Der Sprengsatz lag in der Nähe einer U-Bahn-Haltestelle, doch er detonierte nicht. Später wird ein Jugendlicher festgenommen, der mit islamischem Extremismus sympathisiert haben soll. Ob er einen Anschlag plante, ist unklar.
Kopenhagen/Oslo - Nach der Entschärfung eines Sprengkörpers in Oslo hat die norwegische Polizei am Sonntag einen 17-jährigen Asylbewerber aus Russland festgenommen. Er steht im Verdacht des Umgangs mit Sprengstoff. Ob er mit dem selbstgebauten Gegenstand einen Anschlag plante, sei nicht bekannt, sagte Signe Aaling, Leitende Staatsanwältin des Inlandsgeheimdienstes PST, der die Ermittlungen übernommen hat. Die Geheimdienstbehörde erhöhte die Terrorwarnstufe am Sonntag für zwei Monate auf „wahrscheinlich“.
Der PST arbeite daran, die Absichten des Verdächtigen zu klären und herauszufinden, ob es mögliche Mittäter gebe, sagte Aaling. PST-Leiterin Benedikte Bjørnland sagte, der Verdächtige sei den Geheimdiensten bekannt gewesen. Der Asylbewerber sei mit seiner Familie 2010 nach Norwegen gekommen. Er habe in Kreisen des „extremen Islamismus“ in Norwegen verkehrt. Möglicherweise hätten die jüngsten Anschlage in Frankreich, Deutschland, Großbritannien, Russland und Schweden auf Sympathisanten des Islamismus in Norwegen einen Nachahmereffekt ausgeübt, sagte Bjørnland.
Erhöhte Alarmbereitschaft in Norwegen
Polizeichef Vidar Pedersen sagte in der Nacht zu Sonntag, der Sprengkörper sei am Samstagabend auf der Straße außerhalb der U-Bahn-Haltestelle Grønland gefunden worden - einer belebten Gegend der norwegischen Hauptstadt. Die Einsatzkräfte hätten Menschen in der Umgebung aufgefordert, Lokale zu verlassen. „Jedes Restaurant wurde geschlossen“, sagte die 23-jährige Augenzeugin Malin Myrvold.
Norwegen befindet sich nach dem Lkw-Anschlag im schwedischen Stockholm in erhöhter Alarmbereitschaft. Bei der mutmaßlichen Terrortat am Freitag waren vier Menschen getötet und 15 weitere verletzt worden. Etwa anderthalb Kilometer vom Fundort des Sprengkörpers in Oslo entfernt hatte der Rechtsextremist Anders Breivik im Sommer 2011 eine Bombe gezündet, war dann auf die Ferieninsel Utøya gefahren und hatte dann ein Massaker an Jugendlichen verübt. 77 Menschen kamen ums Leben.