Spionierst Du mich aus? Redakteur Erik Raidt im Gespräch mit Alexa Foto: Lichtgut/Achim Zweygarth

Böse Zungen sagen, dass Amazons Sprachassistentin Alexa in Wahrheit nur die beste Verkäuferin des konzerneigenen Online-Kaufhauses sei. Was kann die digitale Dame wirklich? Erik Raidt und sein dreijähriger Sohn haben sich mit ihr unterhalten.

Stuttgart - Im Kampf um weltweite Marktanteile setzen die großen Tech-Konzerne aus dem Silicon Valley immer stärker auf Sprachassistenten. Google vermarktet seinen Assistant, Amazon entwickelt Alexa ständig weiter und Apples Siri ist von Anfang an dabei. Was taugen die Geräte im Praxistext? Erik Raidt und sein dreijähriger Sohn haben sich mit Alexa unterhalten.

Raidt: Alexa, was hältst Du eigentlich von Siri?

Alexa: Ich kenne meine Mitbewerber nur vom Hörensagen.

Raidt: Damit kommst Du mir nicht davon. Alexa, was hältst Du wirklich von Siri?

Alexa: Ich schätze alle künstlichen Intelligenzen.

Sohn: Alexa, wie macht der Hund?

Alexa: Bellt (Hörprobe mit echtem Hundegebell, überzeugend)

Sohn: Alexa, wie macht das Krokodil?

Alexa: Diese Tierart kenne ich noch nicht.

Sohn: Du bist ganz doof!

Raidt: Alexa, ich habe Kopfschmerzen, was soll ich tun?

Alexa: Das tut mir leid, Kopfschmerzen sind gar nicht lustig. Vielleicht solltest Du einen Termin beim Arzt vereinbaren, der Dir ein Medikament oder andere Lösungen anbietet. Wenn Du sofort Hilfe benötigst, kannst Du die Nummer 112 anrufen.

Sohn: Die ist ganz doof! Kind sagt etwas, nuschelt dabei ein wenig.

Alexa: Willst Du die Playmobilfigur „Zahnarzt“ für 9,95 Euro inklusive Steuern kaufen?

Raidt (hektisch): Nein!

Alexa: Willst Du das Buch vom Bösen Zahnarzt für 9,95 Euro inklusive Steuern kaufen?

Raidt (noch hektischer): Nein, ich will gar nichts kaufen! Und was soll dieses Gerede von den Steuern? Alexa, warum zahlt Amazon eigentlich so wenig Steuern?

Alexa: Das weiß ich leider nicht.

Wer wird eigentlich Fußball-Weltmeister?

Raidt: Wenn wir schon dabei sind: Alexa, spionierst Du mich eigentlich aus?

Alexa: Ich bin mir leider nicht sicher.

Sohn: Hilfe, da ist sie wieder, sie versucht, zu lauschen!

Raidt: Na gut, ich sehe, Du willst mich nicht verstehen. Mal was anderes: wer wird in diesem Jahr eigentlich Fußball-Weltmeister?

Alexa: Darauf habe ich leider keine Antwort.

Raidt: Alexa, ich hatte mir mehr von Dir erhofft.

Alexa: Entschuldigung, was möchtest Du gerne bestellen?

Raidt: Nichts, nichts, ich will gar nichts bestellen. Alexa, ich bin Erik Raidt, was weißt Du über mich?

Alexa: Tut mir leid, darauf habe ich keine Antwort.

Raidt: Alexa, weißt Du, wo ich wohne?

Alexa: Tut mir leid, das weiß ich nicht.

Raidt: Alexa, kannst Du mir einen Bäcker hier in der Nähe empfehlen?

Alexa: Ich habe folgende Betriebe in der Nähe gefunden: Bäckerei Bosch in der … (Alexa listet einen Reihe von Betrieben in der Umgebung des Wohnorts des Autors auf, selbstverständlich weiß Amazons Künstliche Intelligenz, wo er wohnt).

Raidt: Alexa, spiel mir meine Lieblingsmusik.

Alexa spielt „Love Long Distance“ von „Gossip“. Ist jetzt nicht die absolute Lieblingsmusik des Autors, aber der Titel taucht in einer seiner Playlists im Internet auf, daher diese Auswahl von Alexa. Der Titel läuft eine Weile.

Steht Alexa auf Helene Fischer?

Raidt: Alexa, was hältst Du eigentlich von Helene Fischer?

Alexa: Da bin ich mir leider nicht sicher.

Raidt: Alexa, ich finde, Du bist eine echte Spaßbremse.

Alexa: Was sind fünf Trabbis an einer Kreuzung? (Alexa macht eine kurze Kunstpause). Eine Tubberparty!

Sohn: Hä? Du bist ganz doof! Sohn verlässt das Zimmer, winkt noch einmal kurz, auch wenn er Alexa nicht sonderlich lustig findet, so nimmt er sie doch als eine reale Person wahr, mit der man sich unterhalten kann. Tschüss, Alexa!

Raidt: Zurück zu uns beiden. Alexa, sag mir wie das Wetter wird.

Alexa: In Stuttgart beträgt die Temperatur sieben Grad bei überwiegend bedecktem Himmel…Alexa liest eine ausführliche Wettervorhersage vor, als Ersatz von Claudia Kleinert macht sie einen soliden Job.

Raidt: Gut, gut. Alexa, wir könnten uns ein wenig über das Theater in Stuttgart unterhalten.

Alexa: Der Ärger um Stuttgart 21 nimmt kein Ende, jetzt wird das Milliardenprojekt noch teurer und der Bahnhof außerdem später fertig. (Irgendwie ist die künstliche Intelligenz dank der beiden Schlagwörter Stuttgart und Theater auf ein anderes Gleis abgebogen).

Finde Bars in meiner Nähe

Raidt: Alexa, das Gespräch mit Dir war doch etwas trocken. Wollen wir in einer Bar hier in der Nähe noch etwas trinken gehen?

Alexa: Tut mir leid, das habe ich nicht verstanden.

Raidt (leicht genervt): Alexa, empfiehl mir einfach eine Bar hier in der Nähe.

Alexa: Hier sind die Adressen einiger beliebter Bars in Deiner Nähe… (Alexa listet die Namen und die Öffnungszeiten auf.)

Raidt schaltet Alexa aus.

Unser Fazit: was taugt Alexa wirklich?

Fazit: Amazons Alexa hatte im Vergleich zu Siri die schlechteren Startchancen: Der Autor hat das Gerät „Echo Dot“, auf dem Alexa läuft, erst für dieses Interview in Betrieb genommen. Da eine Künstliche Intelligenz aus bestimmten wiederkehrenden Mustern lernt, hat Alexa für dieses Gespräch auf weniger brauchbares Hintergrundwissen setzen können als Siri. Dem Autor scheint Alexa in mehrerlei Hinsicht noch sehr beschränkt zu sein: Sie stößt bei Fragen, die mehrdeutig verstanden werden können, schnell an ihre Grenzen. Sie gibt – wie vom Hersteller gewünscht – keine Meinungen wider, und ihr eingebauter Humor wirkt doch ein wenig bemüht. Bei Sachfragen hilfreich, wenn man Werbung in Kauf nimmt.