Hans-Georg Maaßen arbeitet künftig als Staatssekretär im Innenministerium. Foto: dpa

Die Beförderung des umstrittenen Verfassungsschutz-Präsidenten Maaßen löst in den sozialen Medien ein großes Echo aus. Die meisten Nutzer sind empört – und bringen dies mit Galgenhumor zum Ausdruck.

Stuttgart/Berlin - Die Beförderung des umstrittenen Verfassungsschutzchefs Hans-Georg Maaßen zum Staatssekretär im Innenministerium stößt nicht nur in der Politik, sondern auch in den sozialen Netzwerken auf Empörung und Spott. Im Kurznachrichtendienst Twitter bringen viele Nutzer ihr Unverständnis mit Galgenhumor und bissigen Kommentaren zum Ausdruck. Nur wenige Menschen zeigen Verständnis für den Deal der Großen Koalition.

Nach seinen umstrittenen Äußerungen zu den fremdenfeindlichen Ausschreitungen in Chemnitz wird Maaßen zwar an der Spitze des Bundesamts für Verfassungsschutz abgelöst, dafür aber zum Staatssekretär im Bundesinnenministerium von Horst Seehofer (CSU) befördert.

Empörung nach GroKo-Deal

„Noch zwei Fehltritte und Maaßen ist Bundeskanzler“, bringt Nutzer Maxim Boennemann mit einem Augenzwinkern das allgemeine Meinungsbild vieler Menschen auf Twitter zum Ausdruck. User Jens Clasen veranlasst die Entscheidung der Großen Koalition zu einem nicht weniger kreativen Kommentar: „Jemanden für seine Verfehlungen durch Beförderung und höheres Gehalt bestrafen, heißt dann wohl jetzt ‚maaßregeln’“, heißt es in einem Tweet.

Anderen Nutzern ist der Humor vergangen: Sie machen sich Sorgen um die Demokratie und sehen in dem politischen „Schmierentheater“ der Koalition einen weiteren Vertrauensverlust in die Politik.

Im Fall Maaßen gehe es um mehr als SPD, CDU oder Seehofer, schreibt beispielsweise Userin Sawsan Chebli stellvertretend für viele andere Nutzer. „Es geht darum, dass verhindert wird, dass immer hemmungsloser an den Grundfesten unserer Demokratie gerüttelt wird. Wie hoch darf der Preis für die GroKo sein?“

Userin Luna schlägt mit ihrem Kommentar in die selbe Kerbe; Niemand habe Verständnis für die Versetzung Maaßens: „Es verstärkt nur die Idee von ‚die da oben verarschen uns eh und machen was sie wollen’.“

Doch es gibt auch Nutzer, die Maaßen Rückendeckung geben. So hält User Frank die Einschätzung Maaßens zu den fremdenfeindlichen Ausschreitungen in Chemnitz für richtig und bedauert: „Jetzt reden alle über Maaßen, aber kaum noch jemand über die Reihe der Morde von ausreisepflichtigen Zugereisten.“ Nutzer Michael Kubiciel meint: „Bitte alle von den Bäumen herunterkommen: Maaßen hat höchst unglücklich agiert, aber sicher nicht an ‚den Grundfesten unserer Demokratie gerüttelt’.“

Auch viele Politiker nutzen Twitter als Bühne, um ihrer Empörung Luft zu verschaffen. So hat der Juso-Vorsitzende Kevin Kühnert die SPD-Spitze scharf für ihre Beschwichtigungsversuche im Fall Maaßen kritisiert. „Noch schlimmer als die Maaßen-Entscheidung werden die Versuche der Beschwichtigung, Verharmlosung, der Schönrederei und die billigen Durchhalteparolen bewertet“, schrieb Kühnert am Mittwoch bei Twitter unter Verweis auf Reaktionen der Parteibasis. „Macht den Leuten kein X für ein U vor. Klappt nicht.“

Die Grünen-Fraktionsvorsitzende Katrin Göring-Eckardt sprach von einer „unfassbaren Mauschelei“. „Wer illoyales Verhalten und Kuschelei mit der AfD belohnt statt ahndet, hat jedes Gespür für Anstand verloren“, erklärte sie. Auf Twitter schrieb Göring-Eckardt: „Wenn eine Verkäuferin im Job Mist baut, wird sie entlassen und nicht Filialleiterin.“ Parteikollege Cem Özdemir bewertet die Situation für die CSU mit Blick auf die anstehende Bayern-Wahl als „nächsten Schritt in den Abgrund“. Der Ex-Grünen-Chef schreibt auf Twitter: „Hört endlich auf, unser Land in Geiselhaft zu nehmen für Machtspielchen.“

Ebenso wenig Verständnis zeigt der ehemalige Außenminister und frühere SPD-Chef Sigmar Gabriel. Seinen Spott verbindet er mit einer bösen Spitze gegen Seehofer: „Wenn Illoyalität und Unfähigkeit im Amt der neue Maßstab für Karriere sind, dann hat Horst Seehofer gute Chancen bis zum UNO-Generalsekretär aufzusteigen.“