Das Trikot der deutschen Nationalelf, die von Adidas ausgerüstet wird, ist das in Deutschland lukrativste WM-Produkt. Foto:  

Die Sportartikelmesse Ispo zeigt Besuchern neuerdings nicht nur trendige Ware, sie erklärt ihnen auch, wie sie ihren Betrieb digitalisieren können. Dabei sind auch die Franken mit an Bord, die Händler in der Vergangenheit eher erzürnt haben.

München - Bei der weltgrößten Sportartikelmesse Ispo in München dreht sich seit vier Jahrzehnten alles um trendige Laufschuhe, innovative Outdoor-Jacken oder neue Skier. Zur diesjährigen Auflage stehen aber nicht einzelne Produkte im Mittelpunkt. „Es geht um die digitale Transformation unserer Industrie von Herstellern über den Handel bis zur Messe selbst“, erklärt Messechef Klaus Dittrich den Fokus der am Sonntag beginnenden Branchenschau. Mit diesem Schlüsselthema sei es sogar gelungen, den heimischen Branchenriesen Adidas nach zwölf Jahren Abstinenz wieder zurück auf die Messe zu locken. Der weltweit zweitgrößte Sportartikler werde aber nicht seine Kollektionen, sondern seine Digitalstrategie präsentieren, denn speziell der Handel habe in Deutschland digitalen Nachholbedarf.

Das unterstreicht auch der Geschäftsführer des Einkaufsverbands Sport 2000, Hans-Hermann Deters. Digitalisierung bedeute nicht nur neue Herstellungsmethoden wie 3D-Druck, sondern auch Kundenansprache per App, digitales Sammeln von Kundendaten und davon abgeleitet individuelle Werbebotschaften für Verbraucher. „Wer sich nicht anpasst, wird keine Chance haben zu überleben“, sagt Deters zur Bedeutung dieser Seite der Digitalisierung für den Fachhandel.

Trendprodukte werden stärker exklusiv vermarktet

Dabei helfen soll nun ausgerechnet der Digitalisierungsvorreiter Adidas. Mit dem Branchenriesen liegt der Handel seit einiger Zeit zunehmend über Kreuz. Die Herzogenauracher verkaufen ihre Trendprodukte immer öfter exklusiv online oder in eigenen Shops. Werner Haizmann fürchtet, dass sich das diesen Frühling vor Beginn der Fußball-Weltmeisterschaft in Russland wieder zeigen wird. „Wir werden das DFB-Trikot wohl erst zwei bis drei Wochen nach Adidas-Verkaufsstart erhalten“, unkt der Präsident des heimischen Verbands der Sportartikelfachhändler (VdS).

Das Leibchen der deutschen Elf, die von Adidas traditionell ausgerüstet wird, ist das in Deutschland lukrativste WM-Produkt. Es verkauft sich millionenfach und zumindest anfangs mit großer Gewinnspanne. Erst wenn die Preise sinken, werde der stationäre Fachhandel beliefert, fürchtet Haizmann. So sei das bei Adidas und Nike mitunter auch bei trendigen Sportschuhen. Deshalb sucht der Handel nun auf der Ispo nicht nur nach neuen Produkten, sondern auch nach Digitalpartnern.

Sport 2000 kooperoert mit Brooks

Sport 2000 beispielsweise ist mit Brooks im Gespräch, dem US-Hersteller von Laufschuhen aus dem Firmenimperium von Multimilliardär Warren Buffet. „Ziel ist es, noch dieses Jahr eigene Kollektionen anzubieten“, erklärt Deters. Dazu würden in Sport-2000-Läden die Füße von Kunden digital vermessen. Daraus sollen in einem zweiten Schritt Schuhe entstehen, deren Sohle auf Fußform und Gewicht möglichst individuell angepasst sind.

Der Handel versucht damit zumindest ansatzweise mit den Speed Factories von Adidas gleichzuziehen. In einer ersten Digitalfabrik dieser Art stellen die Franken in Ansbach seit wenigen Monaten Laufschuhe im 3D-Druck her. Die Digitalisierung biete aber noch weitere Möglichkeiten. So sollen Sportartikel in stationären Läden künftig digitale Preisschilder erhalten. Im Fall von Wintersportprodukten heißt das dann, dass die Preise per Knopfdruck steigen, wenn es schneit oder bei Schneemangel gesenkt werden, erklärt Deters. Zusammen mit ausgewählten Herstellern könnten Händler in ihrer jeweiligen Umgebung auch gezielte digitale Werbekampagnen in sozialen Netzwerken starten, im Idealfall bis zu 16 Mal pro Saison.