Zwei, die sich nicht wirklich mögen: Donald Trump (links) und Kim Jong Un. Foto: AFP

Anglizismen und Bürokraten-Deutsch, Mode-Floskeln und aussterbende Begriffe – in unserer Sprach-Glosse hören wir genau hin. Wie die Menschen so reden, was sie sagen, wie sie’s meinen. Heute unter der Lupe: „Malediktion“.

Stuttgart - Der Krieg der Worte zwischen Donald Trump und Kim Jong Un eskaliert. Der US-Präsident tituliert den nordkoreanischen Machthaber (33) als „Raketen-Mann“ und „Verrückten“. Der revanchiert sich, indem er den 71-jährigen US-Präsidenten aufs Gröbste als „geistig umnachteten, dementen, senilen Greis“ beleidigt, den er „mit Feuer bändigen wolle.

Donald Jong Un und Kim Trump?

(Zum Bild: Wie viel Trump steckt in Kim Jong Un und umgekehrt?, fragt sich die US-Zeitung „Daily News“).

Staatsmännische Malediktion

Das Schauspiel, dass die politischen Heißsporne vor aller Augen aufführen, nennt sich die Kunst der Malediktion. Malediktologie (von lateinisch „maledicere“: lästern, schmähen, beleidigen) ist die Wissenschaft vom Fluchen und Schimpfen, ein Zweig der Sprachwissenschaft, speziell der Psycholinguistik und Soziallinguistik.

Tussi, Bitch, Opfer

Nun sind Donald Trump und Kim Jong Un fürwahr keine Linguisten, aber dennoch rhetorisch jeder auf seine Weise originär begabt. „Fluchen und Schimpfen gehören zur ‚conditio humana‘ – zum Menschsein“, erklärt der Schweizer Sprachwissenschaftler und Malediktologe Roland Ries. Schimpfwörter unterliegen genauso wie Kleidung oder Musik wechselnden Moden. Früher waren es die „Krüppel-“, dann die „Spaghettifresser“- oder „Jugo“-Beschimpfungen. Heute sind es die „Tussis“, „Schwuchteln“, „Bitches“ oder „Opfer“.

Welle der Beleidigungen

Wenn man sich über jemanden oder etwas ärgert, unterstreicht man dies ausgiebig und inbrünstig mit Hilfe der Sprache. Die Lust am „male dictus“ – an der beleidigenden, gemeinen und vulgären Rede – ist ein globales Phänomen. Fünf Prozent der Gespräche am Arbeitsplatz und mehr als zehn Prozent der Unterhaltungen in der Freizeit sollen aus Schimpfwörtern bestehen, hat der US-Psychologe Timothy Jay herausgefunden. Wie oft Malediktionen in der internationalen Politik Usus sind, hat er nicht untersucht. Donald Trump und Kim Jong Un jedenfalls reiten mit ihren Verbalentgleisungen ganz oben mit auf der Welle der Beleidigungen.