Operation eines Kreuzbandes an der Sportklinik des Klinikums Stuttgart. Foto: Klinikum Stuttgart

In der Sportklinik des Klinikums Stuttgart in Bad Cannstatt behandeln die Spezialisten Sportverletzungen auf höchstem Niveau und mit den neuesten Methoden. Eine OP ist daher nicht immer angezeigt.

Es ist Samstagnachmittag, die Anzeigetafel im Fußball-Stadion zeigt die 78. Minute. Der 24 jährige Matthias (fiktiver Patient) springt im Strafraum zum Kopfball hoch, landet auf seinem rechten Bein und dann passiert es – sein Knie kippt nach innen weg und verdreht sich. Er verspürt einen stechenden Schmerz und weiß sofort – hier stimmt etwas nicht. Er kann das Spiel nicht fortsetzen und begibt sich anschließend in die Notaufnahme. Ein erstes Röntgen zeigt zwar keinen Bruch, die Untersuchung erhärtet aber den Verdacht einer vorderen Kreuzbandruptur.

In der nächsten Woche hat Matthias einen Sprechstundentermin in der Sportklinik des Klinikums Stuttgart am Standort Bad Cannstatt. Ein MRT bestätigt die Diagnose: Ruptur des vorderen Kreuzbandes, Teilruptur des Innenbandes, Riss am Innenmeniskus.

So wie dem Sportler geht es rund 100.000 Patienten jedes Jahr in Deutschland, die ebenfalls eine Kreuzbandruptur erleiden.

Was ist das vordere Kreuzband und wie reißt es?

Vorderes und hinteres Kreuzband sitzen relativ zentral im Kniegelenk und sorgen dafür, dass sich der Unterschenkel und der Oberschenkel nicht zu weit nach vorne beziehungsweise hinten gegeneinander verschieben können. Zudem sorgen sie für eine gewisse Rotationsstabilität. Die Menisken fungieren als „Stoßdämpfer“ zwischen Ober- und Unterschenkel und helfen dabei, dass die beiden Knochen besser aufeinanderpassen. Innen- und Außenband stabilisieren das Knie zusätzlich nach innen beziehungsweise außen.

„Es gibt typische Unfallmuster“, sagt Dr. med. Sebastian Fiedler, Oberarzt in der Sportklinik des Klinikums Stuttgart mit Schwerpunkt arthroskopischer Kniechirurgie. „Häufig kippt das Knie nach innen weg, also in das umgangssprachliche X-Bein, und verdreht sich gleichzeitig.“ Neben einem Riss des vorderen Kreuzbandes treten bei diesem Unfallmechanismus oftmals Begleitverletzungen am Innenband oder den Menisken auf.

Muss jedes gerissene Kreuzband operiert werden?

Ob eine Kreuzbandverletzung operativ versorgt werden muss, ist eine individuelle Entscheidung und hängt vom Patienten selbst, dem sportlichen Anspruch und auch den möglichen Begleitverletzungen ab. Bei speziellen Rissen des Meniskus – etwa dem sogenannten Korbhenkelriss – wird eigentlich immer zur OP geraten und dann das Kreuzband auch mitversorgt. Prinzipiell gilt: Je jünger ein Patient ist, je höher der sportliche Anspruch und je höher die Instabilität, umso eher wird zur Operation geraten. Zudem möchte man langfristig einer Arthrose – also einem Gelenkverschleiß – vorbeugen, da dieser bei einem chronisch instabilen Knie droht.

Einzelne Patientengruppen , etwa jene mit fortgeschrittener Arthrose oder schweren Nebenerkrankungen, profitieren von der Operation nur bedingt, daher muss immer eine individuelle Therapieentscheidung getroffen werden. Zudem gibt es sogenannte „Coper“, die auch ohne Kreuzband eine gute Kniegelenksfunktion sowie –Stabilität erreichen können und auch nicht zwingend operiert werden müssen.

Wie funktioniert die Operation des Kreuzbandes?

„Das gerissene Kreuzband kann im Regelfall nicht genäht, sondern muss ersetzt werden. Dazu stehen verschiedene körpereigene Sehnen zur Auswahl, das Standard-Transplantat ist die sogenannte Semitendinosussehne auf der Oberschenkelinnenseite“, erklärt Dr. med. Sebastian Fiedler. Auch Teile der Quadricepssehne oder der Patellarsehne können verwendet werden. Auch eine Sehne von einem Organspender kann verwendet werden, wird aber vorwiegend im Revisionsfall eingesetzt, also in Fällen, in denen das Kreuzband bereits zuvor gerissen und ersetzt worden war.

In arthroskopischer Kameratechnik wird das Knie zu Beginn der Operation auf Begleitverletzungen untersucht und diese gegebenenfalls direkt mit behandelt. Dies gilt insbesondere für Meniskusverletzungen. „Je jünger ein Patient ist und je besser die Meniskusqualität, umso eher erfolgt der Nahtversuch“, erklärt Dr. med. Sebastian Fiedler. Zudem entscheidet die Rissform über die Möglichkeit einer Naht. Ist der Meniskus zu stark verletzt oder zeigt bereits altersbedingte Abnutzungszeichen, so können die geschädigten Anteile auch lediglich geglättet werden.

Das „neue“ Kreuzband wird dann über Fadenzugsysteme und Knochenkanäle im Knie platziert. Die korrekte Anlage der Kanäle ist dabei einer der Schlüsselmomente der Operation, denn die Positionierung der sogenannten Bohrkanäle entscheidet über die spätere Funktion und Stabilität des neuen Kreuzbandes.

Begleitverletzungen des Innenbandes können oftmals konservativ behandelt werden und müssen nur in speziellen Fällen mit operiert werden, etwa wenn das Innenband komplett instabil ist.

Wie geht es nach der Operation des Kreuzbandes weiter?

„Ebenso wichtig wie eine technisch einwandfreie operative Versorgung ist auch eine gute physiotherapeutische Nachbehandlung“ so Islam Elgendy, ebenfalls Oberarzt an der Sportklinik des Klinikums Stuttgart mit Schwerpunkt Kniechirurgie. In den ersten sechs Wochen nach der Operation erfolgt meist eine Ruhigstellung in einer Orthese, die die Beweglichkeit limitiert. Die genaue Nachbehandlung hängt dabei auch von den Begleitverletzungen ab und lässt sich daher nicht immer vergleichen. Über die folgenden Monate stehen dann die Verbesserung der Beweglichkeit und der Aufbau der Muskulatur im Vordergrund. Dazu sind eine konsequente Physiotherapie und Übungen in Eigenregie nötig. Vor der Rückkehr in den Wettkampfsport führen viele Sportler eine sogenannte „Return-to-Sport“ Testung durch. Dabei wird untersucht, ob das Knie wieder die volle Stabilität erreicht hat und die Muskulatur entsprechend aufgebaut wurde. Das Behandlungsteam aus Physiotherapeut und Arzt sowie gegebenenfalls Teamarzt kann dann entscheiden, ob wieder am Spielbetrieb teilgenommen werden kann. Bis das Knie wieder komplett einsetzbar ist, muss man in der Regel mit rund neun Monaten Nachbehandlungszeit rechnen.

So auch bei unserem Patienten Matthias. Das Kreuzband wurde in arthroskopischer Technik ersetzt und der gerissene Meniskus konnte genäht werden. Das Innenband heilte folgenlos und ohne spezielle Operation ab. Nachdem er in den Monaten danach konsequent Physiotherapie und Eigenübungen durchgeführt hat, bestand er die „Return-to-Sports“-Testung und kann nun nach einem guten Dreivierteljahr seine Mannschaft wieder unterstützen.


Mehr zum Hintergrund der Sportklinik Bad Cannstatt

Die Sportklinik im Klinikum Stuttgart versteht sich als überregionale Fachklinik für Sportmedizin. Eingebettet in die Struktur des Klinikums Stuttgart mit der breiten Expertise in den Bereichen Orthopädie und Unfallchirurgie finden Patienten hier ein optimales Zusammenspiel von Diagnostik, Therapie und Nachbehandlung vor.

Durch das große nationale und internationale wissenschaftliche Engagement der Ärztinnen und Ärzte und einer hohen Fachkraftquote in der Pflege, die auf Basis pflegewissenschaftlicher Erkenntnisse arbeitet, ist die Qualität der Patientenversorgung nachweislich auf hohem Niveau sichergestellt.

Die Sportklinik kümmert sich am Krankenhaus Bad Cannstatt des Klinikums Stuttgart insbesondere um Patienten mit Sportverletzungen der oberen und unteren Extremitäten. Patienten profitieren von der professionellen und persönlichen Betreuung in der Sportklinik sowie von den Strukturen des Maximalversorgers Klinikum Stuttgart samt modernster Bildgebung und einer Rund-um-die-Uhr Notfallversorgung. Auch Experten der speziellen Schmerztherapie sowie der Hand- und Wirbelsäulenchirurgie stehen bei Bedarf zur Verfügung.