Der starke Mann vom Bosporus hat derzeit an vielen Fronten zu kämpfen. Foto: AP

Der türkische Präsident Erdogan kommt als Bittsteller nach Deutschland. Berlin sollte hart verhandeln. Hilfe aus Deutschland kann es nur für konkrete Zugeständnisse geben.

Ankara - Der Eindruck ist verheerend. Als der deutsche Außenminister Heiko Maas kürzlich nach Ankara reiste, um eine „Entspannung der Beziehungen“ mit der Türkei vorzubereiten, hatte er versprochen, mit Recep Tayyip Erdogan Klartext über Menschenrechtsverletzungen zu reden. Vor Ort verflüssigte sich das zum matten Appell, „Irritationen“ aus dem Weg zu schaffen. Sensibilität und Freundlichkeiten herrschten auch vor, als der türkische Finanzminister Berat Albayrak kürzlich nach Berlin kam, um den Staatsbesuch seines Schwiegervaters Erdogan diese Woche vorzubereiten. Und jetzt kommt Erdogan selbst, ein Präsident, der die Deutschen als Nazis beschimpfte, die Demokratie praktisch abschafft und willkürlich Menschen einkerkert. Man kann sich ausländische Staatschefs nicht aussuchen, Diplomatie gebietet Höflichkeit, und Dialog ist wichtig. Vorauseilender Gehorsam aber nicht. Ein Arbeitsbesuch hätte es getan. So entsteht der empörende Eindruck, für Berlin zählten einzig der Flüchtlingsdeal, gute Geschäftsbeziehungen und das geopolitische Interesse an einer stabilen Türkei.