Maries Lieblingsdisziplin ist der Medizinball-Wurf. Foto: Stoppel

Mehrere tausend Menschen mit und ohne Behinderung werden diesen Freitag in Waiblingen erwartet. Sie legen das Deutsche Sportabzeichen ab. Das Rahmenprogramm bietet neben Talkrunden mit Spitzensportlern und den Sportbotschaftern Frank Busemann und Gerd Schönfelder einen Rollstuhlparcours und Schnupperkurse.

Waiblingen - Mika Burk nimmt Anlauf, rennt bis zur Absprunglinie, springt – und landet nach einem kurzen Flug in der Sandgrube. „Super“ ruft Edith Krutsch. Die Jugend- und Heimerzieherin betreut mit ihrem Kollegen Jens-Michael Pang die Mitglieder der inklusiven Sportabzeichen-Gruppe der Diakonie Stetten, zu der auch der 20-jährige Schüler Mika Burk und die 15-jährige Marie gehören.

Seit Mai trainieren sie und neun weitere Sportbegeisterte immer dienstagabends zusammen mit Gleichgesinnten im Stadion des VfL Waiblingen. Denn sie wollen das Deutsche Sportabzeichen ablegen, das der Deutsche Olympische Sportbund jedes Jahr für Menschen mit und ohne Behinderungen anbietet. Für alle Teilnehmer gilt, dass sie in fünf verschiedenen Disziplinen bestimmte Leistungen erreichen müssen.

Nach Mika Burks Weitsprung ist Marie dran – mit ihrer Lieblingsdisziplin, dem Medizinball-Weitwurf. Das klappt gut. Aber auch der Lauf im Stadionrund, durch den die Teilnehmer beim Sportabzeichen ihre Ausdauer beweisen, dürfte kein Problem für Marie sein. Das zeigt schon der Aufdruck auf ihrem blauen T-Shirt vom Fellbacher City-Run: „Finisher“ steht darauf.

Mika trägt die Nummer 27 – wie Gomez

„Ich mache zum zweiten Mal beim Sportabzeichen mit, weil es mir Spaß macht“, erzählt die Schülerin, die als Hobbys Sport und insbesondere Schwimmen betreibt. Mika Burk hat das Sportabzeichen schon etliche Male geschafft. Auch er ist ein begeisterter Sportler, am liebsten spielt er Fußball. In einer inklusiven Mannschaft ist er Stürmer und trägt die Nummer 27 – „wie Mario Gomez“.

Am Freitag ist es also soweit: beim Stopp der Sportabzeichen-Tour in Waiblingen, dem einzigen in Baden-Württemberg, erwartet der Olympische Sportbund rund 3000 Teilnehmer. Etwa 1800 davon sind laut Veranstalter Schüler aller Schularten, ein kleinerer Anteil sind Menschen, die in Behindertenwerkstätten arbeiten – schließlich liegt der Schwerpunkt in Waiblingen auf dem Thema „Sport inklusiv“.

Kooperation läuft schon einige Jahre

Inklusive Sportangebote sind hier allerdings kein Neuland. Eine Kooperation mit dem VfL Waiblingen gebe es schon seit etwa fünf Jahren, erzählt Edith Krutsch vom Assistenzdienst: „Das funktioniert sehr gut.“ Und zwar nicht nur in puncto Sportabzeichen. Auch beim äußerst beliebten sportlichen Ferienprogramm des Vereins, der Sportwoche „Spowo“, sind regelmäßig Kinder und Jugendliche mit Behinderungen dabei. „Das ist ein tolles Angebot und die Inklusion funktioniert immer besser“, berichtet Edith Krutsch: „Mit der Zeit verlieren die Teilnehmer ihre Berührungsängste, alle machen gemeinsam Sport und motivieren sich gegenseitig.“

Marie hofft, dass sie nach der Sportabzeichen-Tour am Freitag eine Goldmedaille mit nach Hause nehmen kann: „Das wäre cool.“ Für Mika Burk steht schon fest, welche Medaille er sich sichert: „Ich mach Gold.“

Auch Kurzentschlossene können am Freitag mitmachen

Tourstopp:
Die Sportabzeichen-Tour ist zum 16. Mal in Deutschland unterwegs und macht in zehn Städten Halt. Tourstopp in Baden-Württemberg ist am Freitag, 12. Juli, in Waiblingen im VfL-Stadion, Oberer Ring 1. Erwartet werden rund 3000 Teilnehmer, die das Sportabzeichen ablegen. Kurzentschlossene können sich am Veranstaltungstag anmelden.

Abzeichen:
Jeder und jede kann das Deutsche Sportabzeichen ablegen, auch ohne Mitgliedschaft in einem Sportverein. Aus allen vier Disziplingruppen – Kraft, Schnelligkeit, Ausdauer, Koordination – kann man eine Aufgabe frei wählen, zum Beispiel Radfahren, Hoch- oder Weitsprung, Seilspringen, Laufen oder Schleuderball. Je nach Alter muss man bestimmte Leistungen erbringen. Einen Schwimmnachweis muss jeder haben.

Programm:
Die Veranstaltung beginnt offiziell um 8.15 Uhr mit Lokalpolitikern und den Sportbotschaftern: dem früheren Ski-Rennfahrer Gerd Schönfelder, dem Ex-Zehnkämpfer Frank Busemann und der einstigen Stunt-Frau Miriam Höller. Ab 12 Uhr gibt es mit ihnen eine Talkrunde, ab 15 Uhr einen Promitalk mit Spitzensportlern wie etwa dem Waiblinger Dreispringer Neim Nguemning. Während des Tages gibt es zusätzliche Angebote wie einen Drachenboot-Schnupperkurs, eine Wurfstation und einen Rollstuhlparcours.