Da purzeln die Pfunde: Das Kanga-Workout in Waldenbuch erfreut sich großer Beliebtheit bei den Müttern. Foto: Claudia Barner

Nach der Schwangerschaft fühlen sich viele Frauen nicht mehr in Form. In Waldenbuch kann nun gegengesteuert werden – mit einem speziellen Kurs, bei dem das Baby an der Mama hängt.

Waldenbuch - Man kann das Telefon leise stellen, auf Zehenspitzen laufen und das Zimmer verdunkeln, um den Nachwuchs in den Schlaf zu schaukeln. Es geht aber auch anders: Laute Musik, angeregte Unterhaltung und Fitness-Training eignen sich ebenso gut als Einschlafhilfe. Wie Mütter munter und Kinder müde werden, zeigt Jasmin Dreher-Discher beim Waldenbucher TSV. Die Kanga-Trainerin hilft dabei, nach der Entbindung schnell wieder in Form zu kommen. Das Baby wird in das Workout eingebunden und ist im Tragebeutel Teil der Übung.

Beim ersten Kind hat sie versäumt, schnell wieder aktiv zu werden

Der Beckenboden war kraftlos, die Bauchdecke strapaziert, auf der Hüfte saßen die Extra-Pfunde der Schwangerschaft. Der Speck musste weg, nur wie? Als Jasmin Dreher-Discher ihre Tochter Lilleth zur Welt brachte, stand für sie fest: „Ich wollte so schnell wie möglich wieder aktiv werden. Das hatte ich beim ersten Kind versäumt, und es hat lange gedauert, bis die Motivation zurückkam.“

In Neuhausen auf den Fildern stieß sie auf eine Kanga-Gruppe. „Das klang interessant. Das Workout war so abgestimmt, dass man schon wenige Wochen nach der Geburt damit beginnen kann. Das Kind konnte ich einfach mitnehmen.“ Ein Jahr später reiste Jasmin Dreher-Discher nach Wien zu Nicole Pascher, die das Kanga-Programm entwickelt hat, und ließ sich zur Trainerin ausbilden. Bedarf war offenbar vorhanden. Als der Waldenbucher TSV den Sport mit Baby im Beutel Ende April ins Kursprogramm aufnahm, war die Nachfrage groß. „Neun von zehn Plätzen sind schon belegt“, berichtet Ulrike Deinaß, die den Bereich „Gesund und Fit“ betreut.

Freitagvormittags wird die Gymnastikhalle zur Trag-Fläche. Bevor die Kleinen auf den Bauch geschnallt werden, ist eine Runde Strampeln und Krabbeln angesagt. Allerdings nur für den Nachwuchs. Die Mütter üben derweil den Sonnengruß, ziehen im Unterarmstütz den Bauchnabel ein und halten in der seitlichen Streckung die Spannung. „Zehn Minuten Bauch, Beine, Po genügen. Dann wird die Unruhe zu groß“, weiß Jasmin Dreher-Discher.

Die Trainerin gibt auch Tipps für den Tragegurt

Unter den aufmerksamen Blicken der Trainerin wird der Tragegurt umgelegt. Eine Beratung gehört dazu. „Das ist wichtig, damit die Babys gut gesichert sind und sich die Mütter nicht falsch belasten“, erklärt die gelernte Kinderkrankenschwester. Bei Melanie Bürklin geht das ruckzuck. Sie hat Erfahrung mit dem Beutel. Oft ist er das einzige Mittel, um den vier Monate alten Nico zu beruhigen. „Das ist mein Wundermittel. Ich habe die Hände frei, und mein Sohn fühlt sich geborgen“, sagt sie. Den Sport mit Baby findet sie perfekt: „So muss ich keine Betreuung organisieren.“

Wohl fühlt sich auch Julia Bestle. Ihre Tochter Charlotte ist 19 Monate alt. Die zehn Kilo Zusatzgewicht ersetzen die Hantel und bringen die Mutter ins Schwitzen. Der Effekt ist gewünscht. Für die Frau ist es der dritte Kanga-Kurs. „Ich habe sieben Kilo abgenommen“, berichtet sie zufrieden.

Über die Intensität des Workouts entscheiden die Teilnehmerinnen selbst. „Wem es zu viel ist, der macht einfach weniger“, empfiehlt Jasmin Dreher-Discher. Die Übungen hat sie aus Yoga-, Fitness- und Jazz-Dance-Elementen zusammengestellt. Den Abschluss bildet das Beckenbodentraining. Die Musik hat Pause, die Mütter konzentrieren sich, und sieben von neun Babys schlummern vor sich hin. Dann gibt die Trainerin das sportive Wecksignal: Beim Armkreisen schlägt ein Kind nach dem anderen die Augen wieder auf.