Jeden Mittwochabend treffen sich Square Dancer aus dem ganzen Kreis Göppingen und der Umgebung im Bürgerhaus in Schlat und wirbeln über das Parkett. Demnächst bekommen die 40 Mitglieder des Clubs Staufen Knights Besuch aus ganz Europa.
Schlat - Vier Männer halten vier Frauen an der rechten Hand und schauen verwirrt. Gerade sind sie noch über das Parkett des Bürgersaals in Schlat gewirbelt und nun – Chaos. Die Formation hat sich in ein Häufchen orientierungsloser Einzeltänzer aufgelöst. „Ja, was isch denn mit euch passiert“, unterbricht Uli Kutsche den Singsang, mit dem er die Salacher Staufen Knights beim Clubabend jeden Mittwoch zu immer neuen Figuren führt. Er schmunzelt und die Ratlosigkeit löst sich in Gelächter auf. Die Tänzer ordnen sich neu und weiter geht’s: „Circle left, circle right“, singt Kutscher zur Melodie von „Que sera, sera“. Er macht mit dem Liedtext weiter, „whatever will be, will be“, dann baut er die nächsten Anweisungen ein: „Swing through, pass through, all the men left. . .“
Die US-Soldaten, die nach dem zweiten Weltkrieg in Deutschland stationiert waren, haben nicht nur Kaugummi, Baseballkappen und später HipHop mitgebracht, sondern auch ihre Volkstänze. Den Line Dance, bei dem die Tänzer in Reihen vor- und nebeneinander tanzen, den Square Dance, bei dem vier Paare eine Gruppe bilden und Figuren tanzen, die ein „Caller“, vorgibt und Round Dance, ein Paartanz ebenfalls mit Ansager.
Uli Kutsche ist dem Square Dance 1978 verfallen
Anfangs blieben die Soldaten und ihre Angehörigen unter sich. Doch wie das so ist, es bildeten sich Freundschaften und irgendwann kamen die ersten Besucher zu den Tanzabenden – einer von ihnen war Uli Kutsche. Er ist dem Square Dance im Jahr 1978 in Schwäbisch Gmünd verfallen. „Wir hatten den ersten deutschen Square Dance Club“, erzählt er.
Weil Uli Kutsche nicht nur gerne tanzt, sondern noch lieber singt, hat er 1992 als Caller angefangen. Der Soldat aus Texas, der ihm alles beibrachte, ist vor einigen Jahren gestorben, aber zu dessen Familie pflegt Kutsche bis heute Kontakt. Das Calling sei nicht einfach. Die Paare wechseln immer wieder durch und tanzen unterschiedliche Figuren. Allein 68 gehören zum Mainstream, dem Basisprogramm. Insgesamt gibt es 4000, „aber die hat niemand alle im Kopf.“ Bei all den Figuren sei es nicht einfach, die Gruppe so zu führen, dass am Ende die Ausgangspaare wieder fein sortiert wie am Anfang zusammenstünden und es keine Karambolagen gebe. Und natürlich muss der Caller bei Stimme sein – er ruft die Figuren nämlich nicht einfach aus, er singt sie, eingebettet in Songs.
Hoffnung auf neue Mitglieder
Als die Amerikaner die meisten ihrer Kasernen in den 90er Jahren aufgaben, standen die deutschen Square Dancer plötzlich alleine da – und gründeten ihre eigenen Clubs. Im Kreis Göppingen gibt es neben den Staufen Knights noch die Woodcats in Uhingen und die Chicken Walkers in Eislingen. In Esslingen gibt es die Wheelers, in Kirchheim die Teck Rovers und die Happy Hippos und und und.
In gut einer Woche werden sie und viele weitere Tänzer aus Deutschland und Europa nach Kuchen kommen. Dort laden die Staufen Knights zu einem großen Square Dance Treffen. Die 40 Mitgliedern pflegen neben der Vorfreude auf das ein oder andere tolle Tänzchen noch eine Hoffnung: „Ein paar neue Mitglieder wären schön“, sagt der Vorsitzende Peter Hantke. Die Chancen stehen nicht schlecht, denn so mancher Zuschauer könnte entdecken, was Hantke vor 30 Jahren zum Square Dance brachte: „Alle Generationen können zusammen tanzen.“ Hantke hatte einst nach einem Sport gesucht, dem er zusammen mit seinen drei kleinen Söhnen nachgehen konnte. Einer der drei ist heute immer noch als Caller aktiv.
Die Tänzer kommen auch aus Russland und Belgien
Jamboree:
Die European Association of American Square ist die Dachvereinigung für Square-Dance-Clubs in Europa. Zwei Mal im Jahr veranstalten Mitgliedsvereine in Deutschland ein Jamboree, dabei treffen sich die Clubs ein Wochenende lang zum Tanzen und zu Workshops. Das diesjährige Spring-Jamboree richten die Salacher Staufen Knights mit den Chicken Walkers aus Eislingen und den Wheelers aus Esslingen vom 10. bis 12. März in Kuchen aus.
Programm
: Aus ganz Deutschland, Österreich, der Schweiz, Belgien und Russland kommen 800 Tänzer. Wer Lust hat, Square Dance einmal live anzuschauen, kann das bei freiem Eintritt tun. Die beste Gelegenheit ist das Get together am Samstag von 20 bis 22 Uhr in der Ankenhalle. Dort wirbeln die Teilnehmer gemeinsam über das Parkett. Am Freitag wird von 18 Uhr an getanzt, am Sonntag von 9 bis 15 Uhr. In der Bahnhofsturnhalle und im Bürgersaal gibt es auch seltene Tänze wie Clogging zu sehen (Freitag 19 bis 20 Uhr, Bürgersaal).