Die Stuttgarter SSB planen eine Erneuerung ihrer Busflotte – und den Ersatz von Dieselkraftstoff durch einen deutlich schadstoffärmeren Treibstoff. Foto: Lichtgut/Achim Zweygarth

Die Autobranche verharrte lange Zeit in Selbstzufriedenheit – nun stürmt sie beim E-Auto voran. Doch ein Tunnelblick bei neuen Technologien wäre gefährlich, meint StN-Autor Klaus Köster. Denn es gibt nicht nur den einen Weg, Fahrzeuge umweltfreundlich zu machen.

Stuttgart - „Die Zukunft ist elektrisch.“ Dieser Satz kommt heute jedem Automanager im Schlaf über die Lippen. Einige Jahre lang überließ man Herstellern wie Renault und Tesla die Bühne, doch nun kann es der Branche gar nicht schnell genug gehen mit der Umstellung. So richtig es ist, den Technologiewandel voranzutreiben, so groß ist das Risiko, dass die Branche nun von einem Extrem ins andere verfällt. Atemlos stürmt sie auf dem Weg zum rein batterieelektrischen Antrieb voran, von dem noch lange nicht klar ist, ob er am Ende auch der beste sein wird. Erst zu verharren und sich dann zu verrennen – das wäre so ziemlich das Letzte, was sich die deutschen Hersteller leisten können.

Besonders hoch sind die Anforderungen im Busbereich. Die Fahrzeuge sind schwer und im Dauereinsatz; und bleiben sie einmal liegen, stranden gleich bis zu hundert Menschen. Dass die Stuttgarter SSB nun nach intensiver Abwägung auf künstliche Kraftstoffe und den Hybrid, nicht aber auf den reinen Batteriebus setzt, ist ein deutliches Zeichen, dass diese Technologie, auf die sich nun alle stürzen, nicht der Weisheit letzter Schluss sein muss. Zu viele Fragen sind ungeklärt: Die Haltbarkeit ebenso wie die Herkunft der Rohstoffe und die Entsorgung. Auch halten die heutigen Stromnetze einem intensiven Ausbau der reinen E-Mobilität bei weitem nicht stand.

Die Hersteller gehen ein hohes Risiko ein, wenn sie ihre Zukunft auf eine einzige Karte setzen. Auch für die Jobs wäre dies gefährlich. Denn für Kernkomponenten des Batterieautos werden kaum noch Menschen benötigt – schon gar nicht in Deutschland. Gerade für Deutschland und seinen Südwesten ist es daher äußerst wichtig, dass sinnvolle Alternativen zur Batterietechnologie nicht achtlos an den Rand gedrängt werden.

klaus.koester@stuttgarter-nachrichten.de