Start einer nordkoreanischen Hwasong-14 Interkontinentalrakete am 28. Juli 2017. Foto: dpa

Anglizismen und Bürokraten-Deutsch, Mode-Floskeln und aussterbende Begriffe – in unserer Sprach-Glosse hören wir genau hin. Wie die Menschen so reden, was sie sagen, wie sie’s meinen. Heute unter der Lupe: „Erstschlag“

Stuttgart - Im Zwischenmenschlichen – auf dem Schulhof oder nachts vor der Kneipe – markiert der Erstschlag den Beginn einer handfesten Rauferei, die mit blutigen Nasen, blauen Flecken und nicht selten mit weit schlimmer malträtierten Körperteilen endet. In den allgemeinen Sprachgebrauch ist der Begriff allerdings in einem ganz anderen Zusammenhang eingegangen, der momentan wieder bedrohlich aktuell ist.

„Atomic first strike“

Erstschlag (englisch: „first strike“) ist ein Begriff aus der Nuklearstrategie des Kalten Krieges. Gemeint ist ein mit Atomwaffen geführter Konflikt. Ziel eines „Atomic first strike“ ist es, sämtliche oder zumindest den größten Teil der gegnerischen Nuklearwaffen und Raketenstellungen mit einem Schlag zu vernichten – was auch als Enthauptungsschlag bezeichnet wird.

Der aufgeladene verbale Schlagabtausch zwischen US-Präsident Donald Trump und Nordkorea lässt beunruhigende Erinnerungen an die Terminologie Kalter Krieger wach werden. Die Hoffnung, dass apokalyptische Kraftausdrücke, wie sie Trump und Nordkoreas Machthaber Kim Jong-un in den Mund nehmen, längst in die Mottenkiste der Geschichte verbannt seien, hat sich nicht erfüllt.

Erst-, Zweit-, Vergeltungsschlag

Theoretische Voraussetzung für einen „Erfolg versprechenden“ Erstschlag ist, dass der Angegriffene über deutlich weniger Atomwaffen verfügt als der Angreifer. Das nukleare Patt – das Gleichgewicht des Schreckens – sorgte dafür, dass der Kalte Krieg zwischen den USA und der Sowjetunion nicht zu einem heißen wurde und es weder zum Erst- noch zum Zweitschlag (Vergeltungsschlag) kam.