Auch Nordic Walking fördert den Dialog. Foto: Archiv/privat

In der Küche wird nicht nur gekocht, sondern auch geredet: Die Volkshochschulen entdecken neue Lernformen. Aber sie haben nicht nur mit Essen zu tun.

Strohgäu - Pasta e parlare – so könnte man es sagen. Diese Formulierung ist zwar grammatikalisch daneben, drückt aber eines ganz gut aus: Menschen treffen sich am Herd, und sie unterhalten sich. Aber auf Italienisch. Die Volkshochschulen (VHS) haben neue Bildungsformen entdeckt, weit weg vom Klassenzimmer: Auch die Küche dient als Lernort. „Mit dem Kochkurs in der Fremdsprache wollen wir neue Teilnehmer erreichen“, berichtet Carolin Renn von der VHS Gerlingen vom Angebot im März und Mai.

Auch in Korntal-Münchingen wird dieses Format ausprobiert. „Ursprünglich wollte ich es ,kochen und quatschen’ nennen“, erzählt Cornelie Class-Hähnel lachend. Die Chefin der VHS in Korntal bietet den ersten dieser Kurse bereits am 11. Februar an. Es werde „kein Essen auf Sterne-Niveau“, schränkt sie ein. Der „Kochtreff auf Deutsch“, so heißt jetzt der Kurs über fünf Abende, wende sich an Menschen, die Deutsch lernen wollen, und das in ungezwungener Atmosphäre.

Konversation abseits des Klassenzimmers

Es sei ein Sprachtraining, aber kein klassischer Konversationskurs im Klassenzimmer. „Beim Kochen kann man reden ohne Ende“, sagt Class-Hähnel. „Schon wenn Sie sagen ,Geben Sie mir bitte das Salz?’ haben Sie einen kompletten Satz formuliert“, schildert sie ein Beispiel. So funktioniere das Üben der Fremdsprache quasi „en passant“. Dieses Angebot eines Kursleiters aus Münchingen soll das klassische Sprachlernangebot ergänzen. In diesem Fall für Menschen, die Deutsch lernen, etwa Asylbewerber. Deshalb engagiere sich die städtische Flüchtlingshilfe dafür.

Auch Carolin Renn aus Gerlingen sieht das Lernen abseits des Klassenzimmers als niedrigschwellige Erweiterung zu den klassischen Sprachkursen. Dabei würden die Angebote verschiedener Fachbereiche gemischt: Gesundheit mit Sprache, Sport mit Sprache, Vorträge mit Sprache – immer mit dem Ziel, „die Angst vor dem Reden abzubauen“. So gibt es einen Walkingtreff, bei dem während des Laufens Englisch gesprochen wird. Oder den Abend mit Ronald McCain, am Dienstag, 29. Januar, um 19 Uhr: „An American hiking trough Germany“. Dabei erzählt der Referent in seiner Muttersprache, wie er beim Wandern Deutschland und die Deutschen kennenlernte. Anschließend wird auf Englisch weiter geredet. Ein Abend über den Sänger Andrea Bocelli, auf Italienisch, fällt hingegen diese Woche aus – mangels Interesse.

„Walk and Talk“

Auch die Schiller-Volkshochschule des Landkreises hat Erfahrungen mit Sprachkursen in außergewöhnlicher Form. Zum Beispiel Kochen mit Unterhaltung auf Englisch oder Spanisch, oder „walk and talk“, also Reden auf Englisch beim Laufen. Diese Kurse hätten ihr Publikum, berichtet die Fachbereichsleiterin Julia Laub. Auf dass es auf den Geschmack kommt: „Die Pasta wird handgemacht“, verspricht Carolin Renn für das italienische Kochen.