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Halle in Ludwigsburg benötigt 2011 hohen Zuschuss - In Waiblingen kein Geld für Großsporthalle.

Stuttgart - Brot und Spiele - die Region Stuttgart bietet beides: Arbeitsplätze und einige große Sport- und Veranstaltungshallen, in denen Unterhaltung jeglicher Art angesagt ist. Voll ausgelastet ist allerdings keine der Arenen. Am meisten Luft für Events besteht weiterhin in der Ludwigsburger Multifunktionshalle.

Gebaut ist eine große Sport- und Veranstaltungsarena schnell. Sie mit Veranstaltungen zu füllen, also erfolgreich zu vermarkten, ist ungleich schwerer. Die Städte in der Region haben dabei unterschiedlichen Erfolg.

Arena Ludwigsburg

Wann immer sich die Ludwigsburger Kommunalpolitiker in den zurückliegenden beiden Jahren mit ihrer 2008 fertiggestellten Multifunktionshalle befassten, blickten sie auf tiefrote Zahlen. Das noch während der Bauphase anvisierte jährliche Defizit von 300.000 Euro beim Betrieb der Arena wurde nie erreicht. Mit ein Grund für die schlechte Bilanz ist die Tatsache, dass die Stadt beim Arena-Management die Pferde wechseln musste. Die für die Vermarktung der 13,6 Millionen Euro teuren Arena auserkorene private Betreibergesellschaft sah sich mangels Nachfrage schon nach einem Jahr zum Ausstieg gezwungen. Seither müht sich das Rathaus selbst um zusätzliche Kunden für den bis zu 7000 Zuschauer fassenden Komplex - für die Suche nach attraktiven Veranstaltungen ist die Mannschaft des Ludwigsburger Kongresszentrums Forum zuständig.

Dem Team um Petra Roser ist immerhin gelungen, die Zahl der Belegungstage auf 65 zu erhöhen. Die einstige Betreibergesellschaft hatte es nach der pompösen Eröffnung gerade mal auf kümmerliche 35 Veranstaltungstage gebracht. Von einem Erfolgsprojekt kann trotz der neuen Regie aber noch keine Rede sein. Zwar sieht Veranstaltungsplanerin Petra Roser den berühmten Silberstreifen bereits am Horizont. Für 2012 kündigt sie eine deutliche Steigerung der Belegungen an, eine im Sommer geplante Dauerausstellung einer Firma soll der vom Defizit gebeutelten Arena stattliche 129 Veranstaltungstage bescheren. Auch der Umbau der Logen soll sich positiv aufs Geschäft auswirken, statt kleiner Gruppen mit zehn Personen könnten Unternehmen künftig auch 30 oder 50 Gäste zu einem Event einladen. Doch selbst mit den Verbesserungen muss die Stadt laut Roser auch im nächsten Jahr ein Defizit von knapp 400000 Euro schultern. Das Rathaus plant deshalb schon die Gründung eines neuen Eigenbetriebs. Große Spielstätten wie das Forum und die Arena, aber auch kleine Auftrittsorte wie die Musikhalle oder das Reithaus sollen künftig aus einer Hand vermarktet werden. Geplanter Start für die neue Tochter ist Januar 2013. Für nicht ausgeschlossen hält Petra Roser auch, dass es nächstes Jahr endlich gelingt, einen Namensgeber für die Arena zu gewinnen - mit Titelsponsor wäre der Stadt eine Einnahme in Millionenhöhe sicher.

Porsche-Arena Stuttgart

Frei von Defizitsorgen gibt sich Andreas Kroll, der Geschäftsführer der Veranstaltungsgesellschaft in.Stuttgart. In dessen Geschäftsbereich liegt auch die Vermarktung der Porsche-Arena und der Schleyerhalle. 2011 gab es in diesen beiden Hallen insgesamt 171 Veranstaltungen, die rund 800000 Besucher anlockten. Noch toller verlaufe das kommende Jahr. Für 2012 sind laut Kroll für die Porsche-Arena bereits 90 Veranstaltungen fest gebucht. In der Schleyerhalle sind es über 100. Insbesondere profitiere die Auslastung von unglaublich vielen Firmenveranstaltungen. Die steigende Nachfrage für das Hallenduo führt Kroll auf die Strahlkraft der Landeshauptstadt zurück. Die Arenen in den Nachbarkreisen würden eindeutig in deren Schatten stehen. Der Hallenmanager versichert, dass für den Betrieb der beiden Zentren keine städtischen Zuschüsse notwendig seien.

EWS-Arena Göppingen

Dass der Stuttgarter Kroll mit seiner Einschätzung richtigliegt, zeigt ein Blick nach Göppingen. Die im Jahr 2009 eingeweihte EWS-Arena mit ihren 4500 Sitzplätzen verzeichnete 2011 ebenfalls 100 Veranstaltungen. Zu diesen kamen allerdings nur 170000 Besucher. Nicht alles, was sich in der für 16,8 Millionen Euro umgebauten ehemaligen Hohenstaufenhalle abspielt, ist erstklassig. Neben den gut besuchten Heimspielen des Handball-Bundesligisten Frisch Auf Göppingen gibt es auch leere Zuschauerränge, wenn sich niederklassige Mannschaften auf dem Parkett bewegen. Dafür gibt es für die private Betreibergesellschaft einen Zuschuss von der Stadt in Höhe von 370000 Euro im Jahr.

Eis-Arena Bietigheim

Als Steuersparmodell angelegt, hat die Stadt Bietigheim-Bissingen ihre neue Eishalle. Die Arena für 18 Millionen Euro steckt zurzeit im Bau und soll Ende nächsten Jahres fertig sein. Die Halle ist in erster Linie die neue Heimat für den Eishockeyclub Steelers Bietigheim-Bissingen. Der Proficlub spielt in der Zweiten Bundesliga. Als Betreiber der Halle treten die Stadtwerke Bietigheim-Bissingen auf. Der Energieversorger hat bereits die städtischen Bäder und die alte Eishalle unter seinen Fittichen. Stadtwerke-Geschäftsführer Rainer Kübler rechnet damit, dass der Betrieb der Hallen und Bäder jährlich drei Millionen Euro Defizit verursacht. Verrechnet mit den Gewinnen und Steuern aus den anderen Geschäftsbereichen, bleiben den Stadtwerken unterm Strich jährlich rund 2 bis 2,5 Millionen Euro an Gewinn. Die Stadtkasse beteiligt sich mit einem Zuschuss von 240000 Euro an den Hallen und Bädern. Der Betrag sichert den Schulen und Vereinen den Übungsbetrieb.

Arena in Waiblingen?

In Waiblingen plagt sich der Spitzensport mit Hallen herum, die den Anforderungen nicht genügen. Am härtesten trifft es die Zweitligahandballer im Waiblinger Stadtteil Bittenfeld. Ihnen steht nur die Gemeindehalle zur Verfügung. Die Sportstätte fasst gerade mal 1100 Zuschauer. Die Sanitär- und Nebenräume besitzen höchstens Kreisklassen-Niveau. Für die Spitzenspiele bucht der Zweitliga-Verein bis zu fünfmal pro Saison die Porsche-Arena. Ein dauerhafter Umzug nach Stuttgart kommt für die Bittenfelder Handballer jedoch nicht infrage, denn die Hallenmiete in Stuttgart rechnet sich erst ab 3800 Zuschauern. Diese Zahl erreicht der TV Bittenfeld längst nicht bei allen Partien. Die Vereinsführung hat sich deshalb vorgenommen, die Verhältnisse am Ort zu verbessern - und das gleich gründlich. Mit elf Millionen Euro soll die alte Gemeindehalle gleich für die Erste Bundesliga fit gemacht werden. Im Waiblinger Rathaus verweigern sich allerdings Oberbürgermeister Andreas Hesky und der Gemeinderat, zu diesem Millionenspiel überhaupt anzutreten. Für die Bittenfelder sind, wenn es nach dem OB geht, höchstens vier bis fünf Millionen Euro drin. Schließlich gibt es in Waiblingen auch noch die Rundsporthalle, die ebenfalls dringend saniert gehört. Manche Stadträte favorisieren deshalb die Idee, diese Sportstätte zu modernisieren und die Bittenfelder Handballer zu einem Umzug in die Kernstadt zu bewegen. Bei der immer noch ausgeprägten sportlichen wie kommunalpolitischen Rivalität zwischen dem Stadtteil Bittenfeld und der Kernstadt steht den Fans einer solchen Lösung ein langer Hindernislauf bevor.