Ulms Kapitän Florian Krebs (mit dem WFV-Pokal) und seine Mitspieler jubeln ausgelassen: Der Sieg im Finale in Stuttgart gegen den TSV Ilshofen bringt das Ticket für den DFB-Pokal. Foto: Baumann

2001 stürzt Ex-Bundesligist SSV Ulm 1846 bis in die Verbandsliga ab, seit der dritten Insolvenz 2014 geht’s aufwärts: Das DFB-Pokal-Spiel gegen Eintracht Frankfurt ist der Lohn für die Aufbauarbeit. Doch zum großen Glück fehlt noch etwas.

Ulm - Einen Tipp möchte Anton Gugelfuß nicht abgeben. Aber einen Wunsch hat der Sportvorstand des SSV Ulm 1846 vor dem DFB-Pokal-Kracher gegen Eintracht Frankfurt schon: „Ein Elfmeterschießen. Möglichst mit einem Sieg für uns.“ Doch selbst wenn der Fußball-Regionalligist dem Titelverteidiger an diesem Samstag (15.30 Uhr) keine lange Nase dreht, bedeutet diese Partie für den Traditionsclub von der Donau etwas ganz besonderes: Es ist die Rückkehr auf die große Fußball-Bühne.

Mit 18 440 Zuschauern ist das Donaustadion seit Wochen ausverkauft. Zum ersten Mal seit der Saison 1999/2000. Damals hatte ein Höhenflug unter dem damaligen Trainer Ralf Rangnick die Spatzen bis in die Bundesliga getrieben. Danach ging es steil bergab, die Landung hätte härter nicht sein können. Dem Lizenzentzug 2001 mit dem Sturz in die Verbandsliga folgten drei Insolvenzen, die letzte 2014. Im Jahr 2008 war die Steuerfahndung aufgekreuzt, ein Jahr später sind Spieler in Spielmanipulationen verwickelt. Tiefer kann ein ehemaliger Bundesligist nicht fallen.

Insolvenz 2014 ist die Stunde null

Die Zahlungsunfähigkeit vor vier Jahren steht für den Neuanfang. Der Insolvenzverwalter kontaktiert Anton Gugelfuß. Der Chef eines Oberelchinger Fenster-, Türen- und Fassadenherstellers war schon immer vom Ulmer Fußball-Virus infiziert. Er stürmte früher in der Spatzen-Jugend und gehört seit Jahrzehnten zu den treuesten Sponsoren. Er hält seinen Heimatverein am Leben. Der 58-Jährige hilft selbst und dank seines Netzwerks nicht nur finanziell, er übernimmt auch den Posten des Sportvorstands.

Zunächst geht es um Sanierung, Stabilisierung und vor allem darum, wieder Vertrauen zu schaffen. Das ist gelungen. Der Verein schreibt seitdem schwarze Zahlen. Und auch sportlich geht es in der Stadt mit dem höchsten Kirchturm der Welt (161 Meter) langssam wieder nach oben. 2016 folgt der Regionalliga-Aufstieg. Nach zwei neunten Plätzen steht das Team in dieser Saison nach vier ungeschlagenen Spielen an der Tabellenspitze.

Trotz Regionalliga-Tabellenführung hebt keiner ab

Deshalb hebt bei den Spatzen aber noch lange keiner ab. „Der Alltag in der Regionalliga wird uns schnell wieder einholen, wir wollen dort aber versuchen, oben mitzuspielen“, sagt Gugelfuß. Ein gesunder Realismus hat beim einstigen Skandalclub eine Heimat gefunden.

Mit Bedacht werden auch die nächsten Schritte in Sachen Weiterentwicklung angegangen. Das Trainerteam mit dem 43 Jahre alten Holger Bachthaler an der Spitze (bisher in der Nachwuchsakademie des österreichischen Meisters Red Bull Salzburg und Nachfolger des aktuellen Kickers-Trainers Tobias Flitsch) ist seit Saisonbeginn erstmals komplett hauptamtlich besetzt.

Die Lizenzspielerabteilung soll demnächst aus dem Verein ausgegliedert werden. Und dann gibt es noch die Pläne für eine neue Heimspielstätte. Denn seit 40 Jahren herrscht infrastruktureller Stillstand. Das Donaustadion – mit Leichtathletik-Laufbahn – genügt den Ansprüchen nicht mehr. „Mit den aktuellen Möglichkeiten werden wir im Profibereich nie längerfristig wettbewerbsfähig sein können“, stellt Gugelfuß klar.

Plan von reiner Fußball-Arena an der A 8

Ein Blick zum Nachbarn 1. FC Heidenheim verdeutlicht das: Der Zweitligist hat 2650 Hospitality-Plätze (im Schnitt kostet eine Saison-Dauerkarte 2750 Euro pro Person), beim SSV 1846 gibt es nicht eine einzige Loge. Was sich Gugelfuß wünscht, wäre im Ulmer Norden, an der Autobahn gelegen, eine schöne, kleine, reine Fußball-Arena. Ein Stadtrat ist mit diesem Vorschlag bereits vorgeprescht.

Zunächst steht aber das DFB-Pokal-Spektakel gegen die Eintracht an. Etwas über 200 000 Euro spült der Kracher in die Ulmer Kasse. Das sind acht Prozent des Gesamtetats für die laufende Saison. Und sportlich? Da hoffen die Ulmer auf eine Überraschung wie im Jahr 2001, als der fünftklassige SSV 1846 gegen den damaligen Bundesligisten 1. FC Nürnberg in der ersten DFB-Pokal-Runde mit 2:1 gewann.