Nach den brutalen Taten von Freiburg hat die Polizei in der Stadt verstärkt Präsenz gezeigt. Foto: dpa

Die Staatsanwaltschaft Freiburg erhebt Anklage gegen zwei Syrer, die Mitte Oktober vorigen Jahres an der Gruppenvergewaltigung einer 18-jährigen Studentin beteiligt gewesen sein sollen. Gegen acht weitere junge Männer, die auch in Untersuchungshaft sitzen, wird noch ermittelt.

Freiburg - Zu den Schreckenstaten von Freiburg, die die Republik erschütterten, insbesondere weil Täter mit fremden Wurzeln dabei eine Rolle spielten, gehörte die Gruppenvergewaltigung einer 18-Jährigen am 14. Oktober vorigen Jahres. Nun hat die Freiburger Staatsanwaltschaft Anklage gegen die ersten beiden Verdächtigen vor der Jugendkammer des Landgerichts erhoben – nach Medienberichten gegen den 22-jährigen mutmaßlichen Hauptakteur Majd H. und gegen einen 23-Jährigen, die beide aus Syrien stammen. Ihnen wird Vergewaltigung, Drogenhandel, unterlassene Hilfeleistung und dem möglichen Haupttäter zusätzlich die Anstiftung zur Vergewaltigung vorgeworfen.

Nach Angaben der Ermittler war die Studentin nach einem Discobesuch im Freiburger Industriegebiet Nord von zahlreichen Männern missbraucht worden. Mit Majd H. hatte die 18-Jährige demnach zuerst die Technoparty im Hans-Bunte-Areal verlassen, wonach er sie in einem Gebüsch vergewaltigte. Einer nach dem anderen war dann zu ihr hinausgegangen, um ebenso über sie herzufallen. Sie konnte sich offenbar nicht gegen die brutalen Taten wehren, wobei der Grund nicht endgültig geklärt ist: Entweder ihr war zuvor eine lähmende Substanz ins Getränk gemischt worden oder aber sie hatte eine Droge in Tablettenform zu sich genommen.

Die Täter sind großteils nur lose miteinander bekannt

Die Polizei nahm in der Folge zehn Verdächtige fest – acht Syrer im Alter von 18 bis 29 Jahren, einen 18 Jahre alten Algerier und einen 25-jährigen Deutschen. Alle befinden sich nun in Untersuchungshaft. Der zehnte Verdächtige wurde erst Ende Dezember gefasst, weil seine Körperspuren an der Kleidung des Opfers gefunden worden waren. Nach mindestens einem elften Verdächtigen wird noch gefahndet. Ein Zeuge soll ihn, der sich auch an der Frau vergangen haben soll, beschrieben haben.

Bei allen inhaftierten Beschuldigten sei der Tatvorwurf der Vergewaltigung erfüllt, so die Staatsanwaltschaft. Gegen acht von ihnen werde weiterhin ermittelt, ihre Fälle sollen später vor Gericht gemeinsam verhandelt werden. Sie seien lose miteinander bekannt, wie der Freiburger Polizeipräsident Bernhard Rotzinger dem „Spiegel“ sagte. „Manche sind befreundet, andere wissen voneinander nur den Namen. Man kennt sich aus der Stadt, man trifft sich im Klub. Es sind Bekanntschaften.“

Der 23-jährige mutmaßliche Haupttäter sei den Ermittlern schon vor Oktober 2018 aufgefallen, hieß es. Gegen ihn werde nun auch wegen gefährlicher Körperverletzung in zwei Fällen, wegen exhibitionistischer Handlungen und wegen einer weiteren Vergewaltigung aus dem Jahr 2017 angeklagt. Damals soll er mit dem 22-Jährigen und einem dritten Syrer in einer Wohnung die ehemalige Freundin von Majd H. missbraucht haben. Schon damals seien die drei Verdächtigen identifiziert, aber nicht festgenommen worden, weil keine Haftgründe vorgelegen hätten. Der dritte angeklagte Syrer, ebenfalls 22 Jahre alt, hat demnach nicht an der Gruppenvergewaltigung im Oktober teilgenommen und ist noch auf freiem Fuß.

Die Menschen der Republik wiederholt erschüttert

Freiburg ist der Statistik zufolge seit Jahren die Kriminalitätshauptstadt im Land. Nach dem Sexualmord an der Studentin Maria L. durch einen jungen afghanischen Flüchtling im Oktober 2016 und einem zweiten Mord an einer 27-jährigen Joggerin in Endingen (Kreis Emmendingen) durch einen rumänischen Lastwagenfahrer im November des Jahres hatte das Innenministerium zusätzliche Polizeikräfte in den Südwesten des Landes gesandt.

Seither wird zu Fuß, auf Pferd, Fahrrad und Segway verstärkt patrouilliert. Eine neue zehnköpfige Ermittlungsgruppe nahm junge ausländische Intensivtäter, mit denen die Stadt besondere Probleme hat, in den Fokus. Mit Erfolg: mehr als 200 Ermittlungsverfahren wurden geführt, mehr als 100 Täter ermittelt und Dutzende Haftbefehle erwirkt. Nach dem Sexualmord an der Dreisam hatte die Stadt zudem das Frauen-Nacht-Taxi wiederbelebt, um das Sicherheitsgefühl der Freiburgerinnen zu stärken. Dann erfolgte die Massenvergewaltigung der 18-Jährigen, und all die Fortschritte standen wieder in Frage. Die kontroversen Diskussionen der Stadtgesellschaft um sexuelle Gewalt und Täter mit ausländischen Wurzeln gehen weiter.