Nordbadens Sportbundchef Heinz Janalik: Mehr Geld für den Sport Foto: Bm

Die Meinung ist weit verbreitet: Der Sport in den Vereinen funktioniert einfach so. Stimmt aber nicht. Ohne Millionen-Zuschüsse aus dem Steuertopf geht gar nichts. Und darüber gibt es jetzt Streit unter den Top-Funktionären in Baden-Württemberg.

Stuttgart - Es geht um Macht, um Frauen und um Geld. Und weil es im Sport nicht viel anders zugeht als im sonstigen Leben, ist die Stimmung ziemlich gereizt. Dabei hätten die großen Vier unter den baden-württembergischen Sportsfreunden allen Grund, ihre Teamfähigkeit zu beweisen. Denn der Solidarpakt mit dem Land läuft im kommenden Jahr aus. Den braucht der Sport aber so dringend wie der Turner die Matte. Rund 68 Millionen Euro aus der Landeskasse fließen über dieses Fait accompli jährlich an den Landessportverband Baden-Württemberg (LSV), an den Württembergischen Landessportbund (WLSB) und an die Sportbünde in Süd- und Nordbaden (BSB). Damit werden beispielsweise Übungsleiter ausgebildet, Sportgeräte und -bauten bezuschusst oder der Nachwuchs im Leistungssport gefördert. Weil das Leben aber teurer wird, die Löhne steigen und die Anforderungen an die Vereine wachsen, verlangen die Sportsfreunde nach einem größeren Stück vom Steuerkuchen. Und genau darüber droht ihnen jetzt die Zerreißprobe.

Heinz Janalik, Chef des badischen Sportbundes Nord, und sein württembergischer Amtskollege Klaus Tappeser ziehen es vor, mit moderaten Forderungen in die Gespräche mit der grün-roten Landesregierung zu ziehen. Sie hätten gern 80 Millionen Euro im Jahr vom Land, weshalb sich der eine oder andere Landes-Politiker schon jetzt die Schweißperlen von der Stirn streift. „Wir wollen Bewährtes erhalten, aber auch zu neuen Ufern aufbrechen“, begründet Klaus Tappeser seine Haltung. Heinz Janalik erwartet, „dass der Sport mit seinen Forderungen bei der Politik auf Verständnis stößt. Denn er erbringt in vielen Handlungsfeldern wertvolle Gegenleistungen.“ Argumente, die vor der nächsten Landtagswahl im März 2016 naturgemäß auf Gehör stoßen könnten.

Die südbadischen Interessenvertreter, so ist zu hören, wollen sich aber nicht mit Steigerungen um 20 Prozent begnügen. Landesfürst Gundolf Fleischer soll intern schon Summen bis zu 140 Millionen Euro aufgerufen haben. Das nennen seine Amtsbrüder maßlos und nicht zielführend. Sie vermuten, dass politisches Kalkül die Triebfeder seines Handelns sein könnte. Dem ehemaligen Staatssekretär und CDU-Landespolitiker sei die neue Farbenlehre in der Regierung noch immer so fremd wie einem Badener die schwäbischen Spätzle mit Soß’.

Gerhard Mayer-Vorfelder mit Ehrenpreis

Und als wären die unterschiedlichen Auffassungen in den Landesteilen nicht schon genügend Ballast für die bevorstehenden Finanzgespräche mit dem Land, entzweit die Speerspitze des Sports auch noch ein längst entschiedener Streit über die Besetzung eines Postens als Vertreter des Sports im Rundfunkbeirat des SWR. Weil der Nordbadener Heinz Janalik die Kandidatur der Württembergerin Margarete Lehmann in letzter Minute mit einer badischen Gegenkandidatin zu torpedieren versuchte, ist er bei einem Teil seiner Präsidiumskollegen im Landessportverband Baden-Württemberg (LSV) in Ungnade gefallen. Was den Mosbacher aber wenig anficht. Erstens hört er 2016 nach fünf Amtszeiten auf, zweitens hält er seinen Querpass unverändert für eine demokratisch legitimierte Aktion.

Verstärkt wird dieses Grollen auf den Gipfeln des baden-württembergischen Sports vom Donner, den LSV-Chef Dieter Schmidt-Volkmar neuerdings entfacht. Vorverhandlungen zum Solidarpakt mit dem Land führte er am liebsten ohne seine Vizepräsidenten aus den Sportbünden, was jene als „merkwürdigen Aktionismus“ brandmarken, den man sich „auf keinen Fall bieten lassen“ will. Schmidt-Volkmar, argwöhnen sie, trete 2016 nicht mehr als LSV-Präsident an und wolle partout noch widerlegen, dass er stets an der Leine der Herrchen aus Baden und Württemberg ging. Dass der ehemalige Leitende Ministerialrat im Ringen um sein Profil seinem früheren Dienstherren Gerhard Mayer-Vorfelder im Rahmen der Verleihung des Landestrainerpreises noch einen Ehrenpreis für sein Lebenswerk als Funktionär zuschanzte, empfinden seine Widersacher als hochnotpeinlich.

Es ist also für Unterhaltung gesorgt, wenn sich die Herren des Landessports an diesem Dienstag in Stuttgart zur Präsidiumssitzung treffen. Wichtigster Tagesordnungspunkt: Gemeinsame Strategie in den Verhandlungen mit dem Land zum Solidarpakt III.

Gundolf Fleischer ließ sich frühzeitig entschuldigen.