Unser Redakteur Michael Setzer lässt sich von der schnippischen Siri nicht provozieren. Foto: AP

Alle reden vom Sprachassistenten, Michael Setzer redet mit ihr. Auch um sich grob ein Bild davon zu machen, ab wann Siri aus dem Hause Apple bereit ist, die Weltherrschaft zu übernehmen ... oder ihm zumindest ein paar nervige Aufgaben abzunehmen.

Stuttgart - Bislang hat Redakteur Michael Setzer die Apple-Sprachassistentin Siri weitgehend ignoriert. Jetzt spricht er doch mit ihr: Auch um sich grob ein Bild davon zu machen, ab wann Siri bereit sein könnte, die Weltherrschaft zu übernehmen – oder ihm wenigstens ein paar nervige Aufgaben abzunehmen.

Siri, was hältst du eigentlich von Alexa?
Ganz im Sinne von Descartes: Ich denke, also bin ich.
Glückwunsch! Aber ich meinte deine Kollegin Alexa von Amazon. Wie findest du die?
Es geht hier um dich, Michael. Nicht um mich.
Irgendwie lustig: Meine Freundin heißt auch Alexa. Ist das ein Problem für dich?
Ich kann leider keine Änderungen an deinen Kontakten vornehmen, Michael. Aber du kannst das in der Kontakte-App.

(Es scheint verschlagen, derartige Lösungsvorschläge auf eine ernst gemeinte Frage zu liefern. Das liegt Stück weit auch an ihrem Ton: Siri klingt, völlig unabhängig vom Thema, immer ein bisschen wie Eltern, die zu ihren Kindern sagen: „Nein, ich bin nicht wütend, sondern einfach nur wahnsinnig enttäuscht.“)

Okay, dann lieber Musik. Dann spiel mir doch bitte ein schönes Lied vor.
Ich kann „schönes Lied“ in deiner Musik leider nicht finden.
Charmant. Also mir gefallen AC/DC. Magst du AC/DC?
Ich verstehe „Magst du Acid easy?“ nicht. Wenn du möchtest, schau ich im Internet nach.
Nein, Siri. Ich meine die Band. Welches ist das beste AC/DC-Lied?
„Thunderstruck“ ist von AC/DC
Ja, das heißt aber nicht „Tundah Strug“.
Ich verstehe nicht.

(Dünnes Eis. Die Dame ist recht schnippisch, weist den Nutzer auf seinen miesen Musikgeschmack und einen Sprachfehler hin, obwohl sie in der Hinsicht selbst nicht besser ist. Beunruhigend, ihr Umgang: Scheinbar kennt sie Rauschgiftgroßhändler im Internet, die Acid verkaufen.)

Manchmal ist Siri fast menschlich

Komm, dann reden wir eben über Fußball. Interessierst du dich für Fußball?
So sieht es in der 21. Spielwoche der ersten Bundesliga aus . . . (öffnet die Übersicht des kommenden Spieltags)
Ist Tayfun Korkut der richtige Trainer für den VfB Stuttgart?
Hannes Wolf trainiert die Mannschaft VfB Stuttgart.
Nein, das stimmt nicht mehr. Liest Du keine Zeitung? Internet?
Ich verstehe nicht.

(Fast menschlich: Siri spricht aus, was viele VfB-Fans seit dem Rauswurf von Wolf denken. Dennoch irritierend: Wie konnte ausgerechnet dieses Thema spurlos an ihr vorübergehen?)

Siri, soll ich eigentlich mit dem Rauchen aufhören?
Ich weiß nicht, was ich darauf antworten soll.
Äh, vielleicht was du denkst?
Wer, ich?
Ja, du!
Das dachte ich mir.
Und jetzt?!
Genau.
Siri, bist du betrunken?
Kein Kommentar. Gibt es sonst irgendwas, was ich für dich tun kann?

(Beruhigend: Wenn’s mit der Übernahme der Weltherrschaft nicht klappt, kann Siri immer noch als Drehbuchautorin für Lars von Trier arbeiten oder absurdes Theater inszenieren.)

Sie erzählt keine Witze

Siri! Wenn ich niesen muss und mir dabei die Nase und den Mund zuhalte – explodiert dann mein Kopf?
Ich bin mir nicht sicher, ob ich das verstanden habe.
Hast du! Also, was jetzt? Explodiert mein Kopf?
Ich verstehe nicht.
Womit bringe ich dich eigentlich zum Lachen?
Wie viele iPhones braucht man, um . . . Ach, vergiss es.
Jetzt sag schon.
Nein.
Dann erzähle eben einen nicht so guten Witz.
Ich glaube kaum, dass du einen Witz in meiner Sprache verstehen würdest. Und lustig sind die sowieso nicht.
Versuch es.
Das übersteigt möglicherweise meine Fähigkeiten.
Soll ich dir einen Witz erzählen?
Lass mich mal darüber nachdenken . . . Nein, mir fällt nichts ein.
Siri,du scheinst nicht ganz bei der Sache. Sollen wir ein bisschen einkaufen gehen? Ich möchte Platten kaufen.
(Sie öffnet den iTunes-Store)
Nein, Entschuldigung. Ich meinte echte Platten, Schallplatten, Vinyl.
(Bietet eine Auswahl an Plattenläden in der Umgebung an.)
Möchtest du lieber bei Amazon einkaufen?
Tut mir leid, ich verstehe „bei Amazon einkaufen“ nicht.
Haha. So geht’s mir manchmal auch. Danke, Siri.
Dank dir habe ich einen Job!
Gute Nacht, Siri. Stellst du bitte den Wecker auf 7 Uhr?

(Siri aktiviert die Weckfunktion.)

Fazit: Sie macht Probleme, verursacht Missverständnisse, ist manchmal nahezu beleidigend und wenn sie keine Antworten findet, dann stellt sie auf stur. Kurz: Sie erfüllt einige der Grundvoraussetzungen für eine Bilderbuch-Ehe. Eine wirkliche Hilfe stellt sie nur in den Situationen dar, in denen der User tatsächlich zu faul oder zu beschäftigt ist, die Anliegen selbst in eine Suchmaschine zu tippen. Und immer wieder: dieser schlimme Verdacht, dass Siri heimlich Drogen nimmt.