Ein Vorschlag von Michael Mattig-Gerlach ist es, die teilweise marode Halle des Paracelsus-Gymnasiums abzureißen und dort eine Mehrzweckhalle zu bauen. Foto: Judith Sägesser

Damit die Stadt Geld für die Planungen einer neuen Mehrzweckhalle für Stuttgart-Plieningen oder Stuttgart-Birkach bereit stellt, zieht ein Mann alle Register und hat nun einen offenen Brief verschickt. Er kämpft seit Jahren für eine Sportstätte.

Birkach/Plieningen - Nein, neu ist das Thema nicht. Umso ärgerlicher ist es für Michael Mattig-Gerlach, dass er noch immer dafür kämpfen muss, dass Birkach oder Plieningen endlich eine Mehrzweckhalle erhalten. Der Elternbeiratsvorsitzende des Paracelsus-Gymnasiums Hohenheim fordert seit Jahren, dass die zwei Filderbezirke eine weitere Sportstätte benötigen, die wettkampftauglich, nicht marode und für Veranstaltungen nutzbar ist.

Nun hat er einen offenen Brief an die Stuttgarter Stadträte sowie die Bezirksbeiräte von Plieningen und Birkach geschrieben, in welchem er betont, wie wichtig es ist, dass im kommenden Doppelhaushalt Geld für die Planungen einer Mehrzweckhalle bereit gestellt werden. Michael Mattig-Gerlach schreibt stellvertretend für die Interessengemeinschaft Mehrzweckhalle, zu der die Sportvereine aus Birkach und Plieningen, die Gewerbe- und Handelsvereine sowie der Bürgerverein Plieningen gehören, kritisiert zudem, dass die Verwaltung allein über die Priorisierung der zu planenden Sportstätten entscheiden will.

Rede ist von „völliger Ignoranz des OB“

In dem Schreiben wird kritisiert, dass im Doppelhaushalt bisher lediglich 600 000 Euro für die Planung von Sporthallen beantragt wurden. Dies reiche nicht, um die Mehrzweckhalle voran zu bringen. Zudem wird unter anderem die „völlige Ignoranz des Oberbürgermeisters und der Verwaltung gegenüber der Dringlichkeit neuer Sportstätten“ angemahnt.

Dass der Bedarf nach einer Mehrzweckhalle für die beiden südlichen Stadtbezirke Stuttgarts besteht, stellt generell niemand in Frage – auch nicht die Verwaltung. Birkach bildete in einer Untersuchung des Sportamts von März 2019 das Schlusslicht Stuttgarts, was Sportstätten betrifft. Die Stadt hat dort null Sporthallen, zwei Turnhallen und null Gymnastikhallen. Plieningen steht mit der Wolferhalle als wettkampftauglicher Sporthalle und zwei Turnhallen besser da, jedoch wird auch dort nicht der Gesamtbedarf gedeckt. Abgesehen von der Wolferhalle ist keine Halle in den beiden Bezirken wettkampftauglich – und diese ist bereits stark ausgelastet. Außerdem sind so gut wie alle Hallen marode: Die Halle des Paracelsus-Gymnasiums in Hohenheim hat lockere Deckenplatten; einige sind sogar schon runtergekracht. Dadurch regnet es auch rein. Bei der Alfred-Wais-Halle in Birkach ist der Boden an mehreren Stellen kaputt.

Drei Mal in Folge im Bürgerhaushalt

Der Wunsch nach einer Mehrzweckhalle hat bereits dreimal in Folge einen der oberen Plätze im Stuttgarter Bürgerhaushalt, dem städtischen Beteiligungsverfahren für Bürger, belegt – zuletzt 2019 auf Platz Vier. Bereits zwei Jahre zuvor hieß es aus dem Stuttgarter Rathaus, dass die schlechte Bedarfsdeckung an Sporthallen in Plieningen und Birkach „in jedem Fall den Bau einer zweiteilbaren Sporthalle rechtfertigen würde“. Allerdings folgte prompt auch der Satz: „Ein Standort ist jedoch derzeit nicht ersichtlich.“ Dem widersprechen die Befürworter, sie haben zwei Optionen parat: entweder die PGH-Halle abreißen und die Mehrzweckhalle dort bauen, alternativ ein Neubau auf dem Platz hinter der Wolferhalle und den Rasenplätzen.

Michael Mattig-Gerlach bittet in seinem offenen Brief die Stadträte und Bezirksbeiräte nun „dringend darum“, den Willen der Bürger, der mehrfach im Bürgerhaushalt deutlich wurde, nicht mit Füßen zu treten. Das nämlich mache die Stadtverwaltung, schreibt er.