Konvoi der Helfer- und Unfalldienstfahrzeuge in der Nacht zum Mittwoch an der Neuen Weinsteige Foto: 7aktuell.de/Adomat

Ein Kabelbrand im Tunnel zwischen den Haltestellen Bopser und Neue Weinsteige hat am Mittwoch Stadtbahnen von vier Linien gestoppt. Zwischen Degerloch und Charlottenplatz mussten die Fahrgäste in Busse umsteigen. Bis spät in die Nacht versuchten die SSB, die Stromversorgung wiederherzustellen.

Stuttgart - Es liegt gerade kein Segen auf Stuttgarts Stadtbahnen. Die vergangenen Monate hatten des Öfteren Autofahrer bei wilden Wendemanövern Bahnen gerammt und gestoppt, nun hat sich auch noch das Material gegen die Stuttgarter Straßenbahnen (SSB) verschworen. Jenes Kabel, das im Tunnel die Weichen, Signale und Lichter mit Strom versorgt, hatte aus unbekannter Ursache geschmort. Bis in den frühen Morgen am Donnerstag versuchten Arbeiter der SSB, das Kabel zu reparieren. Ob es gelang, war in der Nacht noch ungewiss. „Die Linie U 6 wird am Donnerstag bedient werden können“, sagte SSB-Sprecherin Susanne Schupp am späten Abend, „bei den anderen drei Linien wird es noch dauern.“

Am Mittwoch mussten die Pendler jedenfalls umsteigen. Die vier Linien U 5, U 6, U 7 und U 12 konnten nicht durch den Tunnel zwischen Neuer Weinsteige und Bopser fahren. Sieben Busse pendelten als Ersatz zwischen dem Schlossplatz und Degerloch hin und her. Tausende Fahrgäste mussten den ganzen Tag die Busse nutzen und kamen später als sonst zur Arbeit oder nach Hause. Denn im Berufsverkehr haben auch Busse keine Vorfahrt, reihen sich in den Stau auf der Neuen Weinsteige ein.

Zusätzlicher Oberleitungsschaden verschärft die Lage

Verschärft wurde die Situation dadurch, dass eine Stadtbahn der Linie U 7 um 12.41 Uhr am Alexanderbuckel eine Oberleitung beschädigte. Warum, wisse man noch nicht, sagte Schupp. Bis 15.30 Uhr konnten somit auch die Bahnen der Linien U 15 und U 7 nicht zwischen den Haltestellen Olgaeck und Ruhbank fahren. Damit war am Nachmittag eine der Alternativstrecken ebenfalls unterbrochen. So blieben die Zahnradbahn zwischen Degerloch und Marienplatz oder die Fahrt mit der U 1 oder der S-Bahn nach Vaihingen und von dort weiter in Richtung Möhringen.

Die Ursache für all den Ärger war ein Kabelbrand in einem Schacht neben den Gleisen. Er schwelte wohl schon eine Weile, bevor gegen 2.50 Uhr am Mittwochmorgen Rauch aus  den  Tunnelmündungen drang. Qualm im Stadtbahntunnel, das lässt die Alarmglocken bei der Feuerwehr klingeln. So kam nicht nur die Berufsfeuerwehr mit fünf Fahrzeugen, auch die Freiwilligen Feuerwehren aus Birkach, Botnang, Sillenbuch, Degerloch, Münster, Untertürkheim, Vaihingen und Hofen waren im Einsatz. Der Strom wurde abgeschaltet, mit Atemschutz wagten sich die Feuerwehrleute in den Qualm. Sie entdeckten, dass die Isolierung eines Kabels auf 1,5 Meter Länge schmorte. Sie löschten den Brand und entlüfteten den Tunnel.

Erst Störung beheben, dann Ursache klären

Welche Ursache der Kabelbrand hat, konnte am Mittwoch noch niemand sagen. Schupp: „Unsere wichtigste und drängendste Aufgabe ist es, die Störung zu beheben.“ Dann werde man versuchen, die Ursache zu ergründen. Seit 1987 gibt es den Tunnel. Er war der erste Tunnel der SSB, der bergmännisch gebaut wurde. Das heißt, man hat ihn nicht in offener Bauweise gebuddelt und dann einen Deckel draufgesetzt, sondern eine Tunnelbohrmaschine hat sich durchs Erdreich gefräst. Bisher habe man dort keine Probleme zu verzeichnen gehabt, sagt Schupp. Abgesehen von einem liegengeblieben Zug der Fahrschule. Im August 2013 hatte eine nicht eingerastete Verschlussklappe die Oberleitung berührt. Der Zug blieb stecken.

„Das war aber kein technischer Defekt“, sagt Schupp, „Probleme mit der Technik hatten wir dort bisher nicht.“ Dennoch wollen die SSB im nächsten Jahr den Tunnel sanieren, dabei sollen vornehmlich die Gleise erneuert werden. Das ist Teil der „Phase der Ertüchtigung“, wie SSB-Vorstand Rainer Arnold das nennt. Rund 50 Millionen Euro pro Jahr sind vonnöten, um das Netz mit seinen 270 Kilometer Gleisen instandzuhalten. Rund 52 Kilometer davon führen durch Tunnel.