„Bunga-Bunga“-Ex-Premier Silvio Berlusconi. Foto: AP

Anglizismen und Bürokraten-Deutsch, Mode-Floskeln und aussterbende Begriffe – in unserer Sprach-Glosse hören wir genau hin. Wie die Menschen so reden, was sie sagen, wie sie’s meinen. Heute unter der Lupe: Bunga Bunga.

Stuttgart - Das www.urbandictionary.com definiert „Bunga Bunga“ als „erotisches Ritual, an dem ein mächtiger Anführer und mehrere nackte Frauen beteiligt sind“. Seit Silvio Berlusconi, Italiens viermaliger Ministerpräsident, wieder Oberwasser hat, ist das Nonenswort aus der Populärkultur aus der Versenkung aufgetaucht. „Bunga Bunga“ ist dank der Erotik-Eskapaden des 81-jährigen Cavaliere zum Synonym für „ein erotisches Dessert mit schönen Frauen und interessierten Gästen im Séparée“ geworden.

Dreadnought-Hoax und Bunga Bunga

„Bunga Bunga“ ist ein originäres Nonsenswort. Erstmals in den Mund genommen wurde es im Jahr 1910 beim Besuch eines abessinischen Prinzen (heutiges Äthiopien) und seiner Entourage auf dem britischen Flaggschiff HMS Dreadnought. Der Prinz verlieh mit der aus seiner Muttersprache stammenden Phrase „Bunga Bunga!“ seinem Erstaunen für das technische Wunderwerk Ausdruck.

Tatsächlich handelte es sich bei den ostafrikanischen Royals um Mitglieder der Bloomsbury Group, einer Gruppe exzentrischer angelsächsischer Witzbolde, die sich einen Scherz mit der ehrwürdigen Royal Navy erlaubten. Die Eskapade wurde als „Dreadnougt-Hoax“ (Dreadnought-Schwindel) berühmt.

Berlusconi und Bunga Bunga

Im 20. Jahrhundert tauchte „Bunga Bunga“ zudem als Umschreibung für Sexualhandlungen (vornehmlich von Homosexuellen) in schlüpfrigen Witzen auf. Italo-Macho Berlusconi ließ sich beim Besuch des israelischen Premiers Benjamin Netanjahu 2011 in Rom bei einer Pressekonferenz durch ein Gemälde zu einem seiner berüchtigten „Bunga-Bunga“-Witze hinreißen. Das Ölbild im Hintergrund des Konferenzsaals zeigte den Leier spielenden griechischen Gott Apollo, umgeben von neun prallen Musen. „Das ist Bunga Bunga im Jahr 1811“, lautete Silvios frivoler Kommentar.

Indonesien und Bunga Bunga

Die linguistische Wurzel von „Bunga“ liegt in der Bahasa Malaysia und Bahasa Indonesia, der malaiischen Sprache, die mit rund 200 Millionen Sprechern zu den meistgesprochenen Sprachen der Erde gehört. „Bunga“ kann sowohl Blume als auch Zinsen bedeuten.