Schlimmer geht nimmer: Eine Truppe aus krummen Gurken. Foto: dpa

Anglizismen und Bürokraten-Deutsch, Mode-Floskeln und aussterbende Begriffe – in unserer Sprach-Glosse hören wir genau hin. Wie die Menschen so reden, was sie sagen, wie sie’s meinen. Heute unter der Lupe: Gurkentruppe.

Stuttgart - Dass Tiere für Beleidigungen von Mitmenschen herhalten müssen (Wildsau, Rabenaas, Schweinebacke) ist hinlänglich bekannt. Doch auch unschuldiges Gemüse wird von Wutrednern gerne zitiert, um kübelweise Unflätiges über andere auszukippen.

„Cucumis sativus“

Die Gurke (botanischer Fachbegriff „Cucumis sativus“), auch als Kukumer bekannt, ist besonders beliebt, wenn es darum geht, eine Gruppe als „Gurkentruppe“ und Versagerteam (VfB Stuttgart, GroKo) abzuwerten. Von Team sollte man in diesem Zusammenhang besser nicht sprechen. Denn würden die einzelnen Mitglieder besser harmonieren, wäre die abwertende Charakterisierung überflüssig.

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Grün hinter den Ohren

Die Gurke gehört zur Familie der Kürbisgewächse, ist anspruchslos und wächst schnell. Das Wort leitet sich vom altpolnischen „ogurek“ ab und ist seit dem 16. Jahrhundert im Deutschen belegt. Dass Gurken im unreifen Zustand grün geerntet werden, ist ihnen sprachlich zum Verhängnis geworden.

Eine „Gurkentruppe“ ist noch grün hinter den Ohren, unreif, unerfahren und deshalb erfolglos. Häufig wird sie von einem Petersilien-Guru angeführt, der über ähnlich wenig Fachkenntnisse verfügt wie seine bemitleidenswerten Mannschaftskollegen.

Seelenhygiene

Psychologisch gesehen ist Wut eine impulsive und aggressive Reaktion auf eine als unangebracht empfundene Situation oder Bemerkung. Nach Sigmund Freud, dem Vater der Psychoanalyse, resultiert die Wutrede aus dem angeborenen Aggressionstrieb des Menschen, der – unterdrückt – zu seelischen Störungen und Charakterschwäche führt. Aus Gründender Seelenhygiene (griechisch „katharsis“, Reinigung) ist es deshalb hin und wieder sinnvoll, sich verbal auszutoben – umgangssprachlich auch pöbeln genannt.