Dienstälteste Superheldin: Wonder Woman. Foto: DC Comics

Anglizismen und Bürokraten-Deutsch, Mode-Floskeln und aussterbende Begriffe – in unserer Sprach-Glosse hören wir genau hin. Wie die Menschen so reden, was sie sagen, wie sie’s meinen.

Stuttgart - Wonder Woman ist in einer Stahlkammer angekettet. Selbst ihre magische Peitsche und das knappe Super-Kostüm können ihr jetzt nicht mehr helfen. Plötzlich rast eine rote Rakete mit Hakenkreuzen auf den Stummelflügeln auf sie zu, die von einem dämonisch grinsenden Roboter mit Nazi-Armbinde gesteuert wird. So sieht das Titelbild eines Wonder-Woman-Comic aus dem Jahr 1942 aus – mit entsprechender Onomatopoesie. Asterix und Obelix, Catwoman und Batman, Spiderman und Iron Man, Reich Trigan und Storm – die Liste der gezeichneten Helden ist so endlos wie variantenreich.

Drollige Bildergeschichten

Der Begriff leitet sich vom englischen Adjektiv „comic“ („komisch“, „drollig“) her. Die ersten Witzzeichnungen gab es im 18. Jahrhundert. Die Idee, eine Geschichte in bildlichen Sequenzen zu erzählen, ist allerdings sehr viel älter und stammt aus der Antike. Populär wurden Comicstrips im 19. Jahrhundert in amerikanischen Zeitungen. Der Belgier Hergé schuf mit Tim und Struppi eines der ersten Comic-Hefte, die als Fortsetzungsgeschichte erschienen. Weitere Klassiker sind Hal Forsters Tarzan und Prinz Eisenherz, Walt Disneys Micky Maus und Donald Duck sowie Superman von Jerry Siegel und Joe Shuster. Manga ist der japanische Begriff für Comic.

Pädagogisch wertvoll

Eltern können beruhigt sein: Comics machen weder dumm noch lesefaul. Sie werden sogar im Fremdsprachenunterricht verschlungen. Comics sind Bildergeschichten, die Sprechblasen, Denkblasen, Panels (Einzelbilder in einer Sequenz) und Onomatopoesien verwenden. Letztere sind sprachliche Nachahmungen von Ausrufen, Geräuschen und Lauten. Viele umgangssprachliche Wörter wie donnern, hämmern, knallen, rattern oder rascheln sind von Geräuschen inspiriert. Was die Schöpfung neuer Schallsynonyme angeht, sind Comics unübertroffen.

Heul, Gruumpf, Hihi, Flüster, Winsel

Besonders beliebt sind Lautmalereien, die Körpergeräusche nachahmen (Spuck, Würg, Rülps, Schmatz), Gefühle wie Trauer (Heul, Huhuhu), Missempfinden (Grumpf, Grrr), Freude (Hihi, Haha) oder Zuneigung (Seufz); aber auch Sprache (Blablabla, Flüster, Laberlaber), Tierlaute (Wau, Miau, Winsel, Määäh) und Musik (Klingklangklong, Träller). Der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt. Was beweist: Comics sind nicht nur Kult, sondern auch Kunst.

Wonder Woman, die fiktive Amazonen-Schönheit mit den Superkräften, hat es im realen Leben sogar zur UN-Frauenbotschafterin und zum eigenen Gedenktag gebracht. Anlässlich ihres 75. Geburtstags hat UN-Generalsekretär Ban Ki-moon den 21. Oktober zum „Wonder Woman day“ erklärt. Respekt!