Phänomen über, und unter Erden (Ansichten von atmosphärischen Phänomenen) von dem Maler Josef Gabriel Frey (1791-1884) aus dem 1878. Foto:  

Anglizismen und Bürokraten-Deutsch, Mode-Floskeln und aussterbende Begriffe – in unserer Sprach-Glosse hören wir genau hin. Wie die Menschen so reden, was sie sagen, wie sie’s meinen. Heute unter der Lupe: Irrlicht.

Stuttgart - Donald Trump steht im Ruf, ein irrlichternder Präsident zu sein, der durch die Weltpolitik geistert. Irrlichter gehören zu den rätselhaftesten Naturerscheinungen. Seriöse Wissenschaftler bestreiten, dass es diese bläulich, grünlich oder rötlich schimmernden Flämmchen wirklich gibt.

Gespenstisches Licht

Das Grimmsche Wörterbuch definiert sie als „kleines gespenstisches Licht“. Ungeachtet der negativen Expertise erfreuen sich Irrlichter im Volksglauben und seiner Sprache großer Beliebtheit. In althochdeutschen Schriften werden sie als Spuk- und Totenlicht überliefert, in denen sich die Seelen von Verstorbenen manifestieren. Zur Strafe für irdisches Unrecht sind sie dazu verdammt, in Sümpfen, Mooren und Morasten umherzuirren.

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D’Raulîcht, Will-o’-the-wisp, Blud

Im Luxemburgischen werden sie „d’Raulîcht“ genannt, im Englischen „Will-o’-the-wisp“, im Japanischen „Onibi“ (Dämonenfeuer), im Sorbischen „Blud“ und im Schottischen „Spunkie“.

Das Spuk-Phänomen ist rational erklärbar. Es gibt Organismen (Bakterien, Pilze, Leuchtkäfer), welche zur Biolumineszenz fähig sind – also aufgrund chemischer Prozesse Licht erzeugen können. Dass Irrlichter mit Vorliebe in sumpfigem Gelände umhergeistern, liegt schlicht daran, dass dort durch Fäulnis- und Gärungsprozesse Gase wie Methan und Schwefelwasserstoff entstehen, die sich beim Kontakt mit Sauerstoff entzünden.

Jack O’Lantern

Sagen, Mythen und Legenden, die von Kobolden, Geistern und Gespenstern bevölkert werden, vermag die Fantasie indes weit mehr anzuregen als trockene Wissenschaft. Mit Hilfe dieser geheimnisvollen Lichter locken sie Neugierige ins Verderben, wo sie sich verirren, verenden und ihr Seelenheil verlieren.

Das bekannteste Irrlicht ist neben Donald Trump Jack O’Lantern. Der listige Schmied, bekommt nach seinem Ableben vom Teufel ein glimmendes Stück Kohle, das er in einen ausgehöhlten Kürbis steckt, um mit ihm auf ewig zu irrlichtern.