Eine Atmosphäre fast wie bei einer Automesse: die Veranstalter hatten die Teilnehmer im Vorfeld aufgefordert, sich zu benehmen. Foto: 7aktuell.de/Sven Adomat

In Stuttgart haben die Tuning-Fans keinen Platz mehr gefunden, nun steuerten sie erstmals den Parkplatz der Ege-Trans-Arena in Bietigheim an: mit 3000 Menschen und 1500 Fahrzeugen. Größere Zwischenfälle gab es laut der Polizei nicht.

Bietigheim-Bissingen - Die Veranstalter agierten fast konspirativ. Auf einer Facebook-Seite wurde das Treffen zunächst nur angekündigt, ohne Angaben zu Zeit und Ort. Am Donnerstag wurden weitere Infos rausgelassen: „Das Treffen findet im Kreis Ludwigsburg statt.“ Am Freitag folgte die Adresse: „Ab 20 Uhr! Schwarzwaldstr., 74321 Bietigheim-Bissingen.“ Wenige Stunden später fahren die ersten mächtig aufgemotzten Autos vor. Rund 3000 Menschen mit rund 1500 Fahrzeugen werden es am Ende sein.

Bietigheim-Bissingen ist am Freitag zum Schauplatz einer Großveranstaltung geworden, und nur wenige wussten etwas davon. „Uns wurde es im Lauf des Tages bekannt“, sagt ein Polizeisprecher. „Wir haben sofort einen Einsatz mit 30 Beamten organisiert.“ Ein Schwerpunkt sei gewesen, den Anreiseverkehr in geordnete Bahnen zu lenken.

Stau auf der B 27 und einige Ordnungswidrigkeiten – ansonsten blieb es ruhig

Die Bilanz: es habe leichte Verkehrsstörungen auf der B 27 und in Bietigheim gegeben, so die Polizei. Außerdem seien mehrere Ordnungswidrigkeiten angezeigt worden, weil getunte Fahrzeuge nicht den Vorschriften entsprachen. Einem Besucher sei deswegen die Weiterfahrt verboten worden. „Aber sonst gab es keinerlei Probleme.“ Die Teilnehmer hätten sich ruhig und friedlich verhalten. Bislang habe es keine Beschwerden gegeben.

„Ein Hammer-Abend“ – so lautet das Fazit der Organisatoren. Der Aufruf zu dem Treffen wurde vor allem auf zwei Facebook-Seiten verbreitet, eine nennt sich BW Car Szene, die andere Aral Treff Stuttgart: zusammen kommen beide Plattformen auf fast 25 000 Fans. Vor dem Event hatten die Veranstalter klare Worte an alle gerichtet: „Leute, verhaltet euch normal, keine extrem aufheulenden Motoren!! Zeigen wir, dass es anständig geht. Wir bitten Euch wirklich darum, keine Scheiße zu machen.“

Der Appell hat wohl gefruchtet. „Also zuerst mal ein sehr großes Danke an die Polizei und an das Ordnungsamt“, schrieb die BW Car Szene am Samstag im Internet. „Der nächste Dank geht an die Leute, die da waren: Ihr habt euch wirklich richtig gut benommen.“ Auch ein professionell produziertes Video von dem Abend ist bereits online. Zu sehen sind darauf vor allem Menschen, die getunte Autos bestaunen – fast wie bei einer Automesse.

Ob die Tuning-Szene nun regelmäßig nach Bietigheim kommt, ist unklar

Von der Stadt war am Wochenende keine Stellungnahme zu bekommen. Per se illegal seien solche Veranstaltungen nicht, erklärt die Polizei. Anders als eine politische Demonstration müsse ein Treffen von Menschen, auch in dieser Größenordnung, nicht offiziell angemeldet werden.

Gleichwohl hat die Stadt Stuttgart den Tuning-Treffen erst einmal einen Riegel vorgeschoben. Diese fanden einst in einem Parkhaus an der Mercedes-Benz-Arenastatt, bis die Stadt nach Beschwerden von Anwohnern ein Verbot aussprach. Im Juli 2015 steuerten die Tuning-Fans spontan den Wasenparkplatz an, danach flatterte ihnen eine Rechnung in Höhe von 2380 Euro ins Haus. Für die Reinigung, denn die Teilnehmer hatten reichlich Müll hinterlassen. Seither sucht die Szene einen geeigneten Platz, und hat zu diesem Zweck sogar eine Online-Petition gestartet. „Wir sind keine Verbrecher oder Raser!“, heißt es darin. „Unser Hobby bringt viele Menschen aus verschiedenen Ländern und Religionen zusammen.“

In Bietigheim haben sie nun ihren Platz gefunden. Die ersten Fahrzeuge kamen am Freitag um 19 Uhr, um 1 Uhr war der Parkplatz wieder leer. „Ob weitere Treffen an diesem Ort geplant sind, ist noch unklar“, sagt die Polizei. Da die Teilnehmer keine Regeln oder Gesetze gebrochen hätten, gebe es aber wohl keine Möglichkeit, weitere Zusammenkünfte dort zu verbieten – falls man das denn überhaupt wolle.