Die Vielfalt der Dialekte zu bewahren, hat sich das Esslinger Kreisarchiv zum Ziel gesetzt. Deshalb will man einen Sprachatlas mit regional typischen Begriffen erarbeiten.
Der Dialekt stirbt aus? „Dieses weit verbreitete Klischee stimmt nicht“, sagt Manfred Waßner im Brustton der Überzeugung. „Es gibt ihn immer noch und er ist weit verbreitet. Aber er muss stärker gepflegt werden.“ Das Esslinger Kreisarchiv will seinen Teil dazu beitragen, informierte dessen Leiter jüngst in der Sitzung des Kulturausschusses des Kreistages.
Zum einen werde man dem Dachverband der Dialekte der Dialekte Baden-Württemberg beitreten, kündigte Waßner an. Dieser 2023 gegründete Zusammenschluss von Vereinigungen, Gemeinschaften, Institutionen und Einzelpersonen, die sich allesamt der Förderung der Mundart verschrieben haben, geht auf eine parteiübergreifende Abgeordnetengruppe aus dem Landtag zurück. Zu den Initiatoren um den Vaihinger Markus Rösler (Grüne) gehört auch der Kirchheimer SPD-Abgeordnete Andreas Kenner.
Zum anderen plane man ein konkretes Projekt: Das Kreisarchiv will einen „Kleinen Sprachatlas des Landkreises Esslingen“, eine Art Handbuch zu den mundartlichen Eigenheiten in den 44 Städten und Gemeinden erarbeiten, teilte Waßner mit. Ein solches Nachschlagewerk gebe es zum Beispiel schon für die Landkreise Rottweil, Böblingen und Freudenstadt.
Begriffe können von Ort zu Ort variieren
In den kleinen Büchern wird die sprachliche Vielfalt in den verschiedenen „Flecken“ der jeweiligen Kreise dokumentiert. Es geht darin um regional typische Begriffe für Gegenstände, Eigenschaften oder Tätigkeiten. Diese variieren nämlich auf erstaunliche Weise – und oft liegen nur wenige Kilometer zwischen völlig verschiedenen Bezeichnungen für die gleichen Dinge. Zusammengetragen wurden die Dialekt-Begriffe von Mitarbeitenden des Ludwig-Uhland-Instituts für Empirische Kulturwissenschaft der Universität Tübingen, die die Menschen vor Ort nach bestimmten Worten in ihrem Sprachgebrauch befragt hatten.
Nun soll auch der Kreis Esslingen mit einem eigenen Sprachatlas folgen. Freilich werde es dafür noch eine gewisse Zeit brauchen, räumte der Kreisarchivar ein. Waßner rechnet mit anderthalb bis zwei Jahren, ehe das Büchlein in gedruckter Form vorliegt. Die Mittel für die Erstellung der Konzeption sind seinen Angaben zufolge im Budget des Kreisarchivs vorhanden.