weg zu neuem Kunstglanz ausgemacht hat.

Eine Tour der Schätze – möglich erst durch die Sanierung der Villa Flora und angedacht als Überbrückung der Zeit während der Bauarbeiten – gewann schnell an Eigendynamik. Sicherheit ist für Sammler, ist für eine Sammlung, ist für die Hüter einer Sammlung die zentrale Frage. Die Sicherheit der Werke zuvorderst, aber auch die Sicherheit einer wissenschaftlichen Betreuung. Zuvorderst aber die Sicherheit der Sichtbarkeit.

Seit drei Jahren tourt die Sammlung

Seit drei Jahren ist die Sammlung Hahnloser-Bühler, zwischen 1906 und 1936 aufgebaut durch die künstlerisch interessierte Industriellen-Tochter Heddy Hahnloser und den Augenarzt Arthur Bühler, auf Reisen. Unter anderem in der Hamburger Kunsthalle. Einzig in Stuttgart aber entschließt man sich, die Präsentation der Meisterwerke in der Staatsgalerie mit tiefen Blicken in die eigene Sammlung zu verbinden. Ein Volltreffer. Edouard Manets „Amazone“ (1883) aus Winterthur und das 1966 erworbene Stuttgarter Manet-Schlüsselwerk „Der Maler Monet in seinem Atelier“ sind in ihrem Dialog allein schon den Besuch der Ausstellung „Aufbruch Flora – Meisterwerke aus der Sammlung Hahnloser-Bühler“ wert.

Noch einmal führt Angelika Affentranger-Kirchrath

Erarbeitet haben die Schau Staatsgaleriechefin Christiane Lange, Kuratorin Neela Struck – zuvorderst aber Angelika Affentranger-Kirchrath. Viele Jahre für die Betreuung der Sammlung verantwortlich, kommt sie anlässlich des Finales noch einmal nach Stuttgart. An diesem Sonntag um 14 Uhr führt Affentranger-Kirchrath durch die Ausstellung – ein letztes Mal als Kuratorin der Sammlung. Von Stuttgart aus gehen die heimatlosen Kunstschätze als Leihgabe an das Kunstmuseum Bern. „Es war eine wunderbare Zeit“ , resümmierte Affentranger-Kirchrath jüngst beim „Ortstermin“ unserer Zeitung in der Staatsgalerie.

Auf 15 Jahre ist der Leihvertrag zwischen der Hahnloser/Jaeggli-Stiftung und dem Kunstmuseum Bern angelegt. Nun aber könnte die Sammlung deutlich schneller nach Winterthur zurückkehren. Der Große Gemeinderat der Stadt strebt nun doch die 2014 überraschend auf Eis gelegte Sanierung der Villa Flora an.

Staatsgsaleriechefin: „Viele neue ,Flora’-Freunde“

Staatsgaleriedirektorin Christiane Lange freut sich: „Die Sammlung des Schweizer Ehepaars Arthur und Hedy Hahnloser-Bühler hat in den vergangenen Monaten in der Staatsgalerie Stuttgart viele neue Freunde gewonnen“, sagt sie. Und „Über den wunderbaren Film von Nathalie David ,Villa Flora. Ihre Sammler, ihre Künstler’ können wir noch bis zu diesem Sonntag auch die besondere Atmosphäre der Villa Flora in Winterthur vermitteln.“ Schließlich ergänzt Lange: „In den letzten drei Jahren auf Reisen begeisterten die Werke der Nabis-Künstler Félix Vallotton, Pierre Bonnard und Édouard Vuillard und ihren Vorläufern der Moderne mit van Gogh und Cézanne die Kunstfreunde in Deutschland und Frankreich. Umso mehr freuen wir uns, dass nun mit der kürzlich getroffenen Entscheidung des Gemeinderats in Winterthur auch die Erwerbung und Sanierung der Villa Flora vorangetrieben wird, damit die Sammlung dauerhaft nach Winterthur zurückkehren kann.“ Kurz: Die Magier wirkt weiter – auch und gerade mit Rückenwind aus Stuttgart.