12 Jugend-Handballmannschaften kamen am Sonntag zum vorerst letzten Spieltag in der Sporthalle des Solitude-Gymnasiums zusammen. Foto: Martin Braun

Wo vergangenen Sonntag noch Handball gespielt wurde, werden ab kommender Woche 270 Flüchtlinge untergebracht. Die Belegung der Sporthalle am Spechtweg trifft rund 800 Schüler und 400 Vereinssportler unvorbereitet.

Weilimdorf - Jetzt gelte es, Lösungen für die Schüler und die Vereine zu finden, sagt die Weilimdorfer Bezirksvorsteherin Ulrike Zich angesichts der Entscheidung der Stadt, die Sporthalle des Solitude-Gymnasiums als Flüchtlingsunterkunft zu nutzen. „Die Leute, die zu uns kommen, müssen ja irgendwo untergebracht werden.“

Bis einschließlich Donnerstag, 16. Oktober, kann die Halle noch genutzt werden, dann wird sie für die Ankunft der Flüchtlinge vorbereitet. Am 20. Oktober sollen die ersten der insgesamt 270 Asylbewerber einziehen. Die Turn- und Sporthallen seien nicht zuletzt deswegen ausgewählt worden, weil es dort neben Toiletten auch Duschen gebe, sagte Sozialbürgermeisterin Isabel Fezer am Donnerstag in einer Pressekonferenz. In der Solitude-Halle stehen 30 Duschen und zwölf Toiletten zur Verfügung. Derzeit werde geprüft, ob in Weilimdorf noch Sanitär-Container aufgestellt werden, sagte Erster Bürgermeister Michael Föll. „Wir müssen zunächst aber davon ausgehen, dass wir mit der Grundausstattung zurechtkommen müssen.“

Der Eingriff wird spürbar sein

Da man um das Konfliktpotenzial in Massenunterkünften wisse, sei rund um die Uhr ein Sicherheitsdienst vor Ort, sagte Föll. Auch die Sozialarbeit wolle man intensivieren, ergänzte Fezer – in welchem Umfang und mit welchem Träger könne man aber noch nicht sagen. Dass man sich für die Weilimdorfer Halle entschieden habe, liege auch daran, dass es im Bezirk vergleichsweise große Kapazitäten an Sporthallen gebe, sagte Föll: „Der Eingriff wird spürbar sein, aber nicht so wie in anderen Stadtteilen.“

Am Solitude-Gymnasium. werden derzeit ungefähr 800 Schüler unterrichtet – wo sie von der kommenden an Woche sporteln können, ist noch unklar. Auch die Gemeinschaftsschule Weilimdorf nutzt die Halle an zwölf Schulstunden pro Woche. Konrektor Claus Schneider weiß noch nicht, wie er den Ausfall kompensieren soll: „Entweder wir machen Sport im Freien oder es muss Unterricht ausfallen.“ Er weiß nicht, wo es in Weilimdorf noch freie Hallenkapazitäten geben könnte – zumal das Solitude-Gymnasium mit seinen Abiturienten Vorrang bei der Suche nach Ausweichquartieren habe. Klar sei aber, dass die Flüchtlinge irgendwo untergebracht werden müssen. „Jetzt im Winter sowieso.“

Die Belastung, die entsteht, soll verteilt werden

Von einer Hallenknappheit im Bezirk spricht auch Peter Vogt, Abteilungsleiter der Ringer der SG Weilimdorf. Die wollten am kommenden Samstag in der Halle am Spechtweg ihren Oberliga-Kampf austragen, im November einen weiteren. Beim Nachbarverein TSV sind die rund 40 Volleyballer, die in der Halle trainiert haben, von der Entwicklung betroffen. Und die Handballer der Hbi Weilimdorf/Feuerbach haben die Halle bislang mit rund 300 Spielern der Jugend- und Damenmannschaften genutzt, berichtet Abteilungsleiter Marc Schwertfeger. Für die Herbstferien sei ein Trainingscamp mit einem früheren Nationaltrainer geplant gewesen, das nun wohl ausfallen müsse. „Dass die Stadt die Flüchtlinge unterbringen muss ist klar“, sagt der Handballer. Unschön sei, dass man dafür jetzt auch Schulsporthallen benötige.

„Wir versuchen alles, um zumindest teilweise Ersatztermine zu finden“, sagt der stellvertretende Leiter des Sportamts Dieter Besserer. Inwieweit das gelinge, sei noch unklar. Die Leiterin des Schulverwaltungsamts Karin Korn ist zuversichtlich, dass für die Schulen spätestens zum zweiten Schulhalbjahr Lösungen gefunden werden. „Wir müssen die Belastung, die entsteht, verteilen.“