Geisterspiel-Experte Wolfgang Wolf (re., neben dem ehemaligen Leipziger Co-Trainer Rainer Lisiewicz): Gute Arbeit bei Traditionsclub Lok. Foto: imago/opokupix

In der Welt des Sports gibt es auch in diesen schwierigen Tagen reichlich absurdes, seltsames und lustiges. Daher kürt unsere Sportredaktion mit einem Augenzwinkern täglich die Sportsfreundin oder den Sportsfreund des Tages. Heute: Wolfgang Wolf, der Vater aller Geisterspiele.

Stuttgart - Kennen Sie die Mutter aller Geisterspiele? Es war die Zweitligapartie Alemannia Aachen – 1. FC Nürnberg (3:2) am 26. Januar 2004. Auf dem Tivoli ging das erste Profifußballspiel in Deutschland ohne Zuschauer über die Bühne. Und über den Vater aller Geisterspiele gibt es auch keine Diskussion. Der heißt Wolfgang Wolf (62). Dem flog als Club-Trainer am 24. November 2003 in der zweiten Halbzeit von den Zuschauerrängen eine Metallkugel an den Kopf. Er ging k. o. , hing danach in der Kabine am Tropf, seine Mannschaft verlor ohne ihn mit 0:1 – das Spiel wurde wiederholt.

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Schauspielerei hatten ein paar rheinische Jecken dem grundehrlichen, bodenständigen und authentischen „Wolle“ unterstellt. Der ehemalige Spieler, Trainer und Manager der Stuttgarter Kickers und heutige Macher von Lok Leipzig hält das heute noch für den „Witz des Jahrhunderts“. Zwei Eimer voll mit Nägeln und Schrauben hätten sie damals nach dem niederprasselnden Metallregen an seiner Trainerbank eingesammelt.

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Um das fällige Geisterspiel zu organisieren, benötigte es seinerzeit keine Task-Force Sportmedizin/Sonderspielbetrieb und ein 51-seitiges Konzept, das penibel aufdröselt, wer Einlass ins Stadion bekommt. Journalisten, Ordner, Offizielle der Clubs, ein paar Sanis, zwei Klofrauen durften rein – und eine Wurstverkäuferin. Der verführerische Duft eines Holzkohlegrills zog über den Tivoli, erinnert sich Wolf. Lange anstehen musste man sich am Verpflegungsstand nicht. Viel mehr positive Aspekte lieferte der Fußball ohne Fans schon vor 16 Jahren nicht.