Christiane Lange unterstützt den Appell an die Politik, auch die Staatsgalerie wieder zu öffnen. Foto: dpa

Die großen Kunstmuseen wollen ihre Häuser wieder öffnen und suchen den Dialog mit der Politik. Auch die Stuttgarter Museumschefin Christiane Lange hat den Brief an die Kulturstaatsministerin unterzeichnet.

Stuttgart - Die großen Kunstmuseum der Republik haben sich an die Kulturstaatsministerin gewandt, weil sie wieder öffnen wollen. Auch Christiane Lange, die Direktorin der Staatsgalerie Stuttgart hat unterschrieben.

Frau Lange, warum haben die großen Museen der Kulturstaatsministerin geschrieben?

Wir wollten konstruktiv den Kontakt mit der Politik suchen. Wir haben Verständnis für deren Zwickmühle, aber es ist ein Dilemma, dass so wenig differenziert wird. Museen, die entsprechende Konzepte vorlegen, könnten doch aufmachen.

Geht es Ihnen nur um Ihre eigenen Häuser – oder um alle Museen?

Es geht um die großen Häuser. Es gibt natürlich Museen, die keine Klimatisierung haben, keine großen Flächen und Hygienekonzepte. Eben deshalb muss man differenzieren. Und wenn man öffnen kann, dann sollte man öffnen.

Glauben Sie, dass die Menschen derzeit den Kopf frei haben für Kunst?

Ich glaube schon. Wir kriegen viele Rückmeldungen, wie sehr man sich nach uns sehnt. Wir sind die Orte für Resilienz und für Menschen, die ihre Batterien in schwierigen Situationen aufladen müssen. Die Kirchen sind auch nicht leer, obwohl die Hürden hoch sind. Wir können alternative Orte für Bildung und Schulen sein. Wir haben riesige Flächen, da kann man natürlich mit uns in Dialog treten.

Gibt es derzeit für die Museen ein offizielles Datum für die Wiedereröffnung?

Natürlich nicht. Die Museen haben nicht nur in Baden-Württemberg, sondern in allen Bundesländern keinen offiziellen Termin genannt bekommen. Wir könnten jeden Tag aufmachen, die Kunst hängt da und wartet auf den Betrachter.

Brauchen Sie keinen Vorlauf?

Wir können natürlich nicht von heute auf morgen aufsperren – je nach Museum braucht es zwischen wenigen Tagen und zwei Wochen Vorlauf. Man bekommt die Wachleute nicht von eben auf jetzt.

Hängen Ihre Ausstellungen auf gut Glück?

Wir haben die Sonderausstellung zu den Impressionisten sogar umgehängt, weil in diesem Flügel eine Baumaßnahme angekündigt war und wir sie verlängern wollten. Wir haben viele Projekte am Start.

Wie schätzen Sie die Chancen ein, dass sie früher öffnen dürfen?

Ehrlich gesagt, habe ich keine Ahnung. Es ist wie Kaffeesatzlesen.

Wie geht es Ihnen persönlich?

Es ist eine belastende Situation. Auf der anderen Seite sind wir gut davongekommen und hatten keine ernst zu nehmenden Coronafälle. Auch finanziell haben wir uns wacker geschlagen. Das kommende Jahr ist das bedrohlichere. Wir wissen nicht, wann wir öffnen dürfen und damit nicht, wie wir noch weiter sparen können. Von daher wünschen wir uns, dass wir bald wieder aufmachen können und viele Menschen nichts dringender wollen, als mit Kunst ihr Leben zu bereichern.