Der Vaihinger Lehrer Christoph Ganter hat am Krehlplätzle gesprüht. Foto: Alexandra Kratz

Ein bunter Vogel an einer Wand am Krehlplätzle zieht Blicke auf sich. Gesprayt hat ihn Christoph Ganter. Er ist Lehrer am Fanny-Leicht-Gymnasium

Vaihingen - Ein Anruf vom Gartenamt im Fanny-Leicht-Gymnasium: ob er gerne eine Wand am Krehlplätzle besprühen möchte. Christoph Ganter, Lehrer am Fanny und international bekannter Graffiti-Künstler, war überrascht, aber angenehm überrascht. „Ich habe natürlich sofort zugesagt, denn ich bin immer auf der Suche nach Flächen, die ich legal besprühen kann“, sagt er. Kürzlich bemalte er an einem Nachmittag daher besagte Wand beim Tierschutzbrunnen mit einem farbenfrohen Vogel.

Der Stil mutet auf den ersten Blick nicht wie Graffiti an. „Es ist eine Mischung aus Jugendstil und Graffiti, die ich umsetze“, erklärt der 32-Jährige. Ganter ist reiner Autodidakt. Er hat sich alles selbst beigebracht und nie eine Kunstschule besucht. „Man kann sagen, ich habe es auf der Straße gelernt“, meint er. Vor 20 Jahren, als seine Karriere als Graffiti-Künstler begann, gab es noch kein Internet und nicht die Möglichkeit, mit wenigen Klicks unzählige Vorlagen und Informationen zum Thema zu bekommen. „Ich habe mir früher immer ein Wochenendticket für die S-Bahn gekauft und bin alle Strecken abgefahren, um die Graffiti unterwegs anzuschauen“, erzählt er.

Sechs Schüler nehmen an der Graffiti-AG teil

Ganter ist Lehrer für Englisch und Sport am Fanny. Dort bietet er auch eine Graffiti-AG an. Derzeit nehmen sechs Schüler teil. Als er anfing, wollten 60 mitmachen, so viele konnte er aber nicht aufnehmen. „Mit weniger Schülern ist es deutlich besser. So kann jeder regelmäßig sprayen und nicht nur einmal am Ende des Schuljahres“, erklärt er. Bis es aber zum Sprayen komme, das dauere freilich. „Am Anfang heißt es zeichnen, zeichnen, zeichnen. Bis die Grundlagen und die Regeln sitzen“, erklärt er. Erst dann geht es an die Wand.

An eben diesen Wänden fehlt es im Stadtgebiet aber leider, sagt Ganter. Sein Traum ist es, eine große Hauswand zu bemalen. Seit einiger Zeit ist er auf der Suche – bisher erfolglos. „Es würde das Stadtbild verschönern“, da ist er sich sicher. Das Motiv soll kein Schriftzug sein, wie bei Graffiti üblich, sondern ein figürliches Bild wie am Krehlplätzle. „Die meisten Menschen können mit gesprayten Schriftzügen wenig anfangen, weil sie das Wort nicht entziffern können, deswegen habe ich den Vogel gewählt“, erläutert er.

Das Sprayen bedeutet Ganter, dessen Künstlername Jeroo lautet, alles. „Ich definiere mich und meine Person darüber, schließlich mache ich es seit meinem zwölften Lebensjahr.“ In der Szene ist Jeroo sehr bekannt; in der Kunstwelt möchte sich Christoph Ganter noch einen Namen machen. „Es ist schwierig, dort Fuß zu fassen, wenn man aus der Graffiti-Welt kommt“, sagt er. Druck hat er freilich nicht, die Lehrtätigkeit sorgt für den Lebensunterhalt. Sollte es mit dem künstlerischen Erfolg klappen, wolle er eventuell auf einen halben Lehrauftrag reduzieren, erzählt er.

Am Samstag, 28. Juni, ist Ganter an der Urbanstraße aktiv. Über dem Wagenburgtunnel wird er mit zwei Freunden sprühen. Zuschauer sind willkommen, von circa 12 Uhr an gibt es etwas zu sehen.