örperbeherrschung in Perfektion: Peregrin Pezerovic Körperbeherrschung in Perfektion: Peregrin Pezerovic trainiert sechsmal pro Woche zwischen drei und vier Stunden Foto: Michael Steinert

Peregrin Pezerovic vom TV Cannstatt ist mit ihren erst 19 Jahren die beste Sportaerobic-Athletin Deutschlands.

Bad Cannstatt - Wenn Peregrin Pezerovic loslegt, wackeln die Wände. In atemberaubendem Tempo fegt das kleine Energiebündel über die Wettkampffläche, rennt, springt, dreht sich und verbiegt den Körper, als wäre er aus Gummi. Sprung in die Luft, drei Drehungen um die eigene Achse, Landung im Spagat, dann sofort wieder hoch und weiter. Anderthalb Minuten gibt Peregrin zum Takt der Musik Vollgas, keine Sekunde zum Verschnaufen. Wo andere Mühe hätten, nicht vor Anstrengung zusammenzuklappen, strahlt sie übers ganze Gesicht und zieht die Zuschauer mit ihrer mühelos natürlichen Ausstrahlung in den Bann. Mit ihren erst 19 Jahren ist Peregrin Pezerovic schon ein Vollprofi – und die beste Sportaerobic-Athletin Deutschlands. Im Juni gewann die Ausnahmesportlerin vom TV Cannstatt in Riesa (Sachsen) ihren bisher größten Titel und wurde Deutsche Meisterin im Einzel.

Aber was genau ist eigentlich Sportaerobic? Das erklärt die Expertin am besten selbst: „Sportaerobic ist eine Mischung aus rhythmischer Sportgymnastik und Kunstturnen“, erzählt Peregrin. In einer zur Musik einstudierten Choreografie werden Aerobic-Elemente aneinander gereiht. Es gibt unterschiedliche Schwierigkeitsgrade, entscheidend sind die Ausführung und der Gesamteindruck. „Man muss beweglich sein wie eine Gymnastin, aber Kraft haben wie ein Turner“, beschreibt die 19-Jährige die Anforderungen ihrer Sportart.

Action in allen Lebenslagen

Peregrin kommt aus Kroatien. Als Kriegsflüchtlinge brachten sie ihre Eltern als kleines Kind mit nach Deutschland. Hier begann sie mit vier Jahren, beim MTV Stuttgart zu turnen. Als im Verein eine Sportaerobic-Gruppe eröffnet wurde, war das junge Mädchen schnell Feuer und Flamme. „Das ist komplett was anderes als das normale Turnen“, sagt Peregrin. „Beim Turnen ist es bei den Wettkämpfen immer so ruhig; bei der Sportaerobic geht es voll ab, das Publikum geht mit, das ist einfach ein Erlebnis.“ 2004 stand Peregrins Entscheidung fest, die damals Elfjährige verschrieb sich komplett der Sportaerobic.

Nicht nur im Sport, sondern auch privat steht „Peri“, wie sie mit Spitznamen genannt wird, eher auf Action als auf Ruhe. Ihre Lieblingsfilme sind Transformers 1 und 2, sie hört Hip Hop und R & B; in ihrer Freizeit trifft sie sich so oft es geht mit Freunden. Nur ist das mit der Freizeit bei Peri so eine Sache. Viel hat die 19-Jährige davon nämlich nicht. An sechs Tagen in der Woche steht die junge Frau in der Halle, jedes Mal drei bis vier Stunden. „Ich frage mich auch oft, wie ich das schaffe“, gesteht Peregrin. „Aber es macht mir ja Spaß und ich lerne immer wieder was Neues dazu.“

Der Titel soll in Cannstatt bleiben

Erfolg hat eben nun mal seinen Preis und Peri ist ehrgeizig. Mehrfach war die 19-Jährige schon baden-württembergische Meisterin, hat an Europa- und Weltmeisterschaften teilgenommen, 2009 gewann sie Bronze beim Weltcup in Frankreich. Mit dem Deutschen Meistertitel 2012 hat sie sich einen Traum erfüllt, aber auf ihren Lorbeeren ausruhen, das möchte sie sich auf keinen Fall. „Ich will meinen Titel nächstes Jahr verteidigen, ich werde mein Bestes dafür tun, dass er beim TV Cannstatt bleibt“, sagt die 19-Jährige.

Und wo soll ihr Leben abseits des Sports hingehen? Gerade hat Peregrin ihr Abi geschafft, trotz des intensiven Sportaerobic-Trainings mit Bravour. „Es ist ein guter Zweier-Schnitt geworden“, freut sich die 19-Jährige. „Aber das hat einiges an Zeitmanagement gefordert.“ Nun will sie erstmal ein Jahr Geld verdienen und ein wenig das Leben genießen, dann wartet das Studium. „Ich hatte mir überlegt, etwas mit Sport zu studieren, jetzt ist der Plan aber International Business“, verrät Peregrin. Mit ihrem Ehrgeiz und ihrer Ausstrahlung wird sie es sicher auch dort weit bringen.