Arbeitsbesuch: Lilia Pavlova Ignatova hat die Nationalgruppe am Bundesstützpunkt in Schmiden mit Rat und Tat unterstützt. Foto: Eva Herschmann

Die ehemalige Weltklasse-Gymnastin Lilia Pavlova Ignatova aus Bulgarien hat ihr Wissen in Schmiden drei Wochen lang mit der Nationalgruppe und der Cheftrainerin Camilla Pfeffer geteilt.

Schmiden - Eine halbe Stunde bevor das Training der Nationalgruppe im Bundesstützpunkt für Rhythmische Sportgymnastik in Schmiden beginnt, nimmt sich Lilia Pavlova Ignatova eine kleine Auszeit. Mit einem Kaffee sitzt die ehemalige Weltklasse-Gymnastin vor der Tür und genießt für einen kurzen Moment die Ruhe. Drei Wochen lang hat die 54-Jährige aus Bulgarien die deutsche Nationalgruppe im Training begleitet und ihr Wissen, ihre Erfahrung, ihr Selbstbewusstsein, ihren Elan und ansteckenden Optimismus mit den Gymnastinnen und dem Trainerteam geteilt. „Die Arbeit hier war ein Vergnügen, und das sage ich nicht, um freundlich zu sein, sondern weil es wahr ist“, sagt Lilia Pavlova Ignatova.

Der Einsatz der externen Spitzenkraft hängt mit bevorstehenden Aufgaben zusammen

Seit zehn Jahren arbeitet die mehrfache Welt- und Europameisterin überwiegend in Österreich und Tschechien und spricht perfekt Englisch. Der Einsatz der externen Spitzenkraft hängt mit bevorstehenden Aufgaben zusammen. Im Mai wollen die Kapitänin Daniela Huber, Viktoria Burjak, Nathalie Köhn, Noemi Peschel, Alexandra Tikhonovich und Anni Qu ihre letzte Chance nutzen und sich bei den Europameisterschaften in Kiew über einen Hintereingang die Teilnahme an den Olympischen Spielen sichern – als bestes Team hinter allen bereits für Tokio 2020 qualifizierten Gruppen. Lilia Pavlova Ignatova mit ihrer Reputation und ihrem Wissen kommt da gerade recht.

Lilia Pavlova Ignatova war Teil der sogenannten „goldenen Mädchengeneration“ in Bulgarien, die die Rhythmische Sportgymnastik in den frühen 80er Jahren dominierte und von Neshka Robeva trainiert wurde. Neshka Robeva wiederum hat gute Kontakte nach Schmiden, seitdem sie 2018 als Cheftrainerin der am Stützpunkt angesiedelten Nationalgruppe tätig war. Zur Unterstützung ihrer Nachfolgerin Camilla Pfeffer ist nun eine ihrer besten Schülerinnen nach Schmiden gekommen.

Lilia Pavlova Ignatova war nicht nur eine der erfolgreichsten Sportgymnastinnen ihrer Zeit

Ihre ersten Goldmedaillen gewann Lilia Pavlova Ignatova bei den Europameisterschaften 1980 in Amsterdam mit Keulen und Band. Ein Jahr später, bei den Weltmeisterschaften in München, holte sie Titel mit Seil und Reifen. Und bei den folgenden Weltmeisterschaften 1983 in Straßburg und 1985 in Valladolid jeweils die Siege mit Ball und Keulen. Ihre sportliche Karriere beendete sie nach den Europameisterschaften 1986 in Florenz – mit Siegen im Mehrkampf, mit Keulen und Seil.

Lilia Pavlova Ignatova war nicht nur eine der erfolgreichsten Sportgymnastinnen ihrer Zeit, sie gilt darüber hinaus als eine der elegantesten, ausdrucksstärksten und charmantesten Vertreterinnen ihrer Sportart aller Zeiten. Die Vielgelobte lobt ihrerseits die Mädchen der Nationalgruppe, die „intelligent sind, motiviert und genau wissen, was sie tun“. Auch von der Cheftrainerin Camilla Pfeffer ist Lilia Pavlova Ignatova begeistert. „Sie macht einen Superjob. Sie ist jung, talentiert, klug und wissbegierig und wird ihren Weg machen. Ihre Übungen sind auf einem sehr hohen Niveau.“

Eine Rückkehr nach Schmiden ist nicht ausgeschlossen

Genug zu tun gab es dennoch für Lilia Pavlova Ignatova. Mit der Cheftrainerin hat sie einzelne Abläufe vereinfacht. „Es macht keinen Sinn, wenn die Mädchen Mühe haben, die Schwierigkeiten in der Zeit auf den Teppich zu bringen und vier, fünf Sekunden nach der Musik fertig sind.“ Nun betrage der Schwierigkeitsgrad vielleicht einen Punkt weniger. „Aber die Übung endet mit der Musik.“

Am Samstag hat sich Lilia Pavlova Ignatova von allen im Stützpunkt verabschiedet. Am Sonntag ist die zweifache Mutter heim nach Sofia gereist, um im Kreis der Familie Weihnachten zu feiern. Im nächsten Jahr wird sie dann wieder in Übungshallen unterwegs sein, um Gymnastinnen und ihren Trainerinnen Tipps und Ratschläge zu geben. Eine Rückkehr nach Schmiden ist nicht ausgeschlossen. „Wenn ich gebraucht werde, komme ich gerne wieder“, sagt Lilia Pavlova Ignatova. Einen letzten guten Rat gibt sie den Mädchen noch mit auf den beschwerlichen Weg zum Olympia-Ticket: „Sie müssen bereit sein, alles zu geben, ohne an das Ergebnis zu denken. Und Glück gehört dazu, alle anderen Teams arbeiten auch hart.“