Eine „Pro-life-and-family“-Aktivistin hält eine Transgender-Puppe hoch, die in der paraguayischen Stadt Ciudad del Este für einen Riesenwirbel gesorgt hat. Foto: AP

Anglizismen und Bürokraten-Deutsch, Mode-Floskeln und aussterbende Begriffe – in unserer Sprach-Glosse hören wir genau hin. Wie die Menschen so reden, was sie sagen, wie sie’s meinen. Heute unter der Lupe: Trans-Puppe.

Stuttgart - Toleranz ist der Humus jeder Gesellschaft. Ohne Akzeptanz des Anderssein, ohne Wertschätzung fremder Lebensentwürfe kann es kein gedeihliches Miteinander geben. Dass Schwule, Lesben und Transsexuelle die gleichen Rechte und Pflichten haben wie Heteros müsste eigentlich selbstverständlich sein – ist es aber nicht.

Das musste auch ein Spielzeughändler in Paraguay feststellen, der in China gefertigte und als transsexuell interpretierte Puppen mit rosa Kleidchen, Schleife im Haar und Penis verkaufen wollte. Die „Trans-Puppen“ wurden beschlagnahmt und sein Spielzeuggeschäft in der Stadt Ciudad del Este geschlossen.

Bürgermeisterin Sandra Zacarías hatte Anstoß an der Puppe genommen und ihren Verkauf verboten. „Solange ich Bürgermeisterin bin, werden solche Artikel nicht verkauft“, sagte sie. Ihre Stadt sei „pro Familie“.

Trans . . . gender . . . incongruence

Das Präfix „trans“ (von der lateinischen Präposition „trans“, jenseits von, über . . . hinaus) dient in Fall der „Trans-Puppe“ als Worterweiterung des Substantivs „Puppe“. „Über die Puppe hinaus“ ergibt natürlich keinen Sinn. Das Dingwort „Puppe“ steht symbolisch für den Wunsch des Menschen nach dem geschlechtlichen Identität und Selbsterleben.

Das bei der Geburt zugewiesene Geschlecht ist nicht immer identisch mit der gefühlten, gelebten und erfahrenen Identität. In der Medizin spricht man von „Gender incongruence“ (geschlechtliche Nichtübereinstimmung).

Wer bin ich?

Wer bin ich? Bin ich im falschen Körper geboren? Bin ich transsexuell? Und warum? Solche existenziellen Fragen sind hier zu Lande nicht durch ein Trans-Puppen-Modell „Made in China“ hochaktuell geworden, sondern durch die Debatte um ein echtes Model aus Fleisch und Blut: Giuliana Farfalla, das erste Transgender-Model im Männermagazin „Playboy“ und ab 19. Januar auch Mitbewohnerin im RTL-“Dschungelcamp“.