Die gelben (Mit-)Fahrzeuge der SSB sind auffällig. Künftig fahren sie fast in der gesamten Stadt. Foto: Lichtgut/Julian Rettig

Die Stuttgarter Straßenbahnen (SSB) stellen um: Die Kleinbusse zur individuellen Mitfahrt sollen von 1. August an fast das gesamte Stadtgebiet abdecken und teils bis 4 Uhr fahren.

Stuttgart - Die Stuttgarter Straßenbahnen AG (SSB) weiten ihr bisher auf Bad Cannstatt und Degerloch begrenztes Angebot an Flex-Kleinbussen, die per Smartphone-App individuell angefordert werden können, vom 1. August an räumlich aus. Gleichzeitig wird die Nutzung aber zeitlich stark verändert.

Die Busse – genau genommen Sammeltaxis mit einer Liniengenehmigung nach dem Personenbeförderungsgesetz – sollen künftig sonntags bis donnerstags von 18 bis 2 Uhr und freitags bis samstags von 18 bis 4 Uhr unterwegs sein. Mit diesen Uhrzeiten wendet sich das Angebot mutmaßlich an eine eher jüngere Kundschaft. Bisher fuhr SSB Flex montags bis samstags auch tagsüber, nämlich 15 Stunden lang von 6 bis 21 Uhr. An den Vormittagen verbrachten die Fahrer der zehn Mercedes V-Klassen und einiger elektrischer B-Klasse-Fahrzeuge mangels Nachfrage allerdings längere Zwangspausen in ihren Wagen, das ergab eine Nachfrage unserer Zeitung.

Lücken im Nahverkehr schließen

Mit dem Sammeltaxi will der städtische Nahverkehrsbetrieb offiziell Lücken in der Bus- und Bahnbedienung schließen. Gleichzeitig erprobt er mit dem Kooperationspartner, der Daimler-Tochter Moovel, aber auch eine vernetzte und multimodale Mobilitätsform, die mit womöglich künftig selbstfahrenden Autos auch durch andere Anbieter etabliert werden könnte. Moovel bietet der SSB im Hintergrund die Software-Plattform, die die unterschiedliche Fahrwünsche der Kunden zu einer möglichst effizienten Strecke bündeln.

Am 1. Juni 2018 ging SSB Flex ins erste Betriebsjahr. Zuvor hatte Moovel vom 14. Dezember 2017 an an drei Wochentagen mit einer ersten kostenlosen Testphase den Fahrdienst erprobt. 20 000 Passagiere waren in dieser Zeit zugestiegen. Inzwischen ist die SSB Flex-App rund 42 000-mal auf Smartphones installiert worden, rund 24 000 Nutzer hätten sich registriert, teilt die SSB mit. Jeden Monat kämen 700 dazu. Insgesamt seien von Juni 2018 bis Juni 2019 rund 10 000 Fahrten gebucht worden, also rund 800 pro Monat. Die durchschnittliche Wartezeit habe sieben Minuten betragen, die durchschnittliche Fahrzeit lag bei acht Minuten. Tagsüber gab es nur sieben bis zehn Prozent der Gesamtnachfrage, weshalb man dieses Angebot nun einstelle.

Erprobung bis Ende 2019

„SSB Flex ist die ideale Ergänzung zum bestehenden Bus- und Bahnangebot“, sagt SSB-Projektleiter Dietmar Fillinger, mit der Ausweitung wolle man nun räumliche und zeitliche Lücken schließen. Allerdings bleiben im Stadtgebiet ein paar kleinere weiße Flecken übrig. Die SSB stellt das neue Gebiet auf ihrer Homepage (www.ssb-ag.de) auf einer Karte dar. Die weitere Erprobung des Angebots soll bis Ende 2019 laufen.

Der Mitfahrpreis bei SSB Flex beginnt für einen Erwachsenen bei 2,20 Euro. Die genaue Summe wird vor der Fahrt in der App angezeigt und ist von der Wegstrecke abhängig und auch davon, wie viele Mitfahrer auf diesem oder einem überschneidenden Weg aufgesammelt werden können. Wer ein Tagesticket des Verkehrsverbundes (VVS) besitzt, fährt zum reduzierten Preis, natürlich muss das Ticket für den Zeitraum und die Zonen gültig sein. Junge Kunden unter 18 Jahren sollen den Service über eine Prepaid-Kreditkarte vom 1. August an einfacher nutzen können.