Auf dem Wrack der „Costa Concordia“ suchen seit Samstag wieder Taucher nach Vermissten.

Giglio - Eine weitere Frauenleiche haben Taucher nach Angaben der italienischen Nachrichtenagentur Ansa im gekenterten Wrack des Kreuzfahrtschiffs "Costa Concordia" gefunden.

Der Körper sei im Heck entdeckt worden, nachdem am Samstagmorgen mit gezielten Sprengungen neue Zugänge zu dem Schiff geschaffen worden waren. Damit erhöhe sich die Zahl der Menschen, die bei der Havarie des Luxusliners vor gut einer Woche ums Leben kamen, auf zwölf. Wie die Agentur weiter berichtete, war die Leiche gegen 13.30 Uhr entdeckt und von den Tauchern der Küstenwache an Land gebracht worden.

Spezialkräften der Feuerwehr durchsuchten in der Nacht den Teil der 290 Meter langen „Concordia“, der über Wasser liegt - in erster Linie Deck vier. Der Luxusliner habe sich dabei „Gott sei Dank“ nicht bewegt, bestätigte ein Sprecher der Rettungsmannschaften, Luca Cari. Fast den ganzen Freitag hindurch hatten die Arbeiten im Inneren des Schiffs geruht, weil leichte Bewegungen des gekenterten Ozeanriesen registriert worden waren.

Notstand für Unglücksort beschlossen

Die italienische Regierung hatte am Freitagabend für die Gegend um den Unglücksort den Notstand beschlossen. Damit sollen schnelle Hilfe und zusätzliches Geld zur Bewältigung der Krise ermöglicht werden.

Die Befürchtung des Krisenstabs, ein herannahender Sturm könnte die Lage des Schiffes und die Rettungsmaßnahmen gefährden, blieb bis Samstagmittag unbegründet. Trotz negativer Wettervorhersagen blieb das Meer ruhig und es wehte nur ein schwacher Wind. Hoher Seegang könnte das Kreuzfahrtschiff destabilisieren und weiter sinken lassen. Zur Sicherheit der Rettungskräfte wird die Situation daher fortlaufend neu bewertet. Überlegt wird, die „Concordia“ mit Seilen am Felsen zu befestigen.

Am Freitagabend hatte der Berg- und Höhlenrettungsdienst seinen Einsatz an der Unglücksstelle für beendet erklärt. Nach Rücksprache mit der Einsatzleitung des Zivilschutzes sagte ein Verantwortlicher der Spezialeinheit laut Nachrichtenagentur ANSA: „Wir waren in erster Linie für schnelle Rettungsmaßnahmen in der akuten Phase angefordert worden.“ Das lässt vermuten, dass nun auch bei den Rettungskräften die Hoffnung auf Überlebende kaum noch vorhanden ist.

Hat Kapitän Boot und Hubschrauber angefordert?

Unterdessen sind Aussagen des unter Hausarrest stehenden Kapitäns Francesco Schettino bekannt geworden, die ihn entlasten könnten. Nach übereinstimmenden Medienberichten vom Samstag sagte Schettino bei einer Anhörung vor Gericht, er habe unmittelbar nach der Kollision mit einem Felsen beim Kreuzfahrt-Unternehmen angerufen und sowohl ein Schlepperboot als auch Hubschrauber zur Rettung gefordert.

„Mir ist ein Malheur passiert“, soll Schettino in dem Telefonat gesagt haben. Die Reederei wies die Darstellung zurück. „Er hat uns belogen und auch die Besatzung des Schiffes“, betonte der Chef von Reederei „Costa Crociere“, Pierluigi Foschi.

Ramsauer fordert neue Sicherheitsregeln

Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) will angesichts des Unglücks neue Regeln für die Sicherheit großer Kreuzfahrtschiffe durchsetzen. Deutschland wolle die Evakuierungsrichtlinie der Internationalen Seeschifffahrts-Organisation (IMO) an die Größenentwicklung der Schiffe anpassen, teilte Ramsauers Ministerium der Nachrichtenagentur dpa mit. Beim Weltverkehrsforum Anfang Mai in Leipzig werde Ramsauer dafür erneut werben.