Juan Miguel Echevarria sprang zunächst die zweitbeste jemals gemessene Weite im Weitsprung. Foto: Getty

Neben Siegen und Niederlagen gibt es in der Welt des Sports auch reichlich absurdes, lustiges oder irgendwie auch tragisches. Daher kürt unsere Sportredaktion mit einem Augenzwinkern täglich die Sportsfreundin oder den Sportsfreund des Tages. Heute: der kubanische Weitspringer Juan Miguel Echevarria.

Stuttgart - Den Kampf der Systeme hat der Sozialismus außerhalb Kubas weitestgehend verloren. Manche sagen gar, selbst bei vermeintlichen Erfolgen der Revolution würden Zahlen gefaked und geschönt.

Eines aber haben sozialistische Staaten mit ihren demokratischen Gegenspielern gemein: Erfolgreiche Sportler sind Helden. Und wo der Staat kann, hilft er gerne mit. Sei es mit Geld, Trainingsstätten und manchmal sogar mit staatlichem Doping. Geld sowie Trainingsstätten gehören auf Kuba zur Mangelware, und von staatlichem Doping ist zumindest nichts bekannt. Dennoch bekam der Kubaner Juan Miguel Echevarria beim Leichtathletik-Meeting in Kubas Hauptstadt Havanna unlautere Unterstützung, die ihn den zweitweitesten Sprung der Leichtathletik-Geschichte kostete: Der 20-Jährige segelte auf 8,92 Meter – einzig der US-Amerikaner Mike Powell sprang 1991 bei seinem Weltrekord über 8,95 Meter weiter. Der unzulässig starke Schub von 3,3 Metern Rückenwind pro Sekunde verhinderte allerdings, dass Echevarrias Sprung in die Annalen der Leichtathletik eingehen konnte.

Systemzwang? Kuba-Boykott?

Auch wenn es den Rekordsprung nun offiziell nie gab, stellen wir zufrieden fest: Weder der viel zitierte Systemzwang noch der Kuba-Boykott der USA scheinen schuld an Echevarrias Dilemma. Und dass Kubas Staatschef Raúl Castro den Wind ins Stadion beorderte, halten selbst Hardliner in den USA für ausgeschlossen.