In Intersport-Filialen gibt es die Sportartikelmarken Adidas, Nike und Puma. Foto: dpa

Die Führungskrise bei der Sporthandelskette Intersport eskaliert. Der Aufsichtsrat hat Klaus Jost mit sofortiger Wirkung als Vorstand freigestellt. Zuvor hatte der Top-Manager Klage beim Landgericht Heilbronn eingereicht.

Heilbronn/Stuttgart - Die Querelen beim größten Sportartikel-Handelsverbund Intersport haben ihren Höhepunkt erreicht. Am Montagnachmittag gab die Genossenschaft in Heilbronn bekannt, dass Klaus Jost (53) ab sofort nicht mehr Vorstand ist. Der Aufsichtsratsvorsitzende Knud Hansen betonte, dass er den von Jost eingeschlagenen Weg bedauere. „Die grundsätzliche Meinungsverschiedenheit über die Neuausrichtung unserer Verbundgruppe war letztlich nicht mehr zu kitten“, sagte Hansen. Zudem sei das notwendige Vertrauensverhältnis zu dem ehemaligen Vorstand nachhaltig gestört worden. Jost hat die Genossenschaft nicht freiwillig verlassen. Der Aufsichtsrat hat ihn als Vorstand abberufen. Josts Vertrag läuft noch bis zum 30. September 2017.

Hintergrund ist ein Machtkampf, der im Zuge einer neuen Organisationsstruktur bei Intersport entbrannt ist. Bis Oktober führte der frühere Co-Chef des Deutschland-Geschäfts Jost gemeinsam mit dem zweiten Vorstand Kim Roether (50) das Unternehmen. In Zusammenarbeit mit einer Unternehmensberatung entschied der Aufsichtsrat, den Vorstand um ein drittes Mitglied zu erweitern, das künftig das Ressort Finanzen und IT übernehmen soll. Jost wurde das neue Vorstandsressort für Ware, Marketing und Vertrieb zugewiesen. Die Neuordnung sei nötig geworden, „um sich auch noch in zehn Jahren den Herausforderungen des Marktes bestmöglich stellen zu können“, sagt Intersport-Sprecher Michael Steinhauser.

Der Knackpunkt: Roether wurde zum Vorstandsvorsitzenden befördert. Hansen erklärte im Oktober, er solle dafür sorgen, dass sich die Unternehmensspitze stärker auf die Interessen der Genossenschaftsmitglieder konzentriere. Für Jost kam das einer Katastrophe gleich. Der Manager war viel stärker als Roether nach außen in Erscheinung getreten – er galt als das Gesicht Intersports – und ist Präsident des globalen Intersport-Dachverbands IIC. Laut Steinhauser habe Jost sich Bedenkzeit erbeten, ob er sich die Weiterführung seines Ressorts in der neuen Konstellation vorstellen kann. „Er hat den Aufsichtsrat dann um einen Vorschlag gebeten, wie eine vorzeitige Trennung aussehen kann.“ Ein Angebot lehnte Jost ab – und entschied sich für eine Klage beim Landgericht Heilbronn. Und der Aufsichtsrat beschloss, Jost des Amtes zu entbinden.

Josts Anwalt Stefan Nägele sagte am Montag, der Top-Manager habe eine Klage gegen den Aufsichtsratsbeschluss zur Neuordnung des Vorstands eingereicht. Nägele schätzt die Erfolgsaussichten der Klage gut ein. Das Genossenschaftsgesetz lasse es nicht zu, einen Vorstandsvorsitzenden zu ernennen. „Laut Satzung gibt es nur gleichberechtigte Vorstände.“ Die Satzung sehe außerdem keine Abweichungen vor.

Aufsichtsratschef Hansen gibt sich angesichts der Klage gelassen. Man habe sich juristisch beraten lassen und das Genossenschaftsrecht berücksichtigt, sagt Sprecher Steinhauser. Zudem habe der Baden-Württembergische Genossenschaftsverband dem Aufsichtsrat in einer Stellungnahme bescheinigt, korrekt gehandelt zu haben. Hansen verteidigte die Entscheidung für Roether. Er sei „ein erfahrener Manager mit Weitblick und einer klaren Strategie für die Zukunft der Intersport“.

In wenigen Wochen wird Intersport gegenüber dem Gericht Stellung nehmen. Einen Nachfolger für Jost gibt es noch nicht. Ebenso unbesetzt ist auch noch die Position des dritten Vorstandsmitglieds.

Intersport ist einer der größten Abnehmer von Nike, Adidas und Puma. Der genossenschaftlichen Händlergruppe gehören weltweit 5700 Geschäfte mit einem Jahresumsatz von 10,5 Milliarden Euro an. Angesichts des wachsenden Online-Handels versucht das Unternehmen den Spagat zwischen der Unterstützung traditioneller Ladengeschäfte und dem Ausbau des Vertriebs im Internet – mit bislang mäßigem Erfolg.