Nach 27 Jahren verlässt Johannes Gruber sein Büro im Altenzentrum. Foto: Jens Noll

Nach 27 Jahren Tätigkeit als Leiter des Altenzentrums St. Vinzenz in Plattenhardt wird Johannes Gruber mit einem Festakt in den Ruhestand verabschiedet. Er blickt auf eine Zeit zurück, in der kein Tag wie der andere war.

Plattenhardt - Ein Versprechen, das Johannes Gruber zu Beginn seiner Tätigkeit als Einrichtungsleiter in Sankt Vinzenz gab, hat er bis heute gehalten: Die Tür zu seinem Büro steht immer offen. Als 38-Jähriger ging er zum ersten Mal durch diese Tür, als 65-Jähriger wird er sie am heutigen Mittwoch wohl zum letzten Mal passieren. Denn mit einem Festakt wird Gruber heute in den Ruhestand verabschiedet.

27 Jahre lang, seit 1985, hat Gruber die Geschicke des Altenzentrums gelenkt. Vergangene Woche hat er sich persönlich von allen Bewohnern verabschiedet. „Die Beziehungen sind sehr intensiv“, sagt er. „Das wird mir fehlen.“ Interessante Gespräche hat er noch geführt: Auch ein Demenzkranker erinnere sich beim Wort „Ruhestand“ an etwas, berichtet er. Und im Dialog mit Bewohnern, die eine psychische Erkrankung haben, sei ihm nicht immer klar gewesen, wer von ihnen denn nun den richtigen Blick für das Leben habe.

„Teamplayer“ mit gutem Draht zu Bewohnern und Mitarbeitern

Der langjährige Einrichtungsleiter bezeichnet sich selbst als „Teamplayer“. Ein guter Draht zu Bewohnern und Mitarbeitern ist ihm stets wichtig gewesen. Lobende Worte hat Gruber auch für die 70 ehrenamtlichen Helfer. „Sie verbessern die Lebensqualität der Bewohner“, erzählt er.

Rückblickend auf seine langjährige Arbeit als Einrichtungsleiter versichert Gruber: „Kein Tag ist wie der andere, jeder Tag bringt etwas neues.“ Täglich mit Menschen zu tun zu haben hat der 65-Jährige stets geschätzt. Dass es in einem Altenheim aber auch zu zwischenmenschlichen Differenzen kommen kann, möchte er nicht leugnen.

Sowohl seine positivsten als auch seine negativsten Erlebnisse in Sankt Vinzenz hängen mit den Bewohnern zusammen. In guter Erinnerung behält er Karlchen, einen bereits verstorbenen Bewohner, der ihn täglich im Büro besuchte und nach einer Zigarre verlangte. Karlchen war von Geburt an geistig behindert und verfügte über einen sehr geringen Sprachwortschatz. „Er war ein sehr lieber Mensch“, sagt Gruber. Dass Menschen sterben, liegt, gerade in Altenheimen, in der Natur der Sache. Manche Todesfälle haben Gruber sehr betroffen gemacht: „Suizide sind das schlimmste.“

Ein Sorgenkind: die Kostenentwicklung in der Pflege

Schwierigkeiten bereitete ihm hin und wieder der stetige Kontrolldruck, unter dem Pflegeeinrichtungen stehen. „Es gibt oft wenig Vertrauen in das, was in den Einrichtungen geschieht“, sagt der studierte Verwaltungswissenschaftler. Er befürchtet, dass die Heime durch das System der Kontrollen irgendwann „an die Wand“ gefahren werden. Auch die Kostenentwicklung in der Pflege und die Suche nach Nachwuchskräften betrachtet er mit Sorge.

Kontinuität und Stabilität sind nach Grubers Ansicht wichtig für eine Pflegeeinrichtung. Dafür ist in Sankt Vinzenz gesorgt: Die Nachfolge von Gruber tritt der bisherige Verwaltungsleiter des Hauses, Hans Vogel, an. Dennoch gibt es in Sankt Vinzenz auch große Veränderungen: Wie Gruber erklärt, habe er mit den Neubauten das Ziel verfolgt, die 200 Arbeitsplätze zu erhalten und das Altenzentrum zukunftsfähig zu machen.

Sein Wissen und seine Erfahrung will Gruber künftig als Mentor für Nachwuchskräfte bei anderen katholischen Trägern weitergeben. Zudem wird er weiterhin Heimspiele seines Lieblingsvereins VfB Stuttgart anschauen. „Und ich habe Enkelkinder“, erzählt der fünffache Vater.