Aus der Luft betrachtet gleicht die Waldau einem Flickenteppich. Foto: Rüdiger Ott

Weil das Stadion ohnehin wegen des Aufstiegs der Stuttgarter Kickers saniert werden muss, könnte der Wunsch der Bürger nach einem zentralen Festplatz gleich miterfüllt werden.

Degerloch - Der Aufstieg der Stuttgarter Kickers in die dritte Liga könnte sich als Glücksfall für das Sportgebiet Waldau erweisen. Seit Jahren wird darüber diskutiert, wie sich das Gelände als Ganzes aufwerten lassen könnte. Die Wegeverbindungen sind konfus, die Ausschilderung nicht optimal, von oben gleicht die Waldau einem Flickenteppich. Das Vorhaben, daran etwas zu ändern, scheiterte stets wahlweise an der Komplexität des Themas oder am klammen Stadtsäckel. Nun aber besteht Handlungsbedarf, denn wenn das Gazi-Stadion nicht fit für die dritte Liga gemacht wird, droht den Kickers langfristig der Lizenzentzug seitens des DFB.

Somit erfahren die Ergebnisse der Planungswerkstatt Waldau – insbesondere der Bau eines Festplatzes – unverhofften Auftrieb. Auf Initiative des Sportamts hatten zu Beginn des Jahres die Verantwortlichen von Vereinen mit Anwohnern und Experten die Zukunft des Sportgebiets besprochen. Sie trafen sich zu mehreren Sitzungen, und das mit der Organisation beauftragte Institut für kooperative Planung und Sportentwicklung (IKPS) stellte nun die Ergebnisse im Bezirksbeirat vor.

„Die Bürgerbeteiligung war sehr, sehr gut und umfangreich“, sagte Wolfgang Schabert vom IKPS. Im Schnitt waren bis zu 90 Besucher zu den Sitzungen erschienen. Themen waren unter anderem der Verkehr (siehe Text rechts), der gewünschte Bau einer Ballsporthalle gegenüber der Waldschule, die Verbesserung des Images mithilfe einer gemeinsamen Homepage aller Vereine und die Verbesserung des Freizeitsportangebots. All dies sind lediglich Wünsche, für die im derzeitigen Doppelhaushalt kein Geld zur Verfügung steht.

Der zentrale Festplatz soll beim Stadionbau eine Rolle spielen

Doch ist einer der Vorschläge eng mit der Sanierung des Gazi-Stadions verbunden. „Ein zentrales Ergebnis der Planungswerkstatt ist, dass es einen zentralen Platz geben soll“, sagte Schabert. Gleich neben der Kickers-Spielstätte haben bislang die Sportler des SV Eintracht und der Sportfreunde zwei Fußballplätze. Diese sollen in einen Kunstrasenplatz umgewandelt werden, der von beiden Vereinen genutzt wird. Auf der frei gewordenen Fläche soll ein Vorplatz für das Gazi-Stadion entstehen, der auch für Feste genutzt werden könnte.

Unabhängig davon wird das Stadion der Kickers wohl für rund zwölf Millionen Euro eine neue Haupttribüne mit 2000 Sitzplätzen bekommen, um DFB-Auflagen zu erfüllen. „Der zentrale Platz wird beim Ausbau eine wichtige Rolle spielen“, sagte Günther Kuhnigk, der Leiter des Sportamts. Zum einen würde die Fläche erst als Baulogistikfläche dienen. Später würde der Platz Teil des Fluchtwegekonzepts sein. Ohnehin bietet sich der Bau an. Ortsunkundige, die bislang an der Stadtbahnhaltestelle Waldau aussteigen, werden nicht intuitiv zum Stadion geleitet. Eine direkte Wegeverbindung fehlt. Diese würde durch den Festplatz geschaffen werden.

Weil die Zeit drängt, wird die Sanierung des Stadions bereits am 17. Juli in den gemeinderätlichen Technik- und Sportausschüssen sowie im Degerlocher Bezirksbeirat besprochen werden. Baubeginn könnte laut Kuhnigk im Mai 2014 sein. Schon vorab sollen sich die Bürger, die bei der Planungswerkstatt mitgemacht haben, erneut treffen. „Es soll noch zwei weitere Sitzungen geben, um über den zentralen Platz zu sprechen“, sagte Susanne Frucht vom Stadtplanungsamt.

Die Lokalpolitiker zeigten sich zufrieden. „Dieses Entwicklungskonzept hat uns einen großen Schritt weiter gebracht“, sagte Andreas Schmitt von den Grünen. Wichtig sei, dass das Konzept nicht starr, sondern offen für Chancen bleiben sollte. Eine solche hätte sich nun mit dem Aufstieg der Kickers ergeben. Sein Kollege von der CDU, Klaus Albert Maier, sah dies genauso. „Das blaue Wunder zwingt zum Handeln“, sagte er. „Und wenn wir schon etwas machen müssen, dann sollten wir keine halben Sachen machen.“