Die herkömmliche Spültoilette verbraucht viel Wasser, das zudem mit großem Aufwand gereinigt werden muss. Foto: Mauritius

Spültoiletten sind nutzerfreundlich, nachhaltig sind sie jedoch nicht. Forscher arbeiten an alternativen Lösungen. So wurden etwa in einer Neubausiedlung bei Pforzheim Vakuumtoiletten installiert; 100 Haushalte bekamen ihre eigene Kläranlage.

Stuttgart - Es ist bequem: Nach dem Toilettengang muss man nur die Spülung betätigen, und schon ist alles verschwunden. Hierzulande muss sich keiner über Privatsphäre oder hygienische Bedenken den Kopf zu zerbrechen. Klärwerke, Reinigung und Verbrennung sind in westlichen Ländern ein scheinbar problemlos funktionierender Prozess. Doch genau wie in anderen Bereichen des Lebens beginnt auch in Bezug auf die Toilette ein Umdenken: Wie nachhaltig ist unser Abwassersystem wirklich?

 

Ralf Otterpohl, Professor und Leiter des Institutes für Abwasserwirtschaft und Gewässerschutz an der TU Hamburg-Harburg, sagt: „Wir können hoffen, dass wir die Spültoilette, wie wir sie jetzt kennen, in einem solchen Kanalsystem, in absehbarer Zeit nicht mehr haben.“ Herkömmliche Toiletten verbrauchen viel Wasser, das Toilettenabwasser und die Ausscheidungen vermischen sich. Das zu reinigen sei aufwendig, sagt Otterpohl: „Wasserverschwendung ist ein Thema, doch schlimmer ist der Verlust an Nährstoffen. Man könnte Bodensubstrate und Dünger herstellen.“

Das Abwasser verschmutzt Gewässer

Weltweit werden nur 20 Prozent des Abwassers überhaupt gereinigt, in Afrika oder Südostasien geschieht dies größtenteils nicht. Die Folge: Das Abwasser verschmutzt Gewässer, Krankheiten verbreiten sich, eine Verarmung der Böden kann nicht aufgehalten werden. „Nährstoffe, die irgendwann im Meer landen, sind von dort nicht wiederzugewinnen, sie sind verloren“, gibt Otterpohl zu bedenken.

Auch hierzulande, wo das Abwasser in Kläranlagen gereinigt wird, ist die Wiederverwertung von Nährstoffen gering, der Abwasserschlamm wird mit einem immensen Energieaufwand verbrannt. „Es gibt jetzt ein neues Gesetz, das besagt, dass das Phosphor herausgefiltert werden muss, aber eigentlich weiß noch niemand, wie das unter den herrschenden Bedingungen vollständig gelingen kann“, meint Otterpohl, der sich schon seit Jahrzehnten mit dem Thema befasst. „Das Gesetz weist in die richtige Richtung, setzt aber an der falschen Stelle an.“

Wie kann das Abwasser wiederverwertet werden?

Auch am Fraunhofer IGB in Stuttgart arbeiten Forscher an Alternativen zum herkömmlichen Abwassersystem. Da sie glauben, dass sich durch Urbanisierung, Klimawandel und Verschmutzung der Wasserressourcen die Nutzungskonflikte in den nächsten Jahren noch verschärfen werden, arbeiten die Forscher an Methoden, Wasser sinnvoll aufzubereiten und wiederzuverwerten. Im aktuellen Projekt „Hypo Wave“ werde die hydroponische Pflanzenproduktion untersucht, erklärt Marius Mohr, Projektleiter beim Fraunhofer IGB. Es handle sich um ein System, wie man es entfernt auch von Hydrokulturen bei Zimmerpflanzen kennt. Die Bewässerung werde aus kommunalem Abwasser gewonnen.