Neuer Namenszusatz für die Haltestelle Rotebühlplatz: Das Gerber Foto: PPFotodesign.com

Das neue Einkaufszentrum Gerber, das am kommenden Dienstag öffnet, hat sich das Namensrecht für eine Haltestelle gesichert. Wer in Zukunft in der Stadtmitte aussteigt, hört als Ansage in dem Bus oder der Stadtbahn: „Rotebühlplatz/Das Gerber.“

Stuttgart - Die Straßenbahn sollte pünktlich sein. Wehe, sie kommt zu spät oder zu früh. Da ärgert sich der Fahrgast. In diesem Fall ist die Stuttgarter Straßenbahnen AG (SSB) sogar um eine Woche ihrer Zeit voraus. Schon jetzt haben die SSB der Haltestelle Rotebühlplatz den Namenszusatz „Das Gerber“ verpasst. Denn wenige Gehminuten von der Haltestelle an der Marienstraße entfernt öffnet am Dienstag, 23. September, das Einkaufszentrum Gerber.

Für die SSB ist das kein karitativer Akt. Die Investorin und Bauherrin des Gerber, die Württembergische Lebensversicherung AG, hat für den werblichen Namenszusatz der Haltestelle bezahlt. Über die Höhe der Kosten haben die Württembergische und die SSB Stillschweigen vereinbart.

Die SSB bessern durch den Verkauf der Namensrechte seit 2003 ihre Kasse auf. Die Verträge mit den Firmen laufen in der Regel fünf Jahre. Änderungen, beispielsweise bei einem Umzugs, müssen die Unternehmen finanzieren. Einzige Ausnahme: Bei öffentlichen Einrichtungen gibt es keine begrenzte Vertragslaufzeit. „Namensergänzungen sind für die Einkaufszentren gute Werbung. Sie tragen zu einem guten Image bei“, erklärt SSB-Arbeitsdirektor Reinhold Bauer. Oliver Grünwald, Center-Manager des Gerber, bestätigt: „Die Haltestelle liegt ja nur 150 Meter vom Gerber entfernt, daher ist sie für uns ein guter Ankerpunkt.“

Im Bus- und Stadtbahnverkehr erscheint das Gerber nun auf Schildern, digitalen Plänen und im Internet. Zusätzlich wird in den Fahrzeugen die Haltestelle mit dem Gerber-Zusatz angesagt. Die ausgedruckten Netz- und Fahrpläne nennen weiterhin nur den alten Namen Rotebühlplatz.

Inzwischen haben 34 Haltestellen in der Stadt einen werblichen Namenszusatz. Die letzten Ergänzungen waren vor einem Jahr die Stadtbahnhaltestelle Plieningen (Universität Hohenheim), vor wenigen Monaten die Bushaltestelle Altenburg (Altenburgheim) und im Mai die Bushaltestelle Linden-Museum (Olgahospital), die vorher Hegelplatz (Linden-Museum) hieß. Die ersten Unternehmen, die dieses Angebot nutzten, waren 2003 der Südwestrundfunk (SWR) und das Diakonissenkrankenhaus. Keine Änderung ist bei der Haltestelle Stadtbibliothek/IHK vorgesehen. Obwohl dort am 9. Oktober das Einkaufszentrum Milaneo öffnet, wird es keine Umbenennung geben. Ob die zweite Haltestelle (Budapester Platz) am Milaneo, die derzeit auf der angrenzenden Brücke entsteht, den Namen der Shopping-Mall trägt, ist offen. „Es gäbe die Möglichkeit dazu. Wir sind für Angebote offen“, sagt eine SSB-Sprecherin im Bewusstsein der Bedeutung jener Haltestelle für das Milaneo. Das Center hinterm Hauptbahnhof rechnet damit, dass 40 Prozent der täglich rund 34 000 Kunden mit dem öffentlichen Nahverkehr kommen.

Das Gerber kalkuliert dagegen mit 50 Prozent Kunden, die mit dem ÖPNV kommen. Das Centermanagement hofft im Schnitt auf täglich 25 000 Besucher. Die sollen zum größten Teil zu Fuß kommen. Als Grundregel gilt: 60 bis 70 Prozent der Besucher sind Passanten, die aus der jeweiligen Fußgängerzone in das Einkaufszentrum kommen. Da in der Marien- und Sophienstraße je nach Tag zwischen 15 000 und 25 000 Menschen flanieren, könnte die Rechnung des Gerber aufgehen. Der Rest der Kunden soll über das Portal in der Tübinger Straße und per Pkw zum Einkaufen in die 86 Läden und Lokale kommen. Dafür gibt es im Einkaufszentrum 650 Parkplätze.