Das Staatsarchiv am Arsenalplatz: Es erscheint momentan nicht vorstellbar, dass sich an dieser Stelle etwas ändert. Foto: factum/Archiv

Weil das Land Gebäude am Arsenalplatz nicht räumen möchte, ist der Oberbürgermeister Werner Spec sauer. Die Stadträte bedauern zwar, dass die Stadt nun umdenken muss – anders als der OB sind aber nicht überrascht.

Ludwigsburg - Die deutliche Ansage des Landes, das Staatsarchiv am Ludwigsburger Arsenalplatz nicht zu verlagern, scheint lediglich den Oberbürgermeister Werner Spec überrascht zu haben. Die Stadträte hingegen haben nach dem Verlauf der Gespräche während der vergangenen zwei Jahren, wie sie sagen, mit nichts anderem mehr gerechnet.

Das Land zeigt die kalte Schulter

In diesen zwei Jahren hat sich Werner Spec heftig um eine neue Nutzung für den Arsenalplatz bemüht, um diesen dadurch zu beleben. Bis jetzt ist das nicht möglich, weil das Land die zwei zentralen Gebäude selbst nutzt. Im Arsenalbau befinden sich Lesesäle, Werkstätten, Ausstellungs- und Veranstaltungsräume des Staatsarchivs, das dort auch regelmäßig Veranstaltungen abhält. Und im Zeughaus, das entlang der Mathildenstraße verläuft, befindet sich das größte Archiv des Landes, welches von den Ludwigsburger Überlegungen nie besonders angetan war. Schließlich hat es die denkmalgeschützten Gebäude in den 1990er Jahren nur deshalb für gut 30 Millionen Euro umgestaltet, damit das Archiv just diesen zentralen Platz besiedeln kann.

Nichtsdestotrotz hat der Oberbürgermeister wieder und wieder für seinen Plan vorgesprochen, alternative Standorte vorgeschlagen und für eine „kostenneutrale“ Lösung geworben – nun aber die endgültige Absage bekommen. „Das Land stellt die Nutzung der Gebäude nicht zur Disposition“, heißt es in einem selten scharf formulierten Brief. Es sei vielmehr geplant, unterirdisch weitere Räume zu bauen.

Stadträte sind traurig

Wenn dieses Ergebnis die Stadträte auch nicht überrascht, eine tragische Note erkennen sie darin dennoch. Denn nun steht die gesamte Entwicklung dieses innerstädtischen Bereichs infrage. Diese sieht eigentlich vor, den Arsenalplatz und die angrenzende Straße von Autos zu befreien, und unter dem benachbarten Platz eine Tiefgarage zu bauen. In dem von den Staatssekretärinnen im Wissenschafts- und im Finanzministerium unterzeichneten Brief heißt es zwar, dass man einer oberirdischen Umgestaltung des landeseigenen Arsenalplatzes offen gegenüber stehe – jedoch nur, wenn die Stadt sämtliche Kosten trage. Sollte, dies eine weitere Einschränkung, eine Tiefgarage geplant werden, dann so, dass landeseigene Flächen davon nicht tangiert sind. Und, ein dritter Punkt: Die 64 Stellplätze für die Bediensteten des Archivs sollen nicht unter die Erde verlegt werden.

„Diese Entwicklung sei sehr bedauerlich“, sagen unisono Margit Liepins (SPD), Elfriede Steinwand (Grüne) und Johann Heer (FDP). „Wir können halt nicht die ganze Welt beglücken“, meint der Freie Wähler Reinhardt Weiss über die Hartnäckigkeit des OB. Klaus Herrmann (CDU) wünscht sich, dass die Planung für fragliche Gelände so oder so bald vorankommt.

Spec denkt nicht an Aufgeben

Tatsächlich will Spec nicht aufgeben, er besteht auf einem persönlichen Gespräch mit der grünen Finanzministerin Edith Sitzmann. „Ich warte gespannt darauf, ob sie bereit ist, das anzunehmen“, sagt Spec, der harsch auf das Landesschreiben reagierte. Dem Leiter des Staatlichen Vermögens- und Hochbauamts spricht er die Dialogfähigkeit „auf Augenhöhe“ ab. „Da wirken antiquierte obrigkeitsstaatliche Muster“. Dem Land unterstellt er, keine Ahnung von den Nöten der Kommunen zu haben. „Wir erleben einen rasanten Wandel in den Städten, offensichtlich hat man das dort nicht mitbekommen.“ Dabei müsse man erwarten können, dass „solche Menschen“ nicht nur in den Interessen ihres Ressorts denken, sondern den Blick öffnen.

Die derart angegangenen Behörden wiederum reagieren verwundert auf Spec’ Verwunderung. Die Position des Landes sei immer klar gewesen, sagt Jochen Schönmann, der Pressesprecher des Wissenschaftsministeriums. Natürlich habe man Verständnis, dass ein OB seine Innenstadt aufwerten möchte. Doch dies könne nicht bedeuten, dass das Land dafür finanzielle Nachteile in Kauf nehmen müsse.